T H A D E U S at the Movies!
Montag, 28. Mai 2007
Pirates of the Carribean 3 - Am Ende der Welt
"Did no one come to save me just because they missed me?"

Der dritte Teil ist nicht selten der schlechteste. Besonders wenn der erste Teil in sich geschlossen war und eigentlich keiner Fortsetzung bedarf, wie es bei dem ersten „Pirates of the Carribean“- Film der Fall war. Das beste Beispiel für derartige Katastrophen sind die aufgeplusterten, zwar schrecklich teuren aber doch lieblosen und unsäglich langweiligen Fortsetzungen der „Matrix“-Reihe, die den wirklich innovativen ersten Teil leider mit in Verruf zogen.

„Fluch der Karibik“ umgeht dieses Fettnäpfchen geschickt, da die Teile in sich doch recht verschieden sind und man ihnen ansieht dass das Herzblut der Macher nicht von dem Millionenberg begraben wurde. Jeder Teil entwickelt so sein gewisses Eigenleben und eine individuelle Grundstimmung. Der erste Teil war ein kurzweiliger und spannender und im Gegensatz zu den Fortsetzungen, sehr straighter Piratenfilm. Der zweite Teil war schlichtes Spaßkino, dass seine vielen Schwächen geschickt mit Gags tuschierte und trotz allem bestens unterhielt. Der nun erschienene dritte Teil unterscheidet sich von den ersten beiden Teilen jedoch angenehm in seiner Atmosphäre und war ganz anders als erwartet.

In der ersten, sehr beeindruckenden Sequenz, wird eigentlich schon das Grundmotiv des Films erklärt. Tausende von Leuten die der Piraterie beschuldigt sind, sterben bei einer Massenhinrichtung, bis alle in das Lied eines kleinen Jungen einstimmen, was die britischen Soldaten stark zu irritieren scheint. Da hatten viele, die schnelles Klaumauk-Kino erwarteten, schon einen Frosch im Hals. Deshalb wird der dritte Teil wohl stark polarisieren und die Fans der Piratensaga spalten.

Mir aber hat die neue Ausrichtung sehr gut gefallen. Eine gewisse Tragik und Melancholie durchzieht die gesamten 170 Minuten und der Film ist wesentlich ruhiger als die beiden ersten Filme. Davy Jones, Elizabeth Swan, Will Turner, Barbossa… Der Film gibt allen Figuren genug Platz sich auszubreiten und fügt ihnen neue Facetten hinzu. Sogar Jack Sparrow lässt der Film einige schwermütige Szenen, wenn er nämlich auf seinen Vater trifft, gespielt von Keith Richards, der sein Cameo erstaunlich gut spielte. Manchmal allerdings ist der Film sogar zu geschwätzig und so konnte ich dem Kommentar meines Begleiters bei manchen Szenen sogar zustimmen: „Wo bleibt denn jetzt die Action?!“.

Doch sie kam. Und wie. Während der Film sich anfangs angenehm viel Zeit ließ, und mit den eingestreuten kurzen Kampf oder Slapstick-Szenen ein gewisses Spannungs-Level halten konnte, bombardiert das Finale einen mit Sinneseindrücken. Der von einer Frau (!) geführte Piratenverband gegen die übermächtige Macht der britischen Soldaten. Eine schon vorher immer wieder aufgegriffene Metapher. Während die britischen Offiziere blank rasiert sind und Perücken tragen, haben die Piraten verfaulte Zähne und tragen zerissene Hemden. Und während die einen kurz vor der Schlacht noch Tee aus goldverzierten Keramiktässchen trinken, besaufen sich die anderen mit Rum. Bombastisch in jeder Hinsicht war dann die Schiffschlacht in einem Strudel, die bei mir wirklich ein echtes „Aha“-Erlebnis auslöste und bei der man merkt wo die 150 Millionen geblieben sind. Erstaunlich brutal auch die Kampfszenen, die sich aber perfekt in das düstere Grundgerüst eingliedern. Denn hier sterben die Soldaten und Piraten wirklich und das ist alles andere als weichgespült.

Die Musik von Hans Zimmer ist zwar sehr dick aufgetragen, hat mir aber trotzdem sehr gut gefallen und entlässt einen ziemlich zugedröhnt aus dem Kinosaal.

Wirklich vorwerfen kann man dem Film meiner Meinung nach nur, dass er teilweise zu ausufernd ist, zu viele Erzählstränge beginnt und zu viele Figuren plötzlich wichtig macht, was den Film leider teilweise arg konfus wirken lässt. Aber das ist wohl die Entwicklung, die man in den letzten Monaten an der Kinokasse mitverfolgen konnte: Unter 150 Minuten lässt sich kein Blockbuster mehr erzählen.

6,5/10

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