T H A D E U S at the Movies!
Dienstag, 27. Juni 2006
DVDtipp! The Good, the Bad and the Ugly
Zwei glorreiche Halunken

Clint Eastwood, Eli Wallach, Lee van Clee
Regie: Sergio Leone
Musik: Ennio Morricone

Nach dem Vorspann, der heute etwas antiquiert wirkt, sieht der Zuschauer als erstes in die schönen, aber schrecklich kargen Weiten einer Wüste. Doch schon nach ein paar Sekunden zoomt die Kamera zu der hässlichen Fratze des Mörders. Schnitt, und man betrachtet ein verlassenes Dorf. Drei Männer in Mänteln gehen langsam durch das Dorf. Totale Stille. Die Kamera steht im Wechsel zwischen einem Closeup der Gesichter der Mörder und sie mit vollem Körper in einer Reihe gehend zu zeigen. Man sieht sie aus allen möglichen „Verstecken“ im Dorf, vorbei gehen. Dazu die flirrende Hitze, die man selber zu spüren glaubt. Bald wird man Schüsse hören und den „Hässlichen“ (The Ugly) mit einem blutigen Tier unterm Arm aus dem Fenster eines Geschäft springen sehen. Danach den Besitzer, der tödlich getroffen zu zwei anderen sinken wird, die schon erschossen daliegen.

Dann „The Bad“. Der kaltblütige Auftragskiller ohne Hemmungen. Kein Sadist wie „The Ugly“, aber menschenverachtend. Zu schnellen Flöten, die so flirren wie die Hitze, bringt er eine halbe Familie um und steigt beim Hinausgehen über die Leiche des jugendlichen Sohnes des Familienvaters, wegen dem er gekommen ist. Danach bringt er den um, der ihm den Auftrag dazu gegeben hat. Danach lacht er. Nicht aus Sadismus, sondern wegen der von ihm heraufbeschworenen Ironie des Schicksals.

Clint Eastwood ist einer der Faktoren, die diesen Film so besonders machen. Schauspielerisch leistet er sicher weniger als seine beiden Kollegen, doch was wäre Western ohne die Coolness? Eastwood ist allen überlegen, wird am Ende gewinnen, und trägt doch menschliche Züge, auch wenn die Frisur den ganzen Film über, trotz Schweiß und Hitze, perfekt sitzt.

Das Team Wallach/Eastwood harmoniert in diesem Film so wunderbar, das man sie trotz der vielen Toten mag. Sie bringen Humor in den Film, der ansonsten so ernst bleibt. Eastwood mit seiner unendlichen Lässigkeit und Tuco, mit seiner hyperaktiven und überheblichen Art. Sie hassen sich, aber sie brauchen sich und müssen zusammen arbeiten. Was heißt müssen? Die Raffgier nach dem Geld treibt sie dazu.

Der Film macht nur in der Langfassung (171 min.) Sinn. Durch seine fast dreistündige Laufzeit kommt man den Helden der Geschichte näher und das ganze bekommt mehr den Flair eines Epos, etwas Großem. Nach drei Stunden, in denen man fast nur Tuco und dem „Blonden“ Eastwood zu Gesicht bekommt, glaubt man sie selber zu kennen, d.h. ihre Figuren nehmen mehr Konturen an, werden einem näher gebracht.

Wunderbare Szenen brennen sich ins Gehirn. Verstörende, lustige, spannende.

So die Anfangssequenz. Oder im Gefangenenlager, wo Tuco gefoltert wird, und die Soldaten es mit Musik übertönen müssen und dabei weinen und wenn sie es nicht mehr schaffen, weiter zu spielen, weil sie wissen und hören, was in dem Haus passiert, von ihrem Chef angeschrien werden. Der Moment, in dem Eastwood den sterbenden Soldaten noch ein letztes Mal an seiner Zigarre, seinem heißgeliebtem Stummel!, ziehen lässt und ihm danach seinen auch so geliebten Mantel schenkt.

