T H A D E U S at the Movies!
Harry Potter und der Orden des Phönix
Es ist schon lange her, dass ich in einem fast vollen Kino saß. Aber „Harry Potter“ hat es mal wieder geschafft und alle anderen Sommerblockbuster mit einem gehörigen Rumms von der Kinoleinwand gefegt.

Mittlerweile ist er allerdings auch schon älter geworden und der Rattcliff-Daniel (einer der Nachteile wenn man kein Internet zur Hand hat: Man kann die Namen von Hauptdarstellern nicht nachschauen...) mit ihm. Und irgendwie ist er auch zu groß geworden für das olle Potter-Kostüm, so wirkt die Brille beispielsweise extrem aufgesetzt und passt einfach nicht mehr zu einem 17-Jährigen, aber es ist halt Harry Potter. Außerdem schien es mir manchmal als hätten die Macher versucht, die Darsteller jünger wirken zu lassen, als sie sind. Ich hatte bis jetzt leider noch nicht die Gelegenheit Emma Watson „live“ zu sehen, aber in dem Film sieht sie definitiv nicht aus wie 17. Auch bei den anderen Darstellern harmonierten die Klischees, die sich im Laufe der Reihe entwickelten nicht mehr so ganz mit den Darstellergesichtern.

Filmisch hat man sich aber nun der älter werdenden Zielgruppe wohl mittlerweile gänzlich angepasst, der Film versucht gar nicht erst auch Jüngere anzusprechen, also solche unter der 12er-Grenze. Das ist im Grunde eine schöne Entwicklung, die nur allzu nötig war, auch wenn sich das in den zwei letzten Filmen bereits deutlich abgezeichnet hat.

Was außerdem noch auffällt, ist das ausgerechnet das längste Buch mit einem vergleichsweise kurzen Film visualisiert wurde. Für die Verfilmungen war es immer schwierig, genau das herzustellen, was die Bücher ausmacht: Nämlich das Aufbauen einer Parallelwelt, in der auch der Schlüssel zum Erfolg Potters liegt. Ein Buch hat dazu viel mehr Zeit als ein kurzer Spielfilm. Die vorangegangen haben aber immerhin versucht, die Welt herzustellen, wie sie im Buch beschrieben wird. Der „Orden des Phönix“ versucht das aber gar nicht und deshalb halte ich ihn für einen der schwächeren Filme des Quintetts.

Es werden zwar alle wichtigen Aspekte der Grundstory der Vorlage behandelt, trotzdem wirkt der Film unangenehm leer. Der Unterricht wird nur dann erwähnt, wenn es extrem wichtig für die Story ist und sehr vielen Szenen wird genau dann der Todesstoß durch den Schnitt zu einer anderen Handlungsebene versetzt wenn sie gerade etwas Dynamik entwickeln. Dadurch ist der „Orden des Phönix“ zwar nie langweilig, die Personen verkommen aber zu leblosen Hüllen. Vor allem die für das Harry Potter-Universum so wichtigen Nebenfiguren haben sich so entwickelt. Und selbst die Figuren von Weltklasseschauspielern wie Gary Oldman, Maggie Smith und anderen entwickeln nicht den Hauch einer Persönlichkeit, da sie eben nur die ein, zwei Sätze sagen, die die Story voranbringen sollen. Das sieht man auch daran, dass die diktatorische neue Schulleiterin Dolores Umbridge eine der wenigen Personen ist, die einem im Gedächtnis bleiben, da sie genug Freiraum zum Ausbauen ihrer Figur hat und eine Person ist, die jeder Schüler in weniger überspitzter Fassung kennt. Die Romanze zwischen Harry und der Chinesin hingegen lässt einen vollkommen kalt, da man nie sah wie sie sich entwickelte.

Was aber nun wirklich unverständlich von Seiten der Produzenten ist, ist der Umstand, das man einen unerfahrenen Mann vom Fernsehen, wie David Yates einer ist, als Regisseur verpflichtete, nachdem man vorher Legenden wie Alfonso Cuaron auf den Regiestuhl setzte. David Yates schaffte es meiner Meinung nach einfach nicht, einen gewissen Erzählflow zu erzeugen oder den Charakteren etwas Interessantes hinzuzufügen. Außerdem schafft es der Film mit seinen schnellen Handlungswechseln nicht im Geringsten, ein Zeitgefühl für ein gesamtes Schuljahr zu schaffen, die gesamte Handlung des Films kommt einem nicht mal vor wie eine Woche. Cuaron beispielsweise hat im ansonsten eher schwachen Film bewiesen, wie gut man in zweieinhalb Stunden ein Gefühl erzeugen kann, dass ein Jahr vergeht und das ohne zu langweilen. Bei Yates wird aber ohne Rücksicht auf Verluste auf den Showdown hingearbeitet.

Der Showdown findet diesmal unter der Erde statt, was die (großartigen) Setdesigner, Beleuchter und Kameramänner auch voll ausnutzten. Die düstere Atmosphäre des ewigen
Kampfes zwischen Gut und Böse wird auf die Spitze getrieben und die Effekte können hier endlich auch mal glänzen (*Spoiler* Der Riesenbruder von Hagrid hingegen war eine schlecht animierte Lachnummer *Spoiler Ende*). Das alles ist recht beeindruckend, aber nun kommt man wieder auf den Aspekt der Leblosigkeit: Das Finale ist nett anzusehen, aber es packt einen nie, weil man einfach mit den Figuren nicht mitfühlt und (und dafür sollte sich David Yates nun wirklich schämen) man hat keine einzige Sekunde während des Kampfes der Jungpartisanen gegen Voldemort das Gefühl, irgendjemand sei in Gefahr. *Spoiler!* Auch der Tod von Harrys Paten lässt einen eigenartig kalt. *Spoiler Ende*

So ist der Film zwar selten langweilig, hat aber den Tiefgang einer Folge „Lenßen und Partner“.
5/10

Gesehen im:
Cinestar Lübeck

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cobra, Dienstag, 31. Juli 2007, 21:37
Boah, ich tue mich wirklich sehr schwer den Film richtig zu bewerten. Einerseits hat er mir beim Anschauen deutlich besser gefallen als Teil 4, andererseits treffen natürlich auch viele Deiner Kritikpunkte zu. Hmm, ich würde den Streifen am liebsten ein zweites mal sehen, aber nochmal Geld dafür ausgeben!? Hmmmmm...

gloiman, Samstag, 12. April 2008, 12:34
Ein absolut alberner Film

TIM BURTON FÜR HARRY!