T H A D E U S at the Movies!
DVDtipp! Klein, dick und trotzdem sexy

... so beschreiben manche Leute den Hauptdarsteller dieses Kinojuwels. Klein und Dick glaubt man aufs Wort, über zuletzt genanntes lässt sich streiten. Doch die Beschreibung "sexy" ist genau das Gegenteil zu den Schauspielern (oder besser wie sie spielen) und dem Film insgesamt gesehen.
Herr Köster, der oben genannte Gustav-Peter Wöhler, führt ein Leben, das sich Tag für wiederholt. Minute für Minute, Stunde für Stunde. Und es ist kein schönes Leben. Er ist unglücklich, doch er will es nicht so recht wahrhaben. Das einzig Schöne in seinem Tagesablauf sind die Joggrunden vor der Arbeit in der Bank. Er bekommt Übelkeitsanfälle, es schmerzt, doch der Arzt findet keinen physischen Grund dafür. Köster geht es immer schlechter. Als der Bankdirektor das merkt, gibt er ihm eine Woche Urlaub und als der Tagesablauf ins Strudeln gerät, fällt Köster in ein seelisches Loch.
Soviel zum Anfang des Films. Vielleicht wirkt das etwas abschreckend. Wozu die Leiden eines Pummels in der Midlife-Crisis anschauen?, doch das täuscht. Der tragische Charakter der Geschichte ist nicht zu verleugnen, doch das wird so komisch dargestellt, dass die Regiesseurin schon jetzt mein Tip des jahres ist.

Wunderbare Szenen lässt sie entstehen. Voll lakonischem Humor und so wirklich, nie überzeichnet, dass es teilweise Applaus im Kinosaal gab (ziemlich idiotisch, wenns die Macher sowieso nicht hören, oder?).
Das so Wunderbare an dem Film lässt sich kaum beschreiben mit ein paar nüchternen Sätzen. Er geht nie ins Kitschige, da es so unspektakulär erzählt wird, was ihn so greifbar macht.

Herr Köster geht durch den Supermarkt, zwischen zwei prall gefüllten Regalen. Er geht, und links und rechts tauchen immer mehr rote Fähnchen auf, mit deR aufschrift "dauerhaft billig!". Eigentlich kein Gag, trotzdem wird gekichert.
Oder wenn die Tochter zu ihrer Mutter meint, als sie sie darauf anspricht, dass sie von einem Klassenkameraden angelächelt wurde. "Mama, er hat mich nur angelächelt, davon wird man nicht schwanger!" und beim Abendessen meint: "Ich bin schwanger, Patrick hat mich zu lange angeschaut!"
Der Film enthält so viele schräge Figuren, die jedoch so real wirken, das man sie zu kennen glaubt. (Fast) jede/r hat in diesem Film seine Macken. Der Sohnemann, der kaum spricht und ,weil er immer gegen alles rennt, einen Helm trägt, die freche Tochter, der Vater, also Herr Köster, und die Taxifahrerin, die Köster folgt und zwischen denen sich eine Freundschaft entwickelt. Nur der Obdachlose Hundefreund wirkt leicht unrealistisch.

Nicht nur Wöhler spielt fantastisch. Jeder, der in diesem Film vorkommt, und das sind nicht nur Berühmtheiten, prägt seine Rolle und macht sich unvergessen. Ausnahmslos (bis auf Statisten).

Besonders die hippe Taxifahrerin und Herr Köster, d.h. Meret Becker und Gustav Peter wöhler, harmonieren in gemeinsamen Szenen so besonders, was nicht zuletzt an feinen Dialogen und gutem Drehbuch liegt.

Nur (nobody is perfect) der Soundtrack wirkt stellenweise stark eintönig, da er hauptsächlich aus hohen Klaviertönen besteht.
Was manche als Kritikpunkt werten würden ist, dass gelegentlich sehr viel Wöhler im Bild ist und der film dadurch etwas studienhaft wirkt.
FAZIT:
Ein ganz besonderer Film, deren Faszination sich kaum in Worte fassen lässt. Alles wirkt wirklich und kurios. Und die Darsteller (die Kinder, vorallem das Mädchen das Berit, die Tochter, spielt, mit eingeschlossen) spielen auf höchstem Niveau.
Ein kleiner, aber nicht unbedeutender Film.



DVDstart: 30.9.2006
"Urlaub vom Leben"

7/10

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