Herr Fink
am Mittwoch, 15. November 2006, 16:00
Ein Krimi in drei Akten
-1ter Akt-
„Herr Fink, ich muss ihnen zu meinem tiefstem Bedauern etwas schlechtes mitteilen...“
Fink zog sein Hemd wieder an, was er vorher für die Untersuchung hatte ausziehen müssen und sah den Arzt ohne eine sichtbare Regung an.
Beide schwiegen.
„Ja...?“, fragte Fink. Der Arzt schluckte.
„Herr Fink,...“, begann er, worauf wieder einige Sekunden Stille folgten. Der Arzt seufzte. Sein Mund, der in seinem Bartwuchs zu verschwinden drohte, klappte auf und wieder zu.
„Herr Fink...“, er senkte den Kopf, hob etwas die Augenbrauen und meinte schließlich so kurz wie möglich: „Herr Fink, sie sind krank.“
Fink nickte.
„Und damit meine ich, schwer krank.“ Die Betonung lag auf schwer.
Wieder nickte Fink und der Arzt blinzelte.
Schließlich stand er auf, ging zu seinem Schrank und holte eine kleine Karte mit dem Aufbau des menschlichen Körpers aus einer Schublade und legte sie auf den Tisch.
Er beugte sich über Finks Schulter und zeigte mit dem Finger auf den Kopf des im Profil dastehenden Menschen auf der Karte. Er drehte mit dem Finger Kreise in der Zeichnung des Kopfes.
„Sehen sie, da sie solange nicht beim Arzt waren...“ Jetzt sah er Fink direkt in die Augen. „Sie müssen doch unglaubliche Schmerzen gehabt haben...?“
„Deswegen bin ich zu ihnen gekommen.“, sagte Fink und erwiderte den Blick des Arztes.
„Ja, natürlich. Aber diese Schmerzen... müssen sie doch seit Monaten haben.“
„Hm....“
„Nun Herr Fink...“, er ging um den Tisch setzte sich wieder.
„Sie haben einen bösartigen Tumor im Kopf.“
Das ließ er ein paar Sekunden im Raum stehen.
„Wann werde ich sterben?“
Der Arzt legte seinen Kopf zur Seite.
„Ein-, höchstens zwei Monate.“
Fink blickte ihm in die Augen.
„Sehen sie, wären sie doch nur früher zu mir gekommen.“
Fink schloss die Augen.
„Der Tumor ist bereits zu solch einer Größe angewachsen, dass eine Operation so gut wie alle Aktivitäten des Hirns zerstören würde.“
„Der Zug ist also abgefahren?“
Der Arzt seufzte.
„Wie lange noch?“
„Viertelstunde.“
Die Nacht und die Lichter der Autobahn zogen an ihnen vorbei.
„Waffen überprüfen.“, meinte Pedro, ein mexikanischer Migrant mit starkem Akzent.
Hatte Fink schon zehnmal gemacht.
Eine Maschinenpistole Skorpion 61 und zwei halbautomatische Heckler und Koch P2000 mit Schalldämpfer.
Fink legte den Koffer auf den Sitz neben sich und beugte sich zu seinem Fahrer.
„Hast du Familie, Pedro ?
Pedro grummelte : „Mutter, Vater beide noch in Mexico. Bruder Pablo arbeiten auch hier“
„In der Firma meines Auftraggebers?“
„Ja.“
Fink nickte und setzte sich wieder auf die Rückbank. Sein Kopf schmerzte wieder höllisch. Er machte die Augen zu und biss sich auf die Unterlippe. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn und er atmete stoßweise aus.
„Herr Fink, alles gut?“, fragte Pedro, wohl kaum weil er sich Sorgen um Finks Gesundheit machte, als aus Angst, dass er die Operation und damit sein Geld gefährden könnte. Er hatte eine Liquidierung als Auftrag. Von einem gewissen Mister Miyazaki, der sich wiederum von einem gewissen Herrn Kotregel bedrängt fühlte, weil er dem Japsen Konkurrenz im heißumgekämpften Drogengeschäft machte. Er sollte ihm bei einer Koksübergabe auflauern und diskret erschießen, inklusive seiner Handlanger. Und wenn er sie alle schon umbrachte, sollte er auch was vom weißen Pulver mitbringen.
