T H A D E U S at the Movies!
Nur fürs Geld-Ein kleiner Krimi


Plötzlich vernahm er ein plumpsendes Geräusch hinter sich. Er wirbelte erschrocken herum. Dann stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus; es war nur ein großer grüner Frosch. Er war aus dem Teich auf die Marmorstufe des Pavillons gesprungen. Nun saß er da und sah ihn feierlich mit seinen vorstehenden, blinkenden Augen an. “Du kannst nicht sprechen, Bastard!” bemerkte der Mann höhnisch. “Aber ich will doppelt sichergehen!” Indem er dies sagte, versetzte er dem Frosch einen heftigen Tritt, der ihn gegen das Tischbein schleuderte. Die langen Hinterbeine des Tieres zuckten, dann lag es still. “Geh zu deinen Kameraden!” sagte er verächtlich und stieß ihn ins Wasser. Mit einem Plumps fiel er zwischen die Lotospflanzen. Auf einmal zerriß das Quaken von Hunderten erschreckter Frösche die Stille die Nacht.
Abermals erschrak er, denn mit einer derartigen Reaktion der Frösche hatte er nicht gerechnet. Als das Quaken wieder leiser wurde, fragte er sich warum er den Frosch getötet hatte. Es war nur ein Frosch, sicher, aber wo lag der Grund, dass er ihn so brutal gegen das harte Tischbein geschleudert hatte, dass der Bauch des bedauernswerten Tieres aufplatzte? „Bist du nervös?“, fragte er sich und verwarf den Gedanken so gleich. Zu oft hatte er derartige Aufträge bekommen, meinte er, als er sich eine Kippe anzündete. Es würde alles wie immer laufen. Wenn das Ehepaar kommen würde, würde er warten bis sie im Haus sind, dann ein Sprung aufs Dach und er würde durch das Fenster im Gästezimmer einsteigen. Er durfte ihn nicht gleich umlegen, was ärgerlich war, denn so waren die Fluchtchancen höher. Er musste erst noch ein Papier unterschreiben, was der Mörder in seine dunkle und weite Jeans gesteckt hatte. Und dann war da noch die Frau. „Scheiße, natürlich muss ich sie auch töten“, dachte er paffend vor sich hin. Er brachte nicht aus Spaß Leute um, davon war er eigentlich überzeugt. Nur fürs Geld. Aber die Sache mit dem Frosch hatte ihn zweifeln lassen. Machte es ihn an, wenn er durch Fenster stieg, fremden Leuten in die erschreckten und panischen Augen zu blicken, eine Pistole an ihre zitternde Schläfe zu richten und schließlich zu sehen, wie ein Teil des Kopfes explodierte und der rote Lebenssaft die meist schönen Villenböden und Wände beschmutzte? Verdammt, ein Auftragskiller darf so nicht denken. „Nur fürs Geld...“, versuchte er sich in einem leisen Singsang einzureden, als er die Zigarette auf den Boden warf und mit seinen Stiefeln ausdrückte. Der Inhalt verteilte sich auf dem Boden der Terrasse, auf der er stand. Genau wie beim Frosch, dessen Mageninhalt eine kleine Lache um das Tischbein gebildet hatte. „Halleluja.“, meinte er und bekreuzigte sich.
