Sonntag, 30. September 2007
Im Kino: Ratatouille
am Sonntag, 30. September 2007, 23:38 im Topic 'Filmkritiken'
"Food always comes to those who love to cook."
An den Anfang dieser Kritik möchte ich eine kleine Provokation stellen: Ich halte Pixar für überbewertet. Sicherlich hat jeder Pixar-Film sehr fantasievolle Ansätze, im Grunde aber ist die Story eines Pixar-Films stets unglaublich vorhersehbar und folgt den immer gleichen Pfaden und Grundregeln. "Findet Nemo" und viele andere Pixar-Streiche sind außerdem wirklich reine Kinderfilme, also außer für Grundschüler nur für sehr kindgebliebene Leute geeignet, denn sie alle beinhalten ohne schlechtes Gewissen einen ganzen Haufen ziemlich klebrigen Pathos, den nur ein unschuldiges Kinderherz wirklich bedingungslos genießen kann.
Das bestätigen auch die Trailer, denn obwohl es eine 18 Uhr Vorstellung ist, werden ausschließlich Kinderfilme beworben. Schließlich wird der amüsante Pixar-Kurzfilm "Lifted" gezeigt und dann endlich flimmert "Ratatouille" über die Leinwand.
Wofür man die Pixar-Bosse loben muss, ist, dass sie gegen den Trend schwimmen und statt putzigen Pinguinen sich diesmal Ratten als tierische Hauptdarsteller ausgesucht haben. Nagetiere hatten wir schon mal, in den ekelhaft kitschigen "Stuart Little"-Filmen nämlich, doch Remy (die Kochratte) und seine Artgenossen sind das Gegenteil vom langweiligen Gutmenschen Stuart, außerdem ist Stuart schließlich eine weiße Maus, wenn ich mich recht entsinne. Die Rattenart wird hier nicht beschönigt, die Film-Nager sind fast alle fett, keine Schönheiten und essen vornehmlich Dreck.
Bis auf Remy eben, der mit seiner Rattenkolonie ein gemütliches Landleben führt. Als sich aber Remy und sein liebenswert dümmlicher Bruder ins Haus der älteren Dame schleichen, in der sich der Ratten-Clan eingenistet hat, um ein paar Köstlichkeiten aus der Küche zu stehlen, lassen sie leider ihren Clan auffliegen und müssen vor der wild umherschießenden Oma durch die Kanalisation fliehen. Weil Remy unbedingt noch sein geliebtes Kochbuch holen muss, wird er aber von der Gruppe getrennt und landet nach einer Irrfahrt durch die Kanalisation Frankreichs schließlich in Paris.
Das dramaturgische Grundkonstrukt könnte vorhersehbarer kaum sein, es wird genau die Story erzählt die man von Pixar erwartet und man kennt so ziemlich jede Wendung der Geschichte auch ohne großes Filmwissen. Das wunderbar Neue an "Ratatouille" ist aber, dass die Hauptfigur Remy ein erstaunlich ausgewachsener Charakter ist. Eine erwachsene Ratte mit einer unstillbaren Liebe zum Kochen und zu gutem Essen und kein dummer, kleiner Clownfisch oder ähnliches. Die Figur des Remy gewinnt auch sehr durch die sehr gute Synchronstimme (im Original wird er von dem Spence Olchin-Schauspieler Patton Oswalt gesprochen, in der deutschen Fassung von Axel Malzacher). Auch bei den anderen Charaktern war die Synchro stets erste Sahne und es ist schön, dass man bis auf Tim Mälzer (der seinen Part natürlich versaut) auf Schauspielerstars, die synchronmäßig nichts können, verzichtet hat und echte Profis zu Rate zog.
Warum "Ratatouille" mich trotz seiner Vorhersehrbarkeit überzeugt hat, liegt an seiner angenehmen Unkitschigkeit, obwohl die Story eigentlich genug Anlass zu kitschigen Szenen geben würde. Die Musik ist aber an den markanten Stellen dezent eingesetzt und man hat versucht den Pathos so wenig wie möglich in den Film einzustreuen.