Ein paar Minuten saß er da und stierte in die Nacht hinaus oder versuchte sich die Fahrer und Fahrerinnen in den vorbeizischenden Auto anzusehen. Fink war eine hagere, blasse Gestalt mit dunklen, achtlos nach hinten gekämmten Haaren. Er hatte keine Familie, nichts an was er sich bindete. Er hatte keine Freundin und war nicht schwul. Und dazu ein Mann ohne Vergangenheit. Er lebte für seine Arbeit. Doch in manchen seiner Momente, in denen ein bisschen Menschlichkeit das maschinengleiche Antlitz zerstörte, fragte er sich, was es bringt, für die Arbeit zu leben, wenn man durch sie stirbt.
Irgendwann meldete sich sein Chauffeur.
„Herr Fink, sie fahren ab.“
Fink sah den Kleinbus, die sie seit geraumer Zeit in sicherem Abstand verfolgten.
„Folgen sie ihm, Pedro.“, meinte er unnötigerweise.
Kurz nachdem die Verfolgten mit blinkenden Lichtern in die Raststätte einbogen, folgten Fink und Pedro.
Sie kamen auf einen großen Parkplatz. Die zwei Kleinbusse fuhren auf einen der hintersten Plätze. Es war halb zwei am Morgen.
In sicherem Abstand hielten Fink und sein Gefährte.
„Pedro, es wird so aussehen:
Unsere Zielperson wird ,von zwei Leuten geschützt, in das Bistro gehen, während drei Leute zurückbleiben. Einer wird draußen stehen. Zwei andre im Auto sitzen. Alle bewaffnet. Eine Schießerei würde alles kaputtmachen. Alles.“
Pedro sah ihn mit seinen großen, dunklen und blutunterlaufenen Augen an und nickte kaum merklich. Erst nehmen wir uns den Wachposten vor. Nach der üblichen Methode. Danach sind die zwei Stubenhocker dran. Gleichzeitig. Den Boss und seine zwei Lover erledige ich dann alleine.“
Er blickte zu dem Kleinbus. Wie erwartet öffnete sich die hintere Tür und drei Männer in schwarzen Anzügen stiegen aus und stapften in Richtung Bistro. Als sie außer Reichweite waren, meinte Fink.
„Auf geht’s, hol deinen Koffer, Pedro.“
Pedro öffnete seinen Koffer, der wesentlich kleiner als Finks war und holte die gleichen zwei Heckler und Koch hervor wie Fink.
„Warum haben sie eine Maschinenpistole gekriegt?“
„Ich packe eben meinen Koffer selber, Pedro.“
Der Mexikaner deutete ein Lächeln an, was aber gänzlich verunglückte.
Sie verstauten die Waffen und hielten eine einsatzbereit in den Händen. Ihr erstes Opfer war etwa fünfzig Meter entfernt. Es war aus dem Wagen gestiegen –trug einen dunkelblauen Arbeiteroverall- lehnte sich ans Auto und rauchte, was Fink schmerzhaft an sein Gebrechen erinnerte. Dessen ungeachtet stieg er aus dem Auto und Pedro folgte seinem Beispiel. Sie luden ihre Pistolen, schraubten den Schalldämpfer drauf und versteckten sie in ihren Taschen. Beide hielten ihre Hände am Abzug und hätte einer von ihnen versehentlich abgedrückt, wäre es im Lendenbereich sehr schmerzhaft geworden. Sie begaben sich also schnellen Schrittes zu ihrem Opfer, dass sie noch nicht erkannte. Der Abstand betrug noch zwanzig Meter, als der Rauchende seine Kollegen warnen wollte. Fink zog seine Pistole aus der Tasche und schoss dem Raucher erst in den Lungenbereich und dann den Sicherheitsschuss in den Bauch. Das Schalldämpfer-„Plang“ ertönte zweimal kurz hintereinander, Blut schoss aus den Wunden und der Arbeiter schrie einmal knapp und herzhaft, bevor er das Zeitliche segnend, die Autowand entlangrutschte und dabei einen kleinen, blutroten Kontrast zu dem ewig Schwarz des Kleinbusses bildete. Die zwei andren im Cockpit drohten Radau zu machen. Fink und Pedro stießen gleichzeitig jeweils eine der Türen auf und erschossen die beiden nach der gleichen Prozedur. Auch die im Wagen hatten blaue Overalls an und japsten einmal laut, als der kaum hörbare Schuss ihre Lungen durchtrennten. Blut lief aus ihren geöffneten Mündern und ihre Köpfe knallten aneinander, als sie leblos zusammensanken.