Der Film ist ein beeindruckendes wie nachdenkliches Stück Filmgeschichte. Ja, nachdenklich!
Damit ist der Film ein besonderer Western, jenseits von den sonst so üblichen reinen Spannungsfilmchen, denn so zeigt er den Bürgerkrieg aus einer ganz besonderen Perspektive. Der sinnlose Kampf der Soldaten an der Brücke, denn Eastwood passender nicht hätte auf den Punkt bringen können: „Das ist doch Blödsinn. Die krepieren alle für gar nichts.“ Aus dem Grund ist der Anführer der Soldaten dem Alkohol verfallen. Und als er bei einem Angriff verletzt wird, erfüllen Tuco und der Blonde, ihm seinen letzten Wunsch und sprengen die Brücke, die so viel Unglück gebracht hat in die Luft und so darf der Anführer glücklich in die ewigen Jagdgründe abtreten.

Und was macht Doofmanndeutschland in der spießbürgerlichen Heinz Erhardt-Periode?! Nennt den Film „Zwei glorreiche Halunken“. Halunken? Das klingt nach Michel aus Lönneberger und außerdem sind es drei und am außerdemsten ist es nicht besonders glorreich, seinen Kumpel in der Wüste zu quälen oder ihn trotz seiner Hilfe gefesselt zurückzulassen.
Typisch deutsch, eben.

9,5/10

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Dienstag, 6. Juni 2006
DVDtipp! Klein, dick und trotzdem sexy

... so beschreiben manche Leute den Hauptdarsteller dieses Kinojuwels. Klein und Dick glaubt man aufs Wort, über zuletzt genanntes lässt sich streiten. Doch die Beschreibung "sexy" ist genau das Gegenteil zu den Schauspielern (oder besser wie sie spielen) und dem Film insgesamt gesehen.
Herr Köster, der oben genannte Gustav-Peter Wöhler, führt ein Leben, das sich Tag für wiederholt. Minute für Minute, Stunde für Stunde. Und es ist kein schönes Leben. Er ist unglücklich, doch er will es nicht so recht wahrhaben. Das einzig Schöne in seinem Tagesablauf sind die Joggrunden vor der Arbeit in der Bank. Er bekommt Übelkeitsanfälle, es schmerzt, doch der Arzt findet keinen physischen Grund dafür. Köster geht es immer schlechter. Als der Bankdirektor das merkt, gibt er ihm eine Woche Urlaub und als der Tagesablauf ins Strudeln gerät, fällt Köster in ein seelisches Loch.
Soviel zum Anfang des Films. Vielleicht wirkt das etwas abschreckend. Wozu die Leiden eines Pummels in der Midlife-Crisis anschauen?, doch das täuscht. Der tragische Charakter der Geschichte ist nicht zu verleugnen, doch das wird so komisch dargestellt, dass die Regiesseurin schon jetzt mein Tip des jahres ist.

Wunderbare Szenen lässt sie entstehen. Voll lakonischem Humor und so wirklich, nie überzeichnet, dass es teilweise Applaus im Kinosaal gab (ziemlich idiotisch, wenns die Macher sowieso nicht hören, oder?).
Das so Wunderbare an dem Film lässt sich kaum beschreiben mit ein paar nüchternen Sätzen. Er geht nie ins Kitschige, da es so unspektakulär erzählt wird, was ihn so greifbar macht.

Herr Köster geht durch den Supermarkt, zwischen zwei prall gefüllten Regalen. Er geht, und links und rechts tauchen immer mehr rote Fähnchen auf, mit deR aufschrift "dauerhaft billig!". Eigentlich kein Gag, trotzdem wird gekichert.
Oder wenn die Tochter zu ihrer Mutter meint, als sie sie darauf anspricht, dass sie von einem Klassenkameraden angelächelt wurde. "Mama, er hat mich nur angelächelt, davon wird man nicht schwanger!" und beim Abendessen meint: "Ich bin schwanger, Patrick hat mich zu lange angeschaut!"
Der Film enthält so viele schräge Figuren, die jedoch so real wirken, das man sie zu kennen glaubt. (Fast) jede/r hat in diesem Film seine Macken. Der Sohnemann, der kaum spricht und ,weil er immer gegen alles rennt, einen Helm trägt, die freche Tochter, der Vater, also Herr Köster, und die Taxifahrerin, die Köster folgt und zwischen denen sich eine Freundschaft entwickelt. Nur der Obdachlose Hundefreund wirkt leicht unrealistisch.