Ein Reinfall dagegen ist der menschliche Gegenpart zu der Ratte Remy, der untalentierte Tollpatsch und Möchtegern-Koch Linguini, durch den die Ratte (mit einer etwas unglaubwürdigen Methode) ihre Kochkunstwerke produziert und der Ruhm natürlich (erstmal) der Marionette zufliegt. Ich hatte schon nach den ersten Szenen so eine tiefsitzende Aversion gegen diesen jämmerlichen Rotschopf, dass ich bei jeder Szene mit ihm über einen so stereotypen Charakter innerlich aufseufzen musste. Linguini ist eben ein "liebenswerter Dummkopf" der alten Schule, der alleine nichts Zustande kriegt, sich in ein Mädel verliebt und plötzlich durch jemand anderes zum großen Star wird und das Mädel am Schluss natürlich bekommt. Tausend Mal gesehen, tausend Mal gelangweilt. Aber es gibt auch ein paar Figuren in "Ratatouille", die man lieben muss. Der Restaurantkritiker Anton Ego etwa, der durch seine Pikiertheit und seinen Zynismus erst den üblichen Bösewicht darstellt, dann aber zu einer ganz zentralen Rolle des Films wird und eine herzliche Parodie auf den Kritiker an sich ist.
Die Menschen in "Ratatouille" sind alle eine Parodie auf den Klischeefranzosen, so läuft der zwielichtige Küchenchef nach seinem Rauswurf im Alain Delon-Mantel inklusive Sonnebrille einsam durch Paris und die Gäste des Edelrestaurants, in dem die Ratte aushilft, tragen meistens Hornbrille und Rollkragenpullover. So hat der Film stets Züge einer Satire auf die französische Oberschicht, wofür auch das wunderbare Ende steht, in dem ein einfaches Bauerngericht all die gebratenen Froschschenkel und panierte Fischeier der Haute Cuisine besiegt.
Erstaunt war ich auch, dass der Film erstaunlich geschwätzig ist. Es wird sich viel mehr Zeit für Dialoge und Personen genommen, als in allen anderen Animationsstreifen, die ich kenne. So ist der Humor auch ein anderer. Es gibt fast nie wirkliche Schenkelklopfer, der Humor ist leiser und anspruchsvoller, aber auf keinen Fall unwitziger. Die Witze über Franzosen beispielsweise sitzen, und ohne dass man niveaulos wird. Manchmal wird der Film aber fast zu geschwätzig und verliert gefährlich an Fahrt.
Wirklich vom Hocker gehauen haben mich aber die Animationen. Das alles ist so realistisch und schick, dass es einem den Atem raubt. Da der Film seine Zuschauer nicht in Schnittgewittern und vorbeirauschenden Bildern ertränkt, wurden die Räume wundervoll plastisch gestaltet und der Lichteinfall ist stets eine Perfektion. "Ratatouille" zeigt stets wundervoll die Faszination von Paris und jeder der einmal diese wunderbare Stadt besucht hat, weiß, wie wahrheitsgetreu der Film diese Stadt widergibt. Man merkt, dass die Macher echte Paris-Fans sind. Auch bei den Ratten kann man jedes Fellhaar einzeln zählen und auch die Menschen sehen teilweise so echt aus, dass sie gar nicht mehr animiert aussehen, sondern eher wie eine perfektionierte Variante von Wallace & Gromit. Die Lederjacke von Linguinis Herzblatt Colette ist so ein Fall, in dem man sich fragt, wo die Grenze zwischen Animation und Realität ist.
Die Kameraführung weiß ebenfalls zu überzeugen, sie verwandelt die spärlich gesäten aber umso genialeren Verfolgungsjagden selbst für Erwachsene packend, in dem sie konsequent dem Rattenkörper folgt, bleibt meistens ruhig und setzt stets die richtigen Akzente.
