T H A D E U S at the Movies!
Dienstag, 31. Juli 2007
Die Simpsons - Der Film
"I was elected to lead, not to read."

Immer um 18 Uhr geht im Deutschen Fernsehen die Sonne auf, wenn die "Simpsons" gesendet werden. Denn sie gehören mitunter zum besten was vor 22 Uhr gesendet wird.

Jetzt kommt die gelbe Familie also ins Kino. Und man sieht ihr in jeder Minute an, dass sie da nicht hingehört.

Nahezu unbemerkt bin ich in den letzten Jahren ein echter "Simpsons"-Fan geworden, denn irgendwann fängt man an jeden Abend um 18 Uhr die Glotze anzuschalten. Und ich liebe die Serie. Im Fernsehen.

Die besten Folgen sind solche, deren Storylines geradezu ins Nichts führen, aber dass mit einem Höllentempo und extrem hoher Gagdichte. Der Kinofilm versagt hier aber völlig, denn die Simpsons zeichnen sich vor allem durch ihren Kurzweil aus. In knapp 25 Minuten werden verschiedene Geschichten erzählt, von denen nur eine schon Stoff für einen Hollywood-Film bieten dürfte. Das war es, für das man die Simpsons liebte.

All diese Gesetze hebt der Film aber auf und so passiert etwas, was ich nun wirklich nicht erwartet hatte: Man langweilt sich! Der Film hat Längen! Bei den Simpsons!!

Der Film bietet zwar eine simpsonstypische Story, genau so gut hätte man diese aber in einer Folge erzählen können. Oder, wenn man schon die "Simpsons" in derartige Längen ziehen muss, dann doch bitte in dem man der Serie noch ein paar Facetten hinzufügt. Aber auch davon in jeder Minute: Fehlanzeige! Die Witze sind alle auf Kosten von Schwächen der Figuren, die man eh schon alle kennt. Ich hätte beispielsweise gerne mehr über Springfield, seine Bewohner und die Simpsons-Welt im allgemeinen erfahren. Es ist zwar immer noch amüsant, wenn Homer ein Hammer ein Auge stecken bleibt, aber deswegen muss man nicht ins Kino gehen. Ähnliches gibt es in jeder Simpsons-Folge im Fernsehen zu sehen.

Die Story, die nett die Klimawandelhysterie kommentiert, ist zwar aktuell und relativ originell, aber für simpsonsche Verhältnisse nichts Herausragendes.

Der Humor ist erstaunlich brav, sogar im Gegensatz zu den Folgen im Fernsehen. Wirklich böse oder gar satirisch wird es nur selten. Den Film dominieren eher familientauglichere Witze, die einen schnell langweilen. Die besten Momente hat der Film in den wenigen Momenten, in denen er sich wirklich etwas traut. Arnold Schwarzennegger als amerikanischer Präsident war ein Brüller, genau so wie meine Lieblingsszene, in der das berüchtigte Computerspiel "Grand Theft Auto" parodiert wird, wenn Homer in Alaska "Grand Theft Walrus" spielt, mit einem Walross-Gangster, der einen schwer an "Happy Feet" erinnernden Pinguin abknallt. Ansonsten gibt es noch ein paar Schmunzler, beispielsweise die Schlittenhunde, aber sonst war ich erschreckt, wie wenig Gags mich zum Lachen gebracht haben, während ich mich beim Fernsehen oft Dauerbeömelle.

Was nun aber das dickste Ding ist: Der Film nimmt sich über lange Strecken wirklich und wahrhaftig ernst. Das Ende ist keinesfalls eine Parodie auf schnulzige Hollywood Happy-Endings, sondern ernsthaft. Diesen Wandel dokumentiert auch der Wechsel vom Fernseh-Simpsons-Komponist Alf Clausen zum Pathos-Bombastiker Hans Zimmer. Das Erfolgsgeheimnis der Simpsons liegt nämlich nun mal im Status Quo, wenn Marge Homer nun aber wirklich verlässt, dann ist das nicht nur Simpsons-untypisch, der Film versucht damit eine echte Hollywood-Dramaturgie aufzubauen.

Und deshalb ist der Film trotz viel Lobes für mich eine der größten Enttäuschungen der letzten Zeit.

3,5/10

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