T H A D E U S at the Movies!
Last Seen: Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb
Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb Regie: Sogo Ishii

Den Titel hat der Film einem japanischen Piloten zu verdanken, der in einem plötzlichen Anfall geistiger Verwirrung, rückwärts in ein vollbesetztes Passagierflugzeug geknallt ist. Nicht besonders lustig (jedenfalls für die Insassen).

Sogo Ishii drehte mit einem kleinem Budget diesen kleinen, kranken Film der vor kurzem in der Trash-Reihe von Arte lief, die hier im Forum ja auch ausführlich besprochen wird. Dieser Film ist jedoch alles andere als Müll, auch wenn Trash in der Reihe wohl eher heißen soll, dass das gesendete Stück zum Genre der bizarren, absurden Filme gehört, mit denen die meisten Leute relativ wenig mit anfangen können.

Die Familie Kobayashi zieht aus der lauten Innenstadt in ein kleines, feines Haus. Der Vorspann läuft noch, als die überglückliche Familie einzieht. Dazu läuft stimmungsvolle Japanermusik im Hintergrund, die die gute Stimmung noch unterstreicht. Eine harmlose Familie: Ein netter Vater, eine aufgeweckte Mutter, ein stiller Sohn, eine extrovertierte Tochter, die sich wie ein Baby aufführt.

Es fängt ja so scheißharmlos an. Friede, Freude, Eierkuchen. Das der erste Teil das genaue Gegenteil zum Zweiten sein wird, weiß der Zuschauer noch nicht. Bei der zweiten Sichtung ist der Film jedoch mindestens so spannend, da man in bestimmten Szenen den Charakteren zurufen möchte, das er das jetzt bloß nicht tun soll. Vergeblich, denn meistens hören einen keine Menschen auf dem Fernseher. Ein fünfjähriger Junge, der wohl noch nicht gerallert hat, dass die Welt im Fernseher eine fiktive ist, sprang (so stand es in der Zeitung) während einer Ü-Ei Werbung so stark gegen die Mattscheibe, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Was hat das mit dem Film zu tun, wird man sich jetzt fragen. Diese Familie, die anfangs so harmonisch wirkt, hat nämlich hochgradig einen an der Waffel. Und das ausnahmslos jedes Mitglied der Familie Kobayashi. Der Sohn treibt sich in den Wahnsinn, da er nichts anderes macht als für die Universitätsprüfung zu lernen, der Vater kämpft mit der Bohrmaschine gegen Insekten, die Mutter wird zur Nymphomanin und die Tochter macht die ganze Zeit so genannte „Schauspielübungen“.

Man weiß nicht genau, wo das Chaos begann. In welcher Szene. Denn langsam wird die pure Harmonie zum totalen Chaos. So beginnt im von mir ernannten „Zweiten Teil“ eine bizarre Schlacht. Die Mutter wirft mit Gabeln und Messern, die Tochter, deren Berufswunsch Catcherin ist, schmeißt sich in den Badeanzug und verwechselt ihr Haus mit dem Boxring, der Sohn baut sich eine hochtechnische Anlage an seinen Arm mit der er effektiver Baseball spielen kann, aber eben auch andere schmerzhaft verkloppen, der dazu gezogene Opa laboriert an Weltkriegserinnerungen und der Vater holt Bohrmaschine und einmal sogar Kettensäge hervor. Und zu guter Letzt wird noch das ganze Haus dem Erdboden gleichgemacht. Doch keine Angst, der Film ist ab 12, und jeder der Beteiligten bleibt relativ unverletzt.

Das Ende ist wohl die größte Überraschung, da dann wieder (wenn auch auf skurrile Weise) genau die Harmonie da ist, wie am Anfang.

Eine meiner Lieblingskomödien aus Japan, auch wenn das meisterhafte „Tampopo“ noch witziger war.

8/10

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cobra, Donnerstag, 14. Juni 2007, 15:17
Schade, der Film ist unbemerkt an mir vorübergegangen. Dabei halte ich durchaus regelmäßig Ausschau nach den ungewöhnlichen Streifen, die ARTE ab und an ins Programm nimmt. Ärgerlich nur dass einiges bloß im OmU gezeigt wird, was gerade bei asiatischen Filmen nicht so mein Fall ist. ^^

LG,
Thommy
http://myblog.de/tiuri