Schlußendlich kann man sagen, dass "Ratatouille" ein sehenswerter Film ist, der allzu junge Semester durch seine fehlende Action aber eher langweilen als unterhalten wird. Trotzdem hat mich als Animationshasser "Ratatouille" etwas umgestimmt. Der Film ist sicher nicht vollkommen und nicht ganz die Sensation, die manche in ihm sehen wollen, aber eine reife, warmherzige Studie über die Faszination von gutem Essen ist er alle mal.
75%
An den Anfang dieser Kritik möchte ich eine kleine Provokation stellen: Ich halte Pixar für überbewertet. Sicherlich hat jeder Pixar-Film sehr fantasievolle Ansätze, im Grunde aber ist die Story eines Pixar-Films stets unglaublich vorhersehbar und folgt den immer gleichen Pfaden und Grundregeln. "Findet Nemo" und viele andere Pixar-Streiche sind außerdem wirklich reine Kinderfilme, also außer für Grundschüler nur für sehr kindgebliebene Leute geeignet, denn sie alle beinhalten ohne schlechtes Gewissen einen ganzen Haufen ziemlich klebrigen Pathos, den nur ein unschuldiges Kinderherz wirklich bedingungslos genießen kann.
Das bestätigen auch die Trailer, denn obwohl es eine 18 Uhr Vorstellung ist, werden ausschließlich Kinderfilme beworben. Schließlich wird der amüsante Pixar-Kurzfilm "Lifted" gezeigt und dann endlich flimmert "Ratatouille" über die Leinwand.
Wofür man die Pixar-Bosse loben muss, ist, dass sie gegen den Trend schwimmen und statt putzigen Pinguinen sich diesmal Ratten als tierische Hauptdarsteller ausgesucht haben. Nagetiere hatten wir schon mal, in den ekelhaft kitschigen "Stuart Little"-Filmen nämlich, doch Remy (die Kochratte) und seine Artgenossen sind das Gegenteil vom langweiligen Gutmenschen Stuart, außerdem ist Stuart schließlich eine weiße Maus, wenn ich mich recht entsinne. Die Rattenart wird hier nicht beschönigt, die Film-Nager sind fast alle fett, keine Schönheiten und essen vornehmlich Dreck.
Bis auf Remy eben, der mit seiner Rattenkolonie ein gemütliches Landleben führt. Als sich aber Remy und sein liebenswert dümmlicher Bruder ins Haus der älteren Dame schleichen, in der sich der Ratten-Clan eingenistet hat, um ein paar Köstlichkeiten aus der Küche zu stehlen, lassen sie leider ihren Clan auffliegen und müssen vor der wild umherschießenden Oma durch die Kanalisation fliehen. Weil Remy unbedingt noch sein geliebtes Kochbuch holen muss, wird er aber von der Gruppe getrennt und landet nach einer Irrfahrt durch die Kanalisation Frankreichs schließlich in Paris.
Das dramaturgische Grundkonstrukt könnte vorhersehbarer kaum sein, es wird genau die Story erzählt die man von Pixar erwartet und man kennt so ziemlich jede Wendung der Geschichte auch ohne großes Filmwissen. Das wunderbar Neue an "Ratatouille" ist aber, dass die Hauptfigur Remy ein erstaunlich ausgewachsener Charakter ist. Eine erwachsene Ratte mit einer unstillbaren Liebe zum Kochen und zu gutem Essen und kein dummer, kleiner Clownfisch oder ähnliches. Die Figur des Remy gewinnt auch sehr durch die sehr gute Synchronstimme (im Original wird er von dem Spence Olchin-Schauspieler Patton Oswalt gesprochen, in der deutschen Fassung von Axel Malzacher). Auch bei den anderen Charaktern war die Synchro stets erste Sahne und es ist schön, dass man bis auf Tim Mälzer (der seinen Part natürlich versaut) auf Schauspielerstars, die synchronmäßig nichts können, verzichtet hat und echte Profis zu Rate zog.
Warum "Ratatouille" mich trotz seiner Vorhersehrbarkeit überzeugt hat, liegt an seiner angenehmen Unkitschigkeit, obwohl die Story eigentlich genug Anlass zu kitschigen Szenen geben würde. Die Musik ist aber an den markanten Stellen dezent eingesetzt und man hat versucht den Pathos so wenig wie möglich in den Film einzustreuen.
