T H A D E U S at the Movies!
Samstag, 30. Juni 2007
Auf DVD: The Wild Bunch
"If they move, kill ´em"


Hach, endlich mal wieder ein Western in der Röhre. Und noch dazu einen, den ich schon sehr lange sehen wollte, ihn mir aber mangels nötiger Finanzen nicht kaufen konnte. Zum Glück entschied sich einer der Hansels von hitflip aber, diesen Klassiker zum Tausch freizustellen, sonst hätte ich noch länger auf eine Sichtung dieses mir bisher unbekannten Meisterwerks amerikanischen Films verzichten müssen.

"The Wild Bunch" handelt von einer Gruppe Outlaws mit Pike Bishop, einem alternden Helden, als Führer, die auf der Flucht vor dem Auge des Gesetzes nach Mexiko ausweichen müssen und dort den dekadenten Revolutionsführer Mapache kennenlernen, der ihnen einen verhängnisvollen Deal vorschlägt. Sie sollen einen Waffentransport per Zug überfallen und die Beute an die Mexikaner übergeben...

Das wäre sehr grob nacherzählt, das Grundgerüst des Films. Der Subtext aber ist der Einbruch der Moderne in die Welt des Westens und wie der Western-Mythos langsam zu bröckeln beginnt. Die Gruppe der Outlaws muss nicht zuletzt nach Mexiko flüchten, weil das einer der wenigen Flecken Erde ist, an denen die Welt, die sie kennen, noch existiert. Auch sie sind alt geworden und wollen es allesamt nicht wahrhaben, dass sich die Welt so schnell verändert. Am besten formulierte das wohl der Mann, der den Untertitel für die amerikanischen Plakate textete:
"Unchanged men in a changing land. Out of step, out of place and desperately out of time."
Wie man dem ausführlichen Bonusmaterial der DVD entnehmen kann, war wohl auch der berüchtigte Regiesseur des Films, Sam Peckinpah, ein ähnlicher Typ und in dem Streifen steckt wohl auch viel von ihm. Denn er selbst war wohl ein verzweifelter, selbstzerstörerischerischer Mann mit vielen Obsessionen und war vor allem eins: Ebenfalls total "out of time".

Die Qualität von Peckinpahs Filmen schwankt extrem, vor allem aber ist er als Actionregiesseur in die Filmgeschichte eingegangen und für seine stilisierte Gewalt mit dem berüchtigten Zeitlupeneinsatz, an dem man seine Filme sofort erkennt, berühmt geworden. Daran ist er aber auch zerbrochen, denn er sagte einmal: "Ich werde oft für die Gewalt in meinen Filmen kritisiert, aber wenn meine Filme nicht brutal sind, will sie niemand sehen." Er drehte nämlich auch eine ganze Reihe an Filmen, die allesamt tragisch, melancholisch und überhaupt nicht brutal waren. Nur wurden diese vom Publikum kaum wahrgenommen und gerieten bald in Vergessenheit.

"The Wild Bunch" ist keiner dieser Filme. Ganz im Gegenteil, die berühmten Shootouts am Anfang und Ende des Films, wirken noch heute unglaublich agressiv und in ihrem Ausmaß fast nihilistisch. Besonders das Finale ist unglaublich bleihaltig und wird zum Ballettanz der Brutalitäten überstilisiert. Wegen des geringen Budgets mussten sich die Nebendarsteller sogar mehrere Male erschießen lassen. Das heißt, das Filmblut wurde aus den Kostümen ausgewaschen, der Darsteller musste es abermals anziehen und sich noch mal erschießen lassen. Diese finale Schießerei bleibt einem noch lange im Gedächtnis.

Aber nicht nur wegen der innovativen Action halte ich "The Wild Bunch" für einen der besten Western ller Zeiten, sondern auch wegen der Charaktere. Denn sie stammen aus der Zeit als die Darsteller noch authentisch sein durften, wenn nicht sogar häßlich. Die Zahnlücken von Ernest Borgnine, die Nase von William Holden... Sie alle sind keine Schönheiten, sie alle sind dreckig und alt. Und das ist es, wieso ich oft alte Filme lieber mag als viele neuen. Keine der wenigen Wiederbelebungsversuche des Westerns hat funktioniert, da man heutzutage keine Schauspieler wie Borgnine oder Holden in einem Film als Hauptrolle verpflichten würde. Heute gibt es nur noch die ganzkörperrasierten Weichlinge wie Clooney, Pitt und Konsorten mit ihren verkronten Zähnen. Ich für meinen Teil mag Schauspieler wie in "Wild Bunch" wesentlich lieber, da sie sich durch Charakter auszeichnen und nicht durch Schönheit. So wirken die Dialoge der "Stars" dieses Films alle sehr authentisch und der Film ist ,denke ich, auch ein bisschen ein Film über das Altern. Ich könnte nie derartige Symphatien aufbauen für eine Gruppe von neun Clooneys wie zu diesen neun alten Herren auf ihrem "last walk".

Dabei bin ich kein großer Fan des amerikanischen Westerns, die Filme von John Ford beispielsweise halte ich für extrem angestaubt und bei John Wayne krieg ich Blitzherpes, aber dieser Film hat es mir angetan, obwohl er doch so durch und durch amerikanisch ist. Ich war eigentlich mehr der Typ, der sich mit den Italo-Western von Sergio Leone anfreunden konnte und ich würde immer noch "The Good, The Bad and the Ugly" vor "The Wild Bunch" stellen, aber "Once Upon a Time in West" halte ich für ganz schrecklichen Bockmist. Der Italowestern hangelt immer an der Grenze zwischen Kunst und Langeweile, jedenfalls bei Leone. "The Good, The Bad an the Ugly" halte ich klar für erstgenanntes, aber "Once Upon a Time in West" ist meiner Meinung nach eines der meistüberschätzten Werke der Filmgeschichte, denn er ist schlicht langweilig. Da mag ich den humorvollen und
bleihaltigen Amerikanismus von Peckinpah fast lieber.
9/10
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