-1ter Akt-
„Herr Fink, ich muss ihnen zu meinem tiefstem Bedauern etwas schlechtes mitteilen...“
Fink zog sein Hemd wieder an, was er vorher für die Untersuchung hatte ausziehen müssen und sah den Arzt ohne eine sichtbare Regung an.
Beide schwiegen.
„Ja...?“, fragte Fink. Der Arzt schluckte.
„Herr Fink,...“, begann er, worauf wieder einige Sekunden Stille folgten. Der Arzt seufzte. Sein Mund, der in seinem Bartwuchs zu verschwinden drohte, klappte auf und wieder zu.
„Herr Fink...“, er senkte den Kopf, hob etwas die Augenbrauen und meinte schließlich so kurz wie möglich: „Herr Fink, sie sind krank.“
Fink nickte.
„Und damit meine ich, schwer krank.“ Die Betonung lag auf schwer.
Wieder nickte Fink und der Arzt blinzelte.
Schließlich stand er auf, ging zu seinem Schrank und holte eine kleine Karte mit dem Aufbau des menschlichen Körpers aus einer Schublade und legte sie auf den Tisch.
Er beugte sich über Finks Schulter und zeigte mit dem Finger auf den Kopf des im Profil dastehenden Menschen auf der Karte. Er drehte mit dem Finger Kreise in der Zeichnung des Kopfes.
„Sehen sie, da sie solange nicht beim Arzt waren...“ Jetzt sah er Fink direkt in die Augen. „Sie müssen doch unglaubliche Schmerzen gehabt haben...?“
„Deswegen bin ich zu ihnen gekommen.“, sagte Fink und erwiderte den Blick des Arztes.
„Ja, natürlich. Aber diese Schmerzen... müssen sie doch seit Monaten haben.“
„Hm....“
„Nun Herr Fink...“, er ging um den Tisch setzte sich wieder.
„Sie haben einen bösartigen Tumor im Kopf.“
Das ließ er ein paar Sekunden im Raum stehen.
„Wann werde ich sterben?“
Der Arzt legte seinen Kopf zur Seite.
„Ein-, höchstens zwei Monate.“
Fink blickte ihm in die Augen.
„Sehen sie, wären sie doch nur früher zu mir gekommen.“
Fink schloss die Augen.
„Der Tumor ist bereits zu solch einer Größe angewachsen, dass eine Operation so gut wie alle Aktivitäten des Hirns zerstören würde.“
„Der Zug ist also abgefahren?“
Der Arzt seufzte.
„Wie lange noch?“
„Viertelstunde.“
Die Nacht und die Lichter der Autobahn zogen an ihnen vorbei.
„Waffen überprüfen.“, meinte Pedro, ein mexikanischer Migrant mit starkem Akzent.
Hatte Fink schon zehnmal gemacht.
Eine Maschinenpistole Skorpion 61 und zwei halbautomatische Heckler und Koch P2000 mit Schalldämpfer.
Fink legte den Koffer auf den Sitz neben sich und beugte sich zu seinem Fahrer.
„Hast du Familie, Pedro ?
Pedro grummelte : „Mutter, Vater beide noch in Mexico. Bruder Pablo arbeiten auch hier“
„In der Firma meines Auftraggebers?“
„Ja.“
Fink nickte und setzte sich wieder auf die Rückbank. Sein Kopf schmerzte wieder höllisch. Er machte die Augen zu und biss sich auf die Unterlippe. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn und er atmete stoßweise aus.
„Herr Fink, alles gut?“, fragte Pedro, wohl kaum weil er sich Sorgen um Finks Gesundheit machte, als aus Angst, dass er die Operation und damit sein Geld gefährden könnte. Er hatte eine Liquidierung als Auftrag. Von einem gewissen Mister Miyazaki, der sich wiederum von einem gewissen Herrn Kotregel bedrängt fühlte, weil er dem Japsen Konkurrenz im heißumgekämpften Drogengeschäft machte. Er sollte ihm bei einer Koksübergabe auflauern und diskret erschießen, inklusive seiner Handlanger. Und wenn er sie alle schon umbrachte, sollte er auch was vom weißen Pulver mitbringen.