Ein Reinfall dagegen ist der menschliche Gegenpart zu der Ratte Remy, der untalentierte Tollpatsch und Möchtegern-Koch Linguini, durch den die Ratte (mit einer etwas unglaubwürdigen Methode) ihre Kochkunstwerke produziert und der Ruhm natürlich (erstmal) der Marionette zufliegt. Ich hatte schon nach den ersten Szenen so eine tiefsitzende Aversion gegen diesen jämmerlichen Rotschopf, dass ich bei jeder Szene mit ihm über einen so stereotypen Charakter innerlich aufseufzen musste. Linguini ist eben ein "liebenswerter Dummkopf" der alten Schule, der alleine nichts Zustande kriegt, sich in ein Mädel verliebt und plötzlich durch jemand anderes zum großen Star wird und das Mädel am Schluss natürlich bekommt. Tausend Mal gesehen, tausend Mal gelangweilt. Aber es gibt auch ein paar Figuren in "Ratatouille", die man lieben muss. Der Restaurantkritiker Anton Ego etwa, der durch seine Pikiertheit und seinen Zynismus erst den üblichen Bösewicht darstellt, dann aber zu einer ganz zentralen Rolle des Films wird und eine herzliche Parodie auf den Kritiker an sich ist.
Die Menschen in "Ratatouille" sind alle eine Parodie auf den Klischeefranzosen, so läuft der zwielichtige Küchenchef nach seinem Rauswurf im Alain Delon-Mantel inklusive Sonnebrille einsam durch Paris und die Gäste des Edelrestaurants, in dem die Ratte aushilft, tragen meistens Hornbrille und Rollkragenpullover. So hat der Film stets Züge einer Satire auf die französische Oberschicht, wofür auch das wunderbare Ende steht, in dem ein einfaches Bauerngericht all die gebratenen Froschschenkel und panierte Fischeier der Haute Cuisine besiegt.
Erstaunt war ich auch, dass der Film erstaunlich geschwätzig ist. Es wird sich viel mehr Zeit für Dialoge und Personen genommen, als in allen anderen Animationsstreifen, die ich kenne. So ist der Humor auch ein anderer. Es gibt fast nie wirkliche Schenkelklopfer, der Humor ist leiser und anspruchsvoller, aber auf keinen Fall unwitziger. Die Witze über Franzosen beispielsweise sitzen, und ohne dass man niveaulos wird. Manchmal wird der Film aber fast zu geschwätzig und verliert gefährlich an Fahrt.
Wirklich vom Hocker gehauen haben mich aber die Animationen. Das alles ist so realistisch und schick, dass es einem den Atem raubt. Da der Film seine Zuschauer nicht in Schnittgewittern und vorbeirauschenden Bildern ertränkt, wurden die Räume wundervoll plastisch gestaltet und der Lichteinfall ist stets eine Perfektion. "Ratatouille" zeigt stets wundervoll die Faszination von Paris und jeder der einmal diese wunderbare Stadt besucht hat, weiß, wie wahrheitsgetreu der Film diese Stadt widergibt. Man merkt, dass die Macher echte Paris-Fans sind. Auch bei den Ratten kann man jedes Fellhaar einzeln zählen und auch die Menschen sehen teilweise so echt aus, dass sie gar nicht mehr animiert aussehen, sondern eher wie eine perfektionierte Variante von Wallace & Gromit. Die Lederjacke von Linguinis Herzblatt Colette ist so ein Fall, in dem man sich fragt, wo die Grenze zwischen Animation und Realität ist.
Die Kameraführung weiß ebenfalls zu überzeugen, sie verwandelt die spärlich gesäten aber umso genialeren Verfolgungsjagden selbst für Erwachsene packend, in dem sie konsequent dem Rattenkörper folgt, bleibt meistens ruhig und setzt stets die richtigen Akzente.
