T H A D E U S at the Movies!
Sonntag, 18. März 2007
wahres kino
Pans Labyrinth
von Guillermo del Toro

Spanien

D: Ivana Baquero, Sergi Lopez

112 min.

FSK: 16

Seit 22. Februar im Kino







Selten hat mich ein Film so gepackt wie "Pans Labyrinth".
Sein tiefer Pessimismus, seine grandiose Bildsprache und die düstere Athmosphäre hielten mich noch Tage nach dem Sehen in Atem.
Denn auch wenn der Film zu Ende geht, sein Zauber bleibt noch lange.

Dabei kann man dem Film durchaus kritisch entgegensehen. Wenn man will.
Man kann ihn in bester Kritiker-Manier zerreden, Plotlöcher beklagen, Fehlbesetzungen ankreiden und die Inszenierung für schwach erklären.

Und für all das gibt der Film eine gewisse Angriffsfläche. Und wenn man, schon kritisch gesinnt, sich den Film ansieht, wird man sich womöglich bestätigt fühlen und nie die wahre Finesse dieses Films erkennen.

Hat man im Kino je so etwas wie den "Pale Man" gesehen, der seine Augäpfel in die Handinnenflächen drückt und durch sie sieht? Je so eine düstere Fantasie? Je so eine im wahrsten Sinne fantastische Inszenierung?Je so eine todtraurige Geschichte? So ein kongeniales wie faszinierendes Ende?
Ich nicht.



Und es war der erste Film, in dem ich in keinen Moment auf die Uhr gesehen habe, ehrlich. Der Film hat mich durchgehend fasziniert und gefesselt.

Und an die Leute, die dem Film 40% oder weniger gegeben haben:

Bekamt ihr keine Gänsehaut, als der Arzt erschossen wurde? Habt ihr euch nie gegruselt wie ein kleines Kind? Hat euch das Ende nicht überrascht?

Filme wie dieser sind für mich wahres Kino. Sie funktioren nur auf der großen Leinwand und sind die Filme, die mich ehrlich und wahrhaftig packen. Denn Tragik bzw. Trauer ist meiner Meinung das stärkste Gefühl, was Filme vermitteln können.

Das i-Tüpfelchen und das was die Dramatik erst zuließ waren aber eindeutig die Bilder, welche dafür mehr als zurecht den Oscar bekamen. Der Kameramann und die Beleuchter haben ihren Job mehr als gut gemacht.
Sie machen Ivana Baquero zu einem wunderbaren Symbol für die Unschuld und ich halte Baquero auch für alles andere als fehlbesetzt.

Ein Teil der düsteren Athmosphäre ist auch die Gewalt, die für den Film glaube ich doch recht wichtig ist. Oft überrascht sie den gemeinen Kinozuschauer, der sich an das Abblenden schon gewöhnt hat, maßlos. Man sieht wie Nazicapitain Vidal mit der Flasche auf den Bauer eindrischt und wartet darauf das die Kamera wegsieht, aber sie sieht nicht weg, sie hält weiter voll drauf.
Trotzdem konnte ich nie wegsehen, obwohl es mich drängte. Aber der Film hat mich so fasziniert, dass ich trotzdem gebannt auf die Leinwand blickte.
Nur bei der Amputation sah ich weg, so was kann ich partout nicht ab.

Und da erschliesst sich auch mein einziger Kritikpunkt, nämlich dass Ofelias Fantasiewelt von der Grausamkeit her nicht auf eine Stufe mit der realen Welt gestellt wurde.

Die Gewalt geht nämlich hauptsächlich von Capitain Vidal aus, der für mich ein ungeheuer starker Charakter war.
Man hasst ihn. Aber -und das rechne ich dem Film hoch an- man vesteht ihn. Man versteht, weshalb er foltert, denn er glaubt an ein aus seinen Augen "gesäubertes" Spanien. Und das ist es was ich an so gut wie allen Filmen, in denen Nazis vorkommen, vermisse. Sie sind immer kalte, böse Monster, nie Menschen. Auch die Nationalsozialisten waren meist liebende Familienväter und erst wenn man ihnen in Filmen auf so menschlicher Basis begegnet, versteht man sie und erkennt erst wirklich die Falschheit ihrer Ideale.
Das Vidal noch ein Mensch ist, erkennt man stark am Ende des Films.

Fazit: Auch wenn der Film einige Schwächen hat, hat mich selten ein Film im Kino so berührt. Und wenn ich nach dem Film stumm im Sessel sitze und ihn erstmal verdauen muss, dann sind mir das ganz klar 100% wert.

9/10

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren