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Montag, 30. Juli 2007
Sterben für Anfänger
am Montag, 30. Juli 2007, 13:46 im Topic 'Filmkritiken'
„Scheiße, wir haben den Falschen eingesargt!“
Mit diesem netten Eingangsgag beginnt der neue Film von Regisseur Frank Oz, dem einzigen Amerikaner unter all den Briten, die sich für diesen Film verantwortlich zeichnen. Typisch britisch sind auch seine Charaktere: Auf den ersten Blick versnobte Biedermeier, deren Fassade aber bei genauerem Hinsehen zu bröckeln beginnt. Bei der Trauerfeier des ehemaligen Familienoberhaupts eskalieren dann die Spannungen und die stille englische Gartenhauswelt wird zur totalen Anarchie.
Der Film macht den Zuschauer sehr schnell mit den Hauptfiguren bekannt, die Einführung besteht lediglich aus der Autofahrt zum Begräbnis. Getragen wird der Film vom Sohn des Verstorbenen, einen relativ normalen Familienmenschen, aus dessen Sicht man das Chaos, dass seine Familiensippe verursacht, miterlebt. Die anderen Typen sind natürlich knapp am Klischee vorbeikratzende Stereotypen unserer Gesellschaft wie es sich für eine echte schwarze britische Komödie gehört. Der dealende Student, der dicke Hypochonder, der unglücklich Verliebte, der schmierige Erfolgsautor, die nervenschwache Hausfrau, der schwule Kleinwüchsige und so weiter und so fort. Die mit Abstand schönste und lustigste Figur ist aber der im Rollstuhl sitzende Methusalem, der sich mit dem Alter eine Respektlosigkeit zu eigen gemacht hat, die zu den originellsten Szenen des Films führt.
Einer der Gäste bekommt nun aber Kopfschmerzen und nimmt eine der Tabletten des dealenden Studenten, da sie in einem Valium-Fläschchen schlummern. Der dadurch verursachte Rausch setzt nun eine höchst amüsante Kettenreaktion in Bewegung, in deren Folge der Tote einige Male aus dem Sarg plumpst, Leute nackt auf Dächer steigen und außerdem der mysteriöse Liliputaner dem Sohn eröffnet, er habe mit dem verstorbenen Vater eine sexuelle Beziehung gehabt und ihn mit Fotos mit dem Toten in entlarvender Stellung erpresst. Der Zwerg kriegt dann auch noch versehentlich 5 der berüchtigten Valium-Pillen verabreicht, weil man ihn ruhig zu stellen versucht und landet irgendwann , weil für tot gehalten, in markanter Position, im Sarg des Verschiedenen.
Die Darsteller sind allesamt Leute, die man namentlich nicht kennt, deren Gesichter aber aus Nebenrollen in „großen“ Filmen bekannt sind und die sich hier mit großer Spielfreude an den überspitzten Typen austoben können. Der Humor reicht von galligen Dialogen für die Feingeister unter den Zuschauern bis zu gröbsten Fäkalhumor, wenn beispielsweise der alte Onkel Alfie aus versehen das Gesicht des Hypochonders mit seinem Kot besprenkelt.
Frank Oz meistert seine Aufgabe großartig, er inszeniert das Chaos und seine Gags perfekt und schlägt in den richtigen Momenten laute Töne und in den richtigen Momenten eher leise Töne an. So behält der Film immer eine gewisse Würde trotz des rauen Humors. Das kann man aber auch als eine Schwäche auslegen, denn so hat der Film selten Kanten und ist für eine herausragende Komödie zu feingeschliffen und inkonsequent in seiner Weiterführung der eskalierenden Situation, denn am Ende fahren schließlich alle Gäste wieder nach Hause ohne dass die Ereignisse ihr Leben irgendwie verändert hätte.
Die originellere und weit schwärzere Komödie haben letztes Jahr die Dänen mit der großartigen schwarzen Komödie „Adams Äpfel“ abgeliefert, deren Frische und Härte sie in der Kinolandschaft herausragen ließ. „Sterben für Anfänger“ hingegen ist ein Film geworden, den man sich auch mit der Oma anschauen kann.
6/10
Gesehen im:
Cinemaxx Dammtor
Mit diesem netten Eingangsgag beginnt der neue Film von Regisseur Frank Oz, dem einzigen Amerikaner unter all den Briten, die sich für diesen Film verantwortlich zeichnen. Typisch britisch sind auch seine Charaktere: Auf den ersten Blick versnobte Biedermeier, deren Fassade aber bei genauerem Hinsehen zu bröckeln beginnt. Bei der Trauerfeier des ehemaligen Familienoberhaupts eskalieren dann die Spannungen und die stille englische Gartenhauswelt wird zur totalen Anarchie.
Der Film macht den Zuschauer sehr schnell mit den Hauptfiguren bekannt, die Einführung besteht lediglich aus der Autofahrt zum Begräbnis. Getragen wird der Film vom Sohn des Verstorbenen, einen relativ normalen Familienmenschen, aus dessen Sicht man das Chaos, dass seine Familiensippe verursacht, miterlebt. Die anderen Typen sind natürlich knapp am Klischee vorbeikratzende Stereotypen unserer Gesellschaft wie es sich für eine echte schwarze britische Komödie gehört. Der dealende Student, der dicke Hypochonder, der unglücklich Verliebte, der schmierige Erfolgsautor, die nervenschwache Hausfrau, der schwule Kleinwüchsige und so weiter und so fort. Die mit Abstand schönste und lustigste Figur ist aber der im Rollstuhl sitzende Methusalem, der sich mit dem Alter eine Respektlosigkeit zu eigen gemacht hat, die zu den originellsten Szenen des Films führt.
Einer der Gäste bekommt nun aber Kopfschmerzen und nimmt eine der Tabletten des dealenden Studenten, da sie in einem Valium-Fläschchen schlummern. Der dadurch verursachte Rausch setzt nun eine höchst amüsante Kettenreaktion in Bewegung, in deren Folge der Tote einige Male aus dem Sarg plumpst, Leute nackt auf Dächer steigen und außerdem der mysteriöse Liliputaner dem Sohn eröffnet, er habe mit dem verstorbenen Vater eine sexuelle Beziehung gehabt und ihn mit Fotos mit dem Toten in entlarvender Stellung erpresst. Der Zwerg kriegt dann auch noch versehentlich 5 der berüchtigten Valium-Pillen verabreicht, weil man ihn ruhig zu stellen versucht und landet irgendwann , weil für tot gehalten, in markanter Position, im Sarg des Verschiedenen.
Die Darsteller sind allesamt Leute, die man namentlich nicht kennt, deren Gesichter aber aus Nebenrollen in „großen“ Filmen bekannt sind und die sich hier mit großer Spielfreude an den überspitzten Typen austoben können. Der Humor reicht von galligen Dialogen für die Feingeister unter den Zuschauern bis zu gröbsten Fäkalhumor, wenn beispielsweise der alte Onkel Alfie aus versehen das Gesicht des Hypochonders mit seinem Kot besprenkelt.
Frank Oz meistert seine Aufgabe großartig, er inszeniert das Chaos und seine Gags perfekt und schlägt in den richtigen Momenten laute Töne und in den richtigen Momenten eher leise Töne an. So behält der Film immer eine gewisse Würde trotz des rauen Humors. Das kann man aber auch als eine Schwäche auslegen, denn so hat der Film selten Kanten und ist für eine herausragende Komödie zu feingeschliffen und inkonsequent in seiner Weiterführung der eskalierenden Situation, denn am Ende fahren schließlich alle Gäste wieder nach Hause ohne dass die Ereignisse ihr Leben irgendwie verändert hätte.
Die originellere und weit schwärzere Komödie haben letztes Jahr die Dänen mit der großartigen schwarzen Komödie „Adams Äpfel“ abgeliefert, deren Frische und Härte sie in der Kinolandschaft herausragen ließ. „Sterben für Anfänger“ hingegen ist ein Film geworden, den man sich auch mit der Oma anschauen kann.
6/10
Gesehen im:
Cinemaxx Dammtor
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