Schlußendlich kann man sagen, dass "Ratatouille" ein sehenswerter Film ist, der allzu junge Semester durch seine fehlende Action aber eher langweilen als unterhalten wird. Trotzdem hat mich als Animationshasser "Ratatouille" etwas umgestimmt. Der Film ist sicher nicht vollkommen und nicht ganz die Sensation, die manche in ihm sehen wollen, aber eine reife, warmherzige Studie über die Faszination von gutem Essen ist er alle mal.
75%
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Sonntag, 9. September 2007
Im Kino: Das Bourne-Ultimatum
am Sonntag, 9. September 2007, 20:14 im Topic 'Filmkritiken'
"Look at us. Look at what they make you give."
Der vielleicht schönste Moment eines Kinofilms ist die letzte Szene. Dieses kurze, aber ungeheuer wichtige Stück Film vor dem Abspann. Das sind die Szenen bei denen mich im besten Falle ein echtes Glücksgefühl überkommt, denn nichts ist schöner als die Sekunde, in der die Musik des Abspanns einsetzt. Im "Bourne-Ultimatum" wird das Besagte in jeder Hinsicht auf die Spitze getrieben, weshalb man den Film schon für seinen "Abspann-Moment" lieben muss. Jeder, der den Film gesehen hat, weiß was ich meine: Die perfekt geschnittene Sequenz, das wunderbare Lächeln von Julia Stiles und vor allem das geniale Lied von Moby, welches sich durch alle drei Teile zieht, im "Bourne-Ultimatum" aber etwas aufgepeppt wird. Ein Film muss nicht unbedingt ein Happy End haben, aber ein Film, der seine Zuschauer deprimiert aus dem Kinosaal entlässt, kann kein guter Film sein. Der Zuschauer sollte beim Verlassen des Kinosaals lebendiger sein, als beim Eintreten.
Wobei doch der Film eigentlich recht schwach anfängt. Es dauert seine Zeit bis man sich von den üblichen Hollywood-Sehgewohnheiten losgelöst hat und selbst dann wirken die Wackelkamera-Szenen in Moskau doch recht lahm, da es ungewöhnlich für einen Film ist, derart rasant zu starten. Ich kenne keinen Film, der mit einem derartigen Schnittmassaker beginnt. Ich bat nur kurz meinen Kumpel, mir die Popcorn-Tüte zu reichen, da hatte ich schon eine ganze Szene verpasst. Die Handlung setzt direkt nach dem zweiten Bourne-Film, die "Bourne-Verschwörung", ein und so folgt der Film überhaupt nicht der klassischen Hollywood-Dramaturgie. Er verzichtet auf viele Erklärungen und der Anfang dürfte auf Nichteingeweihte, also Leute, die, die ersten beiden Teile nicht kennen, etwas eigenartig wirken.
Der Film insgesamt funktioniert aber auch erstaunlich gut für Neulinge, da er seinen Charme ebenso entwickelt, wenn man die Story einfach darauf komprimiert: "Ehemaliger CIA-Agent mit Amnesie und Geheiminformationen wird von anderen CIA-Leuten gejagt und versucht herauszufinden, wer der Schuldige ist." Mein Kumpel jedenfalls, der die anderen beiden Teile nicht kennt, war jedenfalls auch recht angetan von dem Film.
"Das Bourne-Ultimatum" zweigt sich aber auch von den meisten anderen Big-Budget Produktionen ab, indem nicht wirklich auf einen Showdown hingearbeitet wird, sondern der Film von der einen Action-Sequenz zur anderen hangelt. Trotzdem ist das immer so gut inszeniert, dass sich nie ein Gefühl der Übersättigung einstellt, sondern man von jeder Actionszene neu gepackt wird.