Ein paar Minuten saß er da und stierte in die Nacht hinaus oder versuchte sich die Fahrer und Fahrerinnen in den vorbeizischenden Auto anzusehen. Fink war eine hagere, blasse Gestalt mit dunklen, achtlos nach hinten gekämmten Haaren. Er hatte keine Familie, nichts an was er sich bindete. Er hatte keine Freundin und war nicht schwul. Und dazu ein Mann ohne Vergangenheit. Er lebte für seine Arbeit. Doch in manchen seiner Momente, in denen ein bisschen Menschlichkeit das maschinengleiche Antlitz zerstörte, fragte er sich, was es bringt, für die Arbeit zu leben, wenn man durch sie stirbt.
Irgendwann meldete sich sein Chauffeur.
„Herr Fink, sie fahren ab.“
Fink sah den Kleinbus, die sie seit geraumer Zeit in sicherem Abstand verfolgten.
„Folgen sie ihm, Pedro.“, meinte er unnötigerweise.
Kurz nachdem die Verfolgten mit blinkenden Lichtern in die Raststätte einbogen, folgten Fink und Pedro.
Sie kamen auf einen großen Parkplatz. Die zwei Kleinbusse fuhren auf einen der hintersten Plätze. Es war halb zwei am Morgen.
In sicherem Abstand hielten Fink und sein Gefährte.
„Pedro, es wird so aussehen:
Unsere Zielperson wird ,von zwei Leuten geschützt, in das Bistro gehen, während drei Leute zurückbleiben. Einer wird draußen stehen. Zwei andre im Auto sitzen. Alle bewaffnet. Eine Schießerei würde alles kaputtmachen. Alles.“
Pedro sah ihn mit seinen großen, dunklen und blutunterlaufenen Augen an und nickte kaum merklich. Erst nehmen wir uns den Wachposten vor. Nach der üblichen Methode. Danach sind die zwei Stubenhocker dran. Gleichzeitig. Den Boss und seine zwei Lover erledige ich dann alleine.“
Er blickte zu dem Kleinbus. Wie erwartet öffnete sich die hintere Tür und drei Männer in schwarzen Anzügen stiegen aus und stapften in Richtung Bistro. Als sie außer Reichweite waren, meinte Fink.
„Auf geht’s, hol deinen Koffer, Pedro.“
Pedro öffnete seinen Koffer, der wesentlich kleiner als Finks war und holte die gleichen zwei Heckler und Koch hervor wie Fink.
„Warum haben sie eine Maschinenpistole gekriegt?“
„Ich packe eben meinen Koffer selber, Pedro.“
Der Mexikaner deutete ein Lächeln an, was aber gänzlich verunglückte.
Sie verstauten die Waffen und hielten eine einsatzbereit in den Händen. Ihr erstes Opfer war etwa fünfzig Meter entfernt. Es war aus dem Wagen gestiegen –trug einen dunkelblauen Arbeiteroverall- lehnte sich ans Auto und rauchte, was Fink schmerzhaft an sein Gebrechen erinnerte. Dessen ungeachtet stieg er aus dem Auto und Pedro folgte seinem Beispiel. Sie luden ihre Pistolen, schraubten den Schalldämpfer drauf und versteckten sie in ihren Taschen. Beide hielten ihre Hände am Abzug und hätte einer von ihnen versehentlich abgedrückt, wäre es im Lendenbereich sehr schmerzhaft geworden. Sie begaben sich also schnellen Schrittes zu ihrem Opfer, dass sie noch nicht erkannte. Der Abstand betrug noch zwanzig Meter, als der Rauchende seine Kollegen warnen wollte. Fink zog seine Pistole aus der Tasche und schoss dem Raucher erst in den Lungenbereich und dann den Sicherheitsschuss in den Bauch. Das Schalldämpfer-„Plang“ ertönte zweimal kurz hintereinander, Blut schoss aus den Wunden und der Arbeiter schrie einmal knapp und herzhaft, bevor er das Zeitliche segnend, die Autowand entlangrutschte und dabei einen kleinen, blutroten Kontrast zu dem ewig Schwarz des Kleinbusses bildete. Die zwei andren im Cockpit drohten Radau zu machen. Fink und Pedro stießen gleichzeitig jeweils eine der Türen auf und erschossen die beiden nach der gleichen Prozedur. Auch die im Wagen hatten blaue Overalls an und japsten einmal laut, als der kaum hörbare Schuss ihre Lungen durchtrennten. Blut lief aus ihren geöffneten Mündern und ihre Köpfe knallten aneinander, als sie leblos zusammensanken.