In der Einfahrt knirschte der Kies. Jetzt war keine Zeit mehr für solch Sentimentalitäten. Er nahm einen kleinen Koffer, der bis dahin unbenutzt neben im gestanden hatte, sprang auf den Tisch und von da auf das Dach. Als er so schnell wie möglich nach oben kletterte, fiel ein Dachziegel, den er mit seinem Fuß losgetreten hatte, nach unten und zersprang laut auf dem Marmorboden der Terrasse. Der Mörder verfluchte sich selber, als er die Gattin seiner Zielperson sagen hörte: „Was war das?“ „Hmm...“ zögerte ihr Mann. „Weiß auch nicht, aber ich hab auch so was Knallen gehört.“ Ein Dachziegel, du Spießerarsch, dachte sich der Mörder. „Ach ist doch egal...“ , innerlich jubelte der Killer. „Lass uns endlich reingehen, bevor wir noch erfrieren“, sagte der Mann und der Mörder hörte die Frau kurz laut lachen. Wenn man über so dumme Witze lacht, muss man schon ziemlich blau sein, analysierte er. Die werden schon noch nüchtern, dachte er und hätte ihm auf dem Dach jetzt jemand in sein Gesicht gesehen, so hätte er eine grinsende Visage erblickt, die ein paar Goldzähne entblößte. Scheißdreck, schon wieder so eine emotionale Regung in Bezug. Kalt wollte der Mörder sein, kein Sadist der gern Köpfe explodieren sieht. Die Eingangstür schloss sich knarzend. Er sah auf seine Uhr. Eine halbe Stunde vor Mitternacht. Er atmete noch etwas kühle Abendluft ein und öffnete dann seinen Koffer. Er enthielt eine Waffe mit Schalldämpfer, ein Fernrohr mit ansteckbarem um-die-Ecke-guck-Glas und ein metallenes Ding, etwa so groß wie eine Hand, dass er jetzt brauchte. Er rutschte vorsichtig zu dem Fenster hinunter und öffnete es mit dem Ding in seiner Hand. Er zwängte sich durch die Lucke und kam mit seinen Füßen auf ein weiches Bett, dass das letzte Mal wohl noch vor der Geburt des Mörders benutzt worden war.
Im Zimmer war es sehr dunkel, doch durch die Ritze zwischen Tür und Boden schoss helles Licht in den Raum. Sie waren also oben. Oder wenigstens einer von ihnen. Der Mörder bückte sich und sah durch das Schlüsselloch. Niemand zu sehen. Er musste schnell die Tür öffnen und dann nach rechts in das Badezimmer springen. Früher oder später würde dann die Frau oder der Mann kommen und von ihm überwältigt werden. Am besten wäre es, wenn die Frau kommen würde, denn der Mann musste ja noch unterschreiben. Scheiße, er ging ein Risiko ein. Ein bisschen Pech und er würde entdeckt werden. Er zählte bis drei und öffnete dann ruckartig die Tür, wie es die Polizisten im Fernsehen bei den Gefangennahmen machen, nur leiser. Vollkommen geblendet von der grellen Helle, die im Flur herrschte, stand er ein paar Sekunden regungslos da. Langsam konnte er die Augen wieder öffnen und sah eine Frau mit vor Schrecken weit geöffneten Augen, der eine blauweißgestreifte Schlafanzughose aus den Händen fiel. Zwei Sekunden lang starrten sie sich an. Beide erschreckt und vollkommen überrumpelt. Zwei Sekunden Stille. Vollkommene Stille und zwei Augenpaare die sich ansahen. Dann plötzlich stürzte sich der Mörder auf die Frau, die nur noch ein „Was...?“ keuchen konnte, bevor sie umgeschmissen wurde. Er wollte sie nur auf den Boden werfen, ihr die Hand über den Mund legen und sie mit seiner Pistole an der Schläfe bedrohen. Dann wäre er mit ihr zu ihrem Mann gegangen und hätte ihm damit gedroht sie umzunieten, wenn er nicht unterschreiben wollte. Aber jetzt... Die Frau war tot. Er hatte sie auf eine spitze Ecke an der Wand geworfen. Aus ihrem Hinterkopf sickerte in immer gleichem Tempo Blut und beschmutzte den Teppichboden im Flur. Ihr Mörder fasste sich erschreckt an den Kopf. Wie sollte er jetzt den Mann zum Unterschreiben bringen?! Sie als ohnmächtig verkaufen? Nein, die Frau sah tot aus, selbst für einen Leichenlaien. Scheiße, scheiße, scheiße... Der Mann würde wütend sein. Wenn er seine Frau liebte, jetzt wohl mehr geliebt hatte, dann hatte er jetzt nichts mehr zu verlieren und würde die Unterschrift verweigern, selbst wenn der Mörder ihm zu Leibe kommen würde. Unten hörte er Schritte und dann fragendes Rufen. „Ist was, Liebes?