Nicht nur Wöhler spielt fantastisch. Jeder, der in diesem Film vorkommt, und das sind nicht nur Berühmtheiten, prägt seine Rolle und macht sich unvergessen. Ausnahmslos (bis auf Statisten).

Besonders die hippe Taxifahrerin und Herr Köster, d.h. Meret Becker und Gustav Peter wöhler, harmonieren in gemeinsamen Szenen so besonders, was nicht zuletzt an feinen Dialogen und gutem Drehbuch liegt.

Nur (nobody is perfect) der Soundtrack wirkt stellenweise stark eintönig, da er hauptsächlich aus hohen Klaviertönen besteht.
Was manche als Kritikpunkt werten würden ist, dass gelegentlich sehr viel Wöhler im Bild ist und der film dadurch etwas studienhaft wirkt.
FAZIT:
Ein ganz besonderer Film, deren Faszination sich kaum in Worte fassen lässt. Alles wirkt wirklich und kurios. Und die Darsteller (die Kinder, vorallem das Mädchen das Berit, die Tochter, spielt, mit eingeschlossen) spielen auf höchstem Niveau.
Ein kleiner, aber nicht unbedeutender Film.



DVDstart: 30.9.2006
"Urlaub vom Leben"

7/10

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Last Seen: Das Leben des Brian
Blasphemie, Blasphemie...


Diesen Film sollte man keinen Pastoren, keinen Religionslehrern, keinen Übergläubigen und keinem spießbürgerlichen Mr. Humorlos zeigen.

Der Humor der Pythonbrüder ist in keinem ihrer Filme auch nur etwas banal. Im Gegenteil, die Gags in ihrem letzten gemeinsamen Werk "Der Sinn des Lebens" zielen teilweise schon sehr stark unter die Gürtellinie. Nicht anders in "Life of Brian", auch wenn er etwas massentauglicher ist vom Humor her gesehen.

Life of Brian ist ein Gagfeuerwerk, indem die Witze nur so sprudeln. Kaum eine Szene ist nicht mit pythonschem, galligsatirischen Humor versehen und die Schauspieler agieren einzigartig komisch.

Brian wird am gleichen Tag wie Jesus geboren, nur im Stall nebenan, was zur Folge hat das die drei heiligen Könige ihn mit dem wahren Messias verwechseln.
Jesus kommt im gesamten Film nur einmal vor und aus seinem Auftritt am Anfang wird -klar- eine vollkommen verschrobene Szene.

Der Film wurde mit sehr wenig Aufwand gedreht und die Hauptrollen bestehen alle aus dem Pythonpack, sodass man kein großes Geld für Stars ausgeben brauchte. Terry Gilliam versieht den film mit weniger Trickfilmen als sonst, was aber auch nicht zum Thema gepasst hätte wie in "...and the Holy Grail" oder eben "Der Sinn des Lebens".

Als er Ende der Siebziger Jahre in die Kinos kam, lief die konservative Bevölkerung rund um die Erde heiß. An Popularität fehlte es dem Film nicht, auch wenn sie aus Demonstrationen gegen ihn, belief. Plakate mit "Shame"Aufdrucken wurden getragen und es gab Boykottaufrufe.
Dabei ist der Film äußerst intelligent und dabei hochkomisch. Jesus wird nicht hauptsächlich verarscht, sondern eher Religionsfanatiker. Das spiegelt sich in meiner Lieblingsszene wider, in der Brian für den Messias gehalten wird und eine ganze Menschenhorde in verfolgt und ihm alles gleichtut.

Das was hauptsächlich karikiert wird, ist das Kuriose an der Bibel. Brian versteckt sich und die Menge sieht sich suchend um. Nach einer kurzen Stille schreien sie: "Er ist gen Himmel gefahren!". Zweiter Verarschungspunkt ist die allgemeine Dummheit der Menschen.
Das spiegelt sich in den zahlreichen Szenen mit der judäischen Volksfront wider. Ich möchte keine Gags verraten, versichere aber dass sie erste sahne sind.

