T H A D E U S at the Movies!
Planet der Affen - Ein Stones-Konzert







The Rolling Stones -A bigger Bang in Hannover (AWD Arena)

Die Sonne brennt in das Stadion zwar nicht ganz so stark wie sie´s draußen tut, doch man spürt sie im Nacken und anderswo brennen. Nichtsdestotrotz tummeln sich in der Arena, in der sonst Hannovers 96er schwitzen, die schrägen Vögel. Wo man auch hinblickt: Hippies! Vom Kiffen dürr gewordene Stones-Fans mit laaangen Zottelmähnen, Hut und John-Lennon-Sonnenbrillen, Mischungen aus Jeans- und Lederjacke und schmalen Lippen, die ganz sicher keine Zigaretten rauchen, dafür aber umso geruchvollere Sachen. Doch so viele auch rumlaufen an komischen Freaks, sie überwiegen nicht. Den Hauptteil des Konzertpublikums bilden über-50-Jährige, die ziemlich bürgerlich ausschauen. Exhippies, die im Lauf der Zeit immer spießiger geworden sind und sich für den Abend heute ein bisschen Gras in ihre Zigarette drehen. Aber was rede ich daher, schließlich bin ich erst 12 Jahre alt und habe dementsprechend wenig Erfahrung mit dem Hippietum, der größten Zeit der Stones, in der sie noch wesentlich besser aussahen, als heute.

Wegen Keith Richards, der von den Fünfen einem gerade aus der Gruft gestiegenen Zombie am ähnlichsten sieht (was echt ne´ Leistung ist!), wäre das Konzert fast abgesagt worden. Von der Geschichte gibt’s zwei Versionen, von denen die eine besagt, dem Guten wäre eine Kokosnuss auf die Rübe geplumpst und die andere (wesentlich schärfere), er wäre im Vollsuff auf eine Palme gestiegen und heruntergefallen. Das muss man sich mal vorstellen, dieser Opa, der an einen magersüchtigen Affen erinnert, wie er auf gröhlend auf eine Palme klettert, das Gleichgewicht verliert und in die Tiefe saust.

Aber man sieht es ihm nicht an, der Kopf ist dran und sieht für Stonesverhältnisse – nicht für irdische - ganz passabel aus. Ihn und die andern darf man bewundern, wie sie plötzlich auf die Bühne rennen und gleich mit dem sauschnellen Durchdrehsong „Jumpin´ Jack Flash“ das Konzert eröffnen. Mick Jagger verrenkt sich, kreischt ins Mikro und bringt die Massen zum Toben. Noch hat er eine eigenartige rosafarbene Jacke an. Eine Mischung aus den Raumschiff Enterprise-Uniformen und einem Rocky-Horror-Picture-Show-Kostüm. Völlig überrumpelt beginnen die geschätzt 40.000 Leute erst verzögert zu tanzen und mitzusingen. Der Schlemmerzungenverkäufer schreit sich die Kehle aus dem Hals. „Roooolliiing Schtooons!!!Mick Dschäggaaaaaaa!!!“

Darauf folgen Lieder aus dem neuen Album auf die das Publikum gelangweilt reagiert. Das Tanzen beschränkte sich bei den anwesenden alten Knackern auf Klatschen im Takt und bei den weiblichen Gegenstücken auf das Vor- und zurückwippen der Hüfte. Das krasse Gegenstück: Mick Jagger! Er kreischt, schwitzt, haut in seine Gitarre, rennt und verrenkt sich eigenartig und tanzt spontan Quark. Eindeutiger Fall von ADS. Aber schön, wenn ein Zappelphilipp so seine Hyperaktivität verkauft.

Zwischendrin beweist uns der angenehm ruhige Keith „Kokosnuss“ Richards, dass er nicht singen kann und dann geht´s weiter mit Mick, Mick und noch mal Mick.

Das Konzert steigert sich immer mehr. Anfangs bescheidene Lichter werden zu pompösen und eindrucksvollen Lightshows. Feuerfontänen, Feuerwerk und eine riesige Aufblaszunge runden die Millionenshow ab. Für die gefühlte Nähe fährt die Band auf einer separaten Bühne durchs Stadion und jeder darf sie mal bewundern.

Und dann fährt man mit einem Pfeifton im Ohr nach Hause und denkt:

ICH HAB DIE STONES GESEHEN!

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goetzeclan, Samstag, 19. August 2006, 23:40
Ich habe sie auch gesehen, vor 25 Jahren! Damals, 1981 im Müngersdorfer Stadion, da munkelte man schon, das dies die letzte Tour sei. Aber die sterben nicht. Die faulen bis zum Schluss, und wer will sie ablösen?