Was Paul Greengrass, der John Lennon unter den Filmemachern, an Actionszenen liefert, ist wirklich eine Offenbarung. Da wäre beispielsweise die atemlose Hetzjagd über die Dächer von Tanger, bei denen sich Bourne von Fenster zu Fenster schwingt und durch Dutzende Wohnzimmer rast: Eine grandios zusammengeschnitte, sehr lange Sequenz, die einen vor Aufregung in den Kinosessel noch ein wenig tiefer drückt. Außerdem bietet der Film die beste Verfolgungsjagd seit vielen, vielen Jahren bei der die nicht immer geliebte Wackelkamera, das Markenzeichen von Paul Greengrass, voll zur Geltung kommt. Ich habe lange nicht mehr eine so authentische wie aufregende Actionsequenz gesehen. Vor allem die Crashs sind derart schmerzhaft, dass man wirklich für einen Moment die Augen schließen muss.
Was man sich dabei immer vor Augen führen muss: Der Film ist Action und die Action ist der Film! "Das Bourne Ultimatum" ist einfach das große Finale eines etwa 6-Stündigen Gesamtwerks, dessen Geschwindigkeit sich Film um Film steigert.
Der erste Film war sehr erfrischend und hatte diesen Charme alter 70er Jahre Thriller-Klassiker wie " Die 3 Tage des Condor". Außerdem war Franka Potente mit dabei. Teilweise krankte der Film an ein paar Längen und war erstaunlich actionarm, vornehmlich weil die Leute kurz nach 9/11 keine Lust mehr auf Explosionen hatten.
Im zweiten Film wird die Sichtweise zum Glück geändert. "Die Bourne-Verschwörung" ist wesentlich düsterer als der Vorgänger und von Anfang bis Ende voll mit Wackelkamera, was teilweise in die Hose geht, wie die ermüdende Verfolgungsjagd in Berlin beweist. Trotzdem ein starker Film, vor allem weil er den Charakter Bourne konsequent weiter entwickelt.
Das bleibt beim "Ultimatum" aufgrund des hohen Tempos etwas auf der Strecke. Allerdings gibt es auch diese erstaunlich brutale, inszenatorisch perfekte eine Szene, in der Bourne den auf ihn angesetzten Killer erwürgt und man merkt wie ungern Bourne dass tut und wie Leid er das Töten ist. Er will ein neuer friedlicher Mensch werden, der nicht nur durch Gewalt kommuniziert. Durch seine Vergangenheit wird er aber dazu gezwungen, seine mörderischen Fähigkeiten anzuwenden. Das ist es, was Bourne so besonders macht.
Es gibt also zwei Sachen, welche die Bourne-Filme vom Durchschnitt abheben:
Da wäre einmal Matt Damon. Er spielt diesen grandiosen Geisteskonflikt des Helden so überzeugend, dass die Filme vom Anspruch her zwei Ligen über James Bond und Ethan Hunt gehoben werden. Jason Bourne hat eine viel komplexere Persönlichkeitsstruktur als alle anderen fiktiven Agenten-Kollegen.
Was außerdem in allen drei Filmen auffällt, ist, dass es keine Bösen und Guten gibt. Das Böse in allen drei Filmen ist das System, was die Darsteller zu dem macht, was sie sind. Jason Bourne selber ist kein James Bond. Jason Bourne war ein eiskalter Killer, der unschuldige Leute auf Befehl ermordet hat, ohne den Grund zu wissen. Und in allen drei Teilen, vornehmlich aber im dritten ist er nicht nur auf der Suche nach seiner früheren Identität, sondern immer auch auf der Suche nach dem Ursprung des Systems, welches ihn zu diesem Mörder gemacht macht. Die Leute, die das System personifizieren, sind auch allesamt keine Dr.No´s, sondern Menschen, deren Beweggründe man versteht, aber nicht unterstützt. Das liegt auch daran, dass man sich hier nicht auf berühmte Namen verlässt, sondern auf Schauspieler, die ihr Handwerk verstehen. Im dritten Teil bekommt dann Matt Damon mit David Strathairn einen großartigen Gegenpol.
Angenehm daran ist auch, dass gnadenlos mit dem Patriotismus abgerechnet wird, ohne je in simples wie blödes Bush-Bashing zu verfallen.