Fazit:
Ein Klassiker, der mit verschrobenem und intelligentem Humor, zu begeistern weiß.
8/10

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Mittwoch, 24. Mai 2006
Last Seen: Mission Impossible 3
Mission Impossible 3

Immer wenn ich in mein „großes“ Kino gehe, fällt mir auf, dass die Hauptzielgruppe Proleten sind. Fette Kinder in Militärjacken und rauchende Hausfrauen mit gefärbtem Haar. Also mein Kino ist auf jedenfall keine intellektuelle Hochburg.

Tom Cruise ist wohl der uncoolste Actionstar seit langem. Ethan Hunt hat nämlich im Gegensatz zu seinen Genrekollegen Schwächen und eine fast schon spießige Veranlagung. Er legt nicht Haufen von Frauen flach um sie dann gleich wieder zu verlassen, wie sein englischer Agentenkumpel James Bond. Nein, er heiratet sie und wohnt in einem spießigamerikanischen Familienhäusle. Und so beginnt nach dem Prolog und der unvergleichlichen Titelmelodie (dideldüüü dideldüüü damm damm dimm dimm....) der Film mit einer Verlobungsfeier. Bei James Bond hätte es so was nicht gegeben.

Ethan ist glücklich mit seiner Frau (wirklich hübsch und sehr rehäugig: Michelle Monaghan) und hat ein neues Leben als Ausbilder begonnen. Aber das ist ja ein Actionfilm und deshalb kommt Ethan zurück zum „operativen Dienst“. Warum? Eine ehemalige Schülerin wurde von dem Bösewicht (fett und fies: Phillip Seymour Hoffman) des Streifens entführt. Und schon gibt’s Geballer und Gerummse.

Die Actionsequenzen sind sehr atmosphärisch, was an der tollen Beleuchtung liegt und teilweise etwas hektisch. Längen habe ich keine gefunden.

Das, was mir jedoch fehlte war eine gute Story. Man weiß noch nicht mal was die Hasenpfote ist, nach der Ethan sucht um seine Frau zu retten. Einige Ungereimtheiten stören auch.

6/10

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Sonntag, 23. April 2006
Last Seen: The Big White
The Big White - Immer Ärger mit Raymond

Regie: Mark Mylod

Das Kino ist im Moment schwarz, denn die schwarzen Komödien laufen öfter denn je in den Filmpalästen. Und da ich großer Fan des Genres bin, musste ich mir natürlich letzte Woche den mittelmäßigen „Mord im Pfarrhaus“ anschauen und gestern „The Big White“.

Wo ich während der Sichtung von „Mord im Pfarrhaus“ noch von zehn 8 bis 14Jährigen Jungs mit Popcorns (die sie extra anleckten, damit sie auch schön in meinen Haaren kleben) attackiert wurde, saßen in „The Big White“ nur alte Knacker. Da war ich wohl der Jüngste.

Der Film ist keine Familienunterhaltung mit Rowan Atkinson (wenn er nämlich mit seiner Frau kuschelte, riefen die Jungs in der Reihe hinter mir Sachen wie „Komm, Mr. Bean! Leg sie flach!“), der sein Beanimage wohl nie loswerden wird, sondern eine wirklich tiefschwarze Komödie.

Der Film spielt in den endlosen Weiten Alaskas, um genauer zu sein, in einem kleinen Dorf. Dort hat Paul Barnell (Robbin Williams) ein Problem. Er ist hoch verschuldet. Deshalb will er die Lebensversicherung seines seit 5 Jahren verschollenen Bruders kassieren, doch das geht erst nach 7 Jahren. Oder er besorgt die Leiche seines Bruders. Da kommt ihm die Leiche im Müllcontainer vor seinem Haus gerade recht. Und so beginnt ein extrem amüsanter Kampf um eine Leiche.

Die Gags im Film schwanken zwischen gut und Durchschnitt, doch das ist nicht das was „The Big White“ zu einem außergewöhnlichen Film macht. Es ist die Story, die extrem lustig daherkommt und die Figurenzeichnung, die den Film zu einem 90%ler macht.