“ Ja, ich wurde gerade von einem Auftragskiller ermordet, sonst ist aber alles okay. Du brauchst gar nicht hochzukommen, dachte der Mörder. „Liebes...?“ Schritte, jetzt schon auf der Treppe. Was sollte er machen. Bald würde er ihn sehen. Der Mörder griff in seine Lederjacke und holte einen Revolver hervor. Jetzt standen sie sich gegenüber. Der Mann riss die Augen auf und seine Kinnlade fiel hinunter. Wieder verdammte zwei Sekunden in denen er in die Augen seines Opfers sehen musste. Was tun? Ihn umbringen? Der Mann schaltete relativ schnell. Frau tot, Mann mit Wumme in der Hand, Blut. Er schrie laut auf und wollte zu seiner Frau rennen, da packte ihn der Mörder an der Schulter und er fiel mit dem Gesäß auf den Teppichboden. Der Mörder zielte mit dem Revolver auf den Kopf seines Opfers. „Was...“, der Witwer schüttelte den Kopf, dann schrie er ihn an: „Was haben sie mit ihr gemacht!?“, schrie er aus Leibeskräften. Der Mörder zielte zwar auf den Kopf des Mannes, in Wahrheit aber war er in einer aus der Verzweiflung geborenen Schockstarre. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Er sagte nichts, als der Mann auf ihn einschrie. Blieb einfach stehen und nahm nur noch die Hälfte war. Er sah verschwommen wie seine Zielperson sich erhob. Er spürte, wie er von dem immer noch schreienden Mann gegen das Geländer gestoßen wurde. Die Treppe war lang. Sogar sehr lang. Der Mörder stürzte hinunter und prallte mit einem lauten Knall auf dem harten Betonboden auf. Aus seinem Kopf spritzte Blut und beschmutze den Boden. Dann war es still in dem Haus.

Kommentieren



goetzeclan, Mittwoch, 17. Mai 2006, 11:59
... und die Autos, die den Abhang runterstürzen explodieren üblicherweise, wenn sie aufprallen, in einem grellen Lichtblitz und einer Wolke aus Feuer und Rauch. "Benzintank explodiert", denkt sich der Vidiot, stark versucht ein kleines Stück zurück zu spulen um den krassen Sturz nochmal zu sehen. "Benzintank, ganz klar, der macht so einen Bumm. Weiß doch jeder." Und schon wird sein Augenmerk auf die nächste Realitätsverzerrung gelenkt. Irgendeine. Ist doch egal. Aber, Benzintanks explodieren nicht. Wer ein brennendes Streichholz in einen Eimer Benzin wirft, ja, von mir aus auch Superbenzin, wird nur zusehen können, wie das Streichholz verlöscht. Nix mit Bumm. Benzintanks explodieren nicht. Killer, zumal Auftragskiller, Profies also, gucken auch nicht geblendet, wenn sie in einem dunklen Raum die Tür aufreissen, wenn durch das Schlüsselloch gleissendes Licht strömt. Auftragskiller erkunden den Ort und suchen eine passenden Platz für die Arbeit, den Auftrag. Den führen sie dann aus. Der hier ist ein wenig dumm. Schön, das er über die Moral nachdenkt, und über das Töten. Aber dann geht alles nur noch durch Zufall. Auftrag durch Zufall ausgeführt? Wollt ich nicht, Herr Richter?
Ach ja, und wenn Sie bis hier gelesen haben, dann haben Sie vielleicht bemerkt, dass ein Absatz dann und wann eine hilfreiche Sache ist für den Leser. Guter Ansatz, die Geschichte. Ich bin gespannt auf mehr.

thadeus, Mittwoch, 17. Mai 2006, 19:33
Die Absätze bring ich noch schnell rein. Wenn ich mal die Zeit finde, gibts mehr Kulzgelschickten von mir.