Überrascht hat mich der Auftritt Daniel Brühls (der die deutsche Ersatz-Beteiligung für die im zweiten Teil erschossene Franka Potente ist), der eine der wenigen ruhigen Szenen des Films souverän meistert.
Schlussendlich kann man also sagen:
"Das Bourne Ultimatum" ist eine inszenatorisch grandiose, atemlose Hetzjagd, die einen derart packt, dass man über ein paar Story-Lücken gerne hinwegsieht.
Lang lebe Jason Bourne!
8/10
Der vielleicht schönste Moment eines Kinofilms ist die letzte Szene. Dieses kurze, aber ungeheuer wichtige Stück Film vor dem Abspann. Das sind die Szenen bei denen mich im besten Falle ein echtes Glücksgefühl überkommt, denn nichts ist schöner als die Sekunde, in der die Musik des Abspanns einsetzt. Im "Bourne-Ultimatum" wird das Besagte in jeder Hinsicht auf die Spitze getrieben, weshalb man den Film schon für seinen "Abspann-Moment" lieben muss. Jeder, der den Film gesehen hat, weiß was ich meine: Die perfekt geschnittene Sequenz, das wunderbare Lächeln von Julia Stiles und vor allem das geniale Lied von Moby, welches sich durch alle drei Teile zieht, im "Bourne-Ultimatum" aber etwas aufgepeppt wird. Ein Film muss nicht unbedingt ein Happy End haben, aber ein Film, der seine Zuschauer deprimiert aus dem Kinosaal entlässt, kann kein guter Film sein. Der Zuschauer sollte beim Verlassen des Kinosaals lebendiger sein, als beim Eintreten.
Wobei doch der Film eigentlich recht schwach anfängt. Es dauert seine Zeit bis man sich von den üblichen Hollywood-Sehgewohnheiten losgelöst hat und selbst dann wirken die Wackelkamera-Szenen in Moskau doch recht lahm, da es ungewöhnlich für einen Film ist, derart rasant zu starten. Ich kenne keinen Film, der mit einem derartigen Schnittmassaker beginnt. Ich bat nur kurz meinen Kumpel, mir die Popcorn-Tüte zu reichen, da hatte ich schon eine ganze Szene verpasst. Die Handlung setzt direkt nach dem zweiten Bourne-Film, die "Bourne-Verschwörung", ein und so folgt der Film überhaupt nicht der klassischen Hollywood-Dramaturgie. Er verzichtet auf viele Erklärungen und der Anfang dürfte auf Nichteingeweihte, also Leute, die, die ersten beiden Teile nicht kennen, etwas eigenartig wirken.
Der Film insgesamt funktioniert aber auch erstaunlich gut für Neulinge, da er seinen Charme ebenso entwickelt, wenn man die Story einfach darauf komprimiert: "Ehemaliger CIA-Agent mit Amnesie und Geheiminformationen wird von anderen CIA-Leuten gejagt und versucht herauszufinden, wer der Schuldige ist." Mein Kumpel jedenfalls, der die anderen beiden Teile nicht kennt, war jedenfalls auch recht angetan von dem Film.
"Das Bourne-Ultimatum" zweigt sich aber auch von den meisten anderen Big-Budget Produktionen ab, indem nicht wirklich auf einen Showdown hingearbeitet wird, sondern der Film von der einen Action-Sequenz zur anderen hangelt. Trotzdem ist das immer so gut inszeniert, dass sich nie ein Gefühl der Übersättigung einstellt, sondern man von jeder Actionszene neu gepackt wird.
Was Paul Greengrass, der John Lennon unter den Filmemachern, an Actionszenen liefert, ist wirklich eine Offenbarung. Da wäre beispielsweise die atemlose Hetzjagd über die Dächer von Tanger, bei denen sich Bourne von Fenster zu Fenster schwingt und durch Dutzende Wohnzimmer rast: Eine grandios zusammengeschnitte, sehr lange Sequenz, die einen vor Aufregung in den Kinosessel noch ein wenig tiefer drückt. Außerdem bietet der Film die beste Verfolgungsjagd seit vielen, vielen Jahren bei der die nicht immer geliebte Wackelkamera, das Markenzeichen von Paul Greengrass, voll zur Geltung kommt. Ich habe lange nicht mehr eine so authentische wie aufregende Actionsequenz gesehen. Vor allem die Crashs sind derart schmerzhaft, dass man wirklich für einen Moment die Augen schließen muss.