Die Landschaftsbilder sind sowieso toll und das Ende hat mich wirklich gepackt und der Titelsong und die Filmmusik ist wirklich überdurchschnittlich.

Negativ anzumerken sind die schwulen Killer, die den Film manchmal ins Klamaukige abgleiten lassen, doch das fast schon philosophische Ende macht das wieder wett.
8,5/10

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Samstag, 22. April 2006
Last Seen: Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb
Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb Regie: Sogo Ishii

Den Titel hat der Film einem japanischen Piloten zu verdanken, der in einem plötzlichen Anfall geistiger Verwirrung, rückwärts in ein vollbesetztes Passagierflugzeug geknallt ist. Nicht besonders lustig (jedenfalls für die Insassen).

Sogo Ishii drehte mit einem kleinem Budget diesen kleinen, kranken Film der vor kurzem in der Trash-Reihe von Arte lief, die hier im Forum ja auch ausführlich besprochen wird. Dieser Film ist jedoch alles andere als Müll, auch wenn Trash in der Reihe wohl eher heißen soll, dass das gesendete Stück zum Genre der bizarren, absurden Filme gehört, mit denen die meisten Leute relativ wenig mit anfangen können.

Die Familie Kobayashi zieht aus der lauten Innenstadt in ein kleines, feines Haus. Der Vorspann läuft noch, als die überglückliche Familie einzieht. Dazu läuft stimmungsvolle Japanermusik im Hintergrund, die die gute Stimmung noch unterstreicht. Eine harmlose Familie: Ein netter Vater, eine aufgeweckte Mutter, ein stiller Sohn, eine extrovertierte Tochter, die sich wie ein Baby aufführt.

Es fängt ja so scheißharmlos an. Friede, Freude, Eierkuchen. Das der erste Teil das genaue Gegenteil zum Zweiten sein wird, weiß der Zuschauer noch nicht. Bei der zweiten Sichtung ist der Film jedoch mindestens so spannend, da man in bestimmten Szenen den Charakteren zurufen möchte, das er das jetzt bloß nicht tun soll. Vergeblich, denn meistens hören einen keine Menschen auf dem Fernseher. Ein fünfjähriger Junge, der wohl noch nicht gerallert hat, dass die Welt im Fernseher eine fiktive ist, sprang (so stand es in der Zeitung) während einer Ü-Ei Werbung so stark gegen die Mattscheibe, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Was hat das mit dem Film zu tun, wird man sich jetzt fragen. Diese Familie, die anfangs so harmonisch wirkt, hat nämlich hochgradig einen an der Waffel. Und das ausnahmslos jedes Mitglied der Familie Kobayashi. Der Sohn treibt sich in den Wahnsinn, da er nichts anderes macht als für die Universitätsprüfung zu lernen, der Vater kämpft mit der Bohrmaschine gegen Insekten, die Mutter wird zur Nymphomanin und die Tochter macht die ganze Zeit so genannte „Schauspielübungen“.

Man weiß nicht genau, wo das Chaos begann. In welcher Szene. Denn langsam wird die pure Harmonie zum totalen Chaos. So beginnt im von mir ernannten „Zweiten Teil“ eine bizarre Schlacht. Die Mutter wirft mit Gabeln und Messern, die Tochter, deren Berufswunsch Catcherin ist, schmeißt sich in den Badeanzug und verwechselt ihr Haus mit dem Boxring, der Sohn baut sich eine hochtechnische Anlage an seinen Arm mit der er effektiver Baseball spielen kann, aber eben auch andere schmerzhaft verkloppen, der dazu gezogene Opa laboriert an Weltkriegserinnerungen und der Vater holt Bohrmaschine und einmal sogar Kettensäge hervor. Und zu guter Letzt wird noch das ganze Haus dem Erdboden gleichgemacht. Doch keine Angst, der Film ist ab 12, und jeder der Beteiligten bleibt relativ unverletzt.

Das Ende ist wohl die größte Überraschung, da dann wieder (wenn auch auf skurrile Weise) genau die Harmonie da ist, wie am Anfang.

Eine meiner Lieblingskomödien aus Japan, auch wenn das meisterhafte „Tampopo“ noch witziger war.

8/10

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