Zodiac - Die Spur des Killers
am Montag, 4. Juni 2007, 19:00 im Topic 'Filmkritiken'
"There's more than one way to lose your life to a killer"
Der Prolog von Zodiac ist wahrscheinlich noch das blutigste an dem Film. Ein jugendliches Päärchen auf einem verlassenen Parkplatz. Im Radio läuft leise "Hurdy Gurdy Man", der so leise und fast romantisch anfängt. Kindliche Unschuld und die verklärte Romantik der Pubertät liegt in der Luft. Doch ein Auto fährt auf den Parkplatz. Ein Mann steigt aus. Er schiesst auf das Päärchen mehrere Male, das geblendet ist vom Licht der Autoscheinwerfer. Und in diesem Moment wird die Musik lauter und der erste elektronische Gitarrenriff kreischt. Es ist eine unter vielen Szenen die Regiesseur David Fincher zum legitimen Nachfolger von Martin Scorsese macht, der das gleiche Stilmittel benutzte. Aufkeimende Gewalt zu Rockmusik.
Doch eigentlich ist "Zodiac" kein brutaler Film, auch wenn er bei den entscheidenden Szenen nicht wegsieht. Der Film lebt vor allem von den Darstellern, den Dialogen und der feinsinnigen Regie Finchers.
Vor allem ist "Zodiac" aber ein Film übers Scheitern. Und über die Grenze zwischen Leidenschaft und Obsession.
Im Mittelpunkt des Films steht Robert Graysmith, ein Karikaturist bei der Zeitung "San Franciso Chronicle", die regelmäßig Briefe und kryptische Code vom Killer erhält, der sich "Zodiac" nennt. Er ist nur eine unter vielen Charakteren des Films, die sich auf die Jagd nach dem Killer macht und an ihr verzweifelt. Sie alle verlieren die Kontrolle über ihr Familienleben und über sich selber, so sehr hat sie der Killer vereinnahmt, der weiter Codes und ähnliches verbreitet und damit unglaubliche Hysterie auslöst was die von der Jagd getriebenen noch weiter anstachelt.
Neben Graysmith, der vom "Donnie Darko"-Darsteller Jake Gyllenhall interpretiert wird, sind auch der Starreporter Paul Avery und der Ermittler David Toschi solche Figuren. Der eine wird zu einem melancholischen Säufer, der sich in seiner Verzweiflung selbst zerstört, der andere verbeißt sich immer mehr in der anscheinend sinnlosen Jagd. Da Fincher mit großen Zeitsprüngen arbeitet wird an den Darstellern noch deutlicher wie sie sich von lebensfrohen Zeitgenossen zu paranoiden Wracks entwickeln.
Und so schafft es Fincher nicht nur die Darsteller irre werden zu lassen von der Killerhysterie, sondern auch die Zuschauer, die in bestimmten Szenen auch in eine Art Verfolgungswahn verfallen und hinter harmlosen Zivilisten den Killer vermuten werden.
Auch wenn "Zodiac" kein Ensemblestück ist, so sind die Figuren oft das wichtigste am Film. Und da wird deutlich, dass Fincher nicht nur ein wunderbarer Stilist ist, sondern auch ein Regiesseur, der wirklich alles aus den Darstellern rausholt. Und so entstehen Figuren, die im Kopf des Zuschauers ein echtes Eigenleben beginnen. Mein Liebling wäre da die traurige Figur des David Toschi, die Mark Ruffalo in meiner Gunst um einige Stufen höher steigen ließ. Aber auch die Intensität eines Robert Downey Jr. haut einen um, und sein Sarkasmus holt den Film aus den gelegentlichen Spannungslöchern.
Aber auch wenn der Film manchmal etwas an Luft verliert und deswegen nicht ganz unanstrengend ist, habe ich mich jede Minute unterhalten gefühlt. Das der Film auf wahren Begebenheiten basiert und das wohl sehr ernst nahm nahm, macht in noch intensiver. Vor allem bei der Vorstellung, dass der Zodiac-Killer noch leben könnte, wird mir mulmig. Vielleicht saß er ja in irgendeinem Programmkino in der letzten Reihe und lachte darüber, wie er damals eine ganze Generation Amerikaner in derartige Hysterie versetzen konnte und es mit diesem tollen Film noch heute tut.
Hurdy gurdy, hurdy gurdy, hurdy gurdy gurdy he sang...