Was man sich dabei immer vor Augen führen muss: Der Film ist Action und die Action ist der Film! "Das Bourne Ultimatum" ist einfach das große Finale eines etwa 6-Stündigen Gesamtwerks, dessen Geschwindigkeit sich Film um Film steigert.
Der erste Film war sehr erfrischend und hatte diesen Charme alter 70er Jahre Thriller-Klassiker wie " Die 3 Tage des Condor". Außerdem war Franka Potente mit dabei. Teilweise krankte der Film an ein paar Längen und war erstaunlich actionarm, vornehmlich weil die Leute kurz nach 9/11 keine Lust mehr auf Explosionen hatten.
Im zweiten Film wird die Sichtweise zum Glück geändert. "Die Bourne-Verschwörung" ist wesentlich düsterer als der Vorgänger und von Anfang bis Ende voll mit Wackelkamera, was teilweise in die Hose geht, wie die ermüdende Verfolgungsjagd in Berlin beweist. Trotzdem ein starker Film, vor allem weil er den Charakter Bourne konsequent weiter entwickelt.
Das bleibt beim "Ultimatum" aufgrund des hohen Tempos etwas auf der Strecke. Allerdings gibt es auch diese erstaunlich brutale, inszenatorisch perfekte eine Szene, in der Bourne den auf ihn angesetzten Killer erwürgt und man merkt wie ungern Bourne dass tut und wie Leid er das Töten ist. Er will ein neuer friedlicher Mensch werden, der nicht nur durch Gewalt kommuniziert. Durch seine Vergangenheit wird er aber dazu gezwungen, seine mörderischen Fähigkeiten anzuwenden. Das ist es, was Bourne so besonders macht.
Es gibt also zwei Sachen, welche die Bourne-Filme vom Durchschnitt abheben:
Da wäre einmal Matt Damon. Er spielt diesen grandiosen Geisteskonflikt des Helden so überzeugend, dass die Filme vom Anspruch her zwei Ligen über James Bond und Ethan Hunt gehoben werden. Jason Bourne hat eine viel komplexere Persönlichkeitsstruktur als alle anderen fiktiven Agenten-Kollegen.
Was außerdem in allen drei Filmen auffällt, ist, dass es keine Bösen und Guten gibt. Das Böse in allen drei Filmen ist das System, was die Darsteller zu dem macht, was sie sind. Jason Bourne selber ist kein James Bond. Jason Bourne war ein eiskalter Killer, der unschuldige Leute auf Befehl ermordet hat, ohne den Grund zu wissen. Und in allen drei Teilen, vornehmlich aber im dritten ist er nicht nur auf der Suche nach seiner früheren Identität, sondern immer auch auf der Suche nach dem Ursprung des Systems, welches ihn zu diesem Mörder gemacht macht. Die Leute, die das System personifizieren, sind auch allesamt keine Dr.No´s, sondern Menschen, deren Beweggründe man versteht, aber nicht unterstützt. Das liegt auch daran, dass man sich hier nicht auf berühmte Namen verlässt, sondern auf Schauspieler, die ihr Handwerk verstehen. Im dritten Teil bekommt dann Matt Damon mit David Strathairn einen großartigen Gegenpol.
Angenehm daran ist auch, dass gnadenlos mit dem Patriotismus abgerechnet wird, ohne je in simples wie blödes Bush-Bashing zu verfallen.
Überrascht hat mich der Auftritt Daniel Brühls (der die deutsche Ersatz-Beteiligung für die im zweiten Teil erschossene Franka Potente ist), der eine der wenigen ruhigen Szenen des Films souverän meistert.
Schlussendlich kann man also sagen:
"Das Bourne Ultimatum" ist eine