8/10
http://www.imdb.com/title/tt0443706/
http://www.kino.de/kinofilm/zodiac-die-spur-des-killers/90596.html
Der Prolog von Zodiac ist wahrscheinlich noch das blutigste an dem Film. Ein jugendliches Päärchen auf einem verlassenen Parkplatz. Im Radio läuft leise "Hurdy Gurdy Man", der so leise und fast romantisch anfängt. Kindliche Unschuld und die verklärte Romantik der Pubertät liegt in der Luft. Doch ein Auto fährt auf den Parkplatz. Ein Mann steigt aus. Er schiesst auf das Päärchen mehrere Male, das geblendet ist vom Licht der Autoscheinwerfer. Und in diesem Moment wird die Musik lauter und der erste elektronische Gitarrenriff kreischt. Es ist eine unter vielen Szenen die Regiesseur David Fincher zum legitimen Nachfolger von Martin Scorsese macht, der das gleiche Stilmittel benutzte. Aufkeimende Gewalt zu Rockmusik.
Doch eigentlich ist "Zodiac" kein brutaler Film, auch wenn er bei den entscheidenden Szenen nicht wegsieht. Der Film lebt vor allem von den Darstellern, den Dialogen und der feinsinnigen Regie Finchers.
Vor allem ist "Zodiac" aber ein Film übers Scheitern. Und über die Grenze zwischen Leidenschaft und Obsession.
Im Mittelpunkt des Films steht Robert Graysmith, ein Karikaturist bei der Zeitung "San Franciso Chronicle", die regelmäßig Briefe und kryptische Code vom Killer erhält, der sich "Zodiac" nennt. Er ist nur eine unter vielen Charakteren des Films, die sich auf die Jagd nach dem Killer macht und an ihr verzweifelt. Sie alle verlieren die Kontrolle über ihr Familienleben und über sich selber, so sehr hat sie der Killer vereinnahmt, der weiter Codes und ähnliches verbreitet und damit unglaubliche Hysterie auslöst was die von der Jagd getriebenen noch weiter anstachelt.
Neben Graysmith, der vom "Donnie Darko"-Darsteller Jake Gyllenhall interpretiert wird, sind auch der Starreporter Paul Avery und der Ermittler David Toschi solche Figuren. Der eine wird zu einem melancholischen Säufer, der sich in seiner Verzweiflung selbst zerstört, der andere verbeißt sich immer mehr in der anscheinend sinnlosen Jagd. Da Fincher mit großen Zeitsprüngen arbeitet wird an den Darstellern noch deutlicher wie sie sich von lebensfrohen Zeitgenossen zu paranoiden Wracks entwickeln.
Und so schafft es Fincher nicht nur die Darsteller irre werden zu lassen von der Killerhysterie, sondern auch die Zuschauer, die in bestimmten Szenen auch in eine Art Verfolgungswahn verfallen und hinter harmlosen Zivilisten den Killer vermuten werden.
Auch wenn "Zodiac" kein Ensemblestück ist, so sind die Figuren oft das wichtigste am Film. Und da wird deutlich, dass Fincher nicht nur ein wunderbarer Stilist ist, sondern auch ein Regiesseur, der wirklich alles aus den Darstellern rausholt. Und so entstehen Figuren, die im Kopf des Zuschauers ein echtes Eigenleben beginnen. Mein Liebling wäre da die traurige Figur des David Toschi, die Mark Ruffalo in meiner Gunst um einige Stufen höher steigen ließ. Aber auch die Intensität eines Robert Downey Jr. haut einen um, und sein Sarkasmus holt den Film aus den gelegentlichen Spannungslöchern.
Aber auch wenn der Film manchmal etwas an Luft verliert und deswegen nicht ganz unanstrengend ist, habe ich mich jede Minute unterhalten gefühlt. Das der Film auf wahren Begebenheiten basiert und das wohl sehr ernst nahm nahm, macht in noch intensiver. Vor allem bei der Vorstellung, dass der Zodiac-Killer noch leben könnte, wird mir mulmig. Vielleicht saß er ja in irgendeinem Programmkino in der letzten Reihe und lachte darüber, wie er damals eine ganze Generation Amerikaner in derartige Hysterie versetzen konnte und es mit diesem tollen Film noch heute tut.
Hurdy gurdy, hurdy gurdy, hurdy gurdy gurdy he sang...
8/10
http://www.imdb.com/title/tt0443706/
http://www.kino.de/kinofilm/zodiac-die-spur-des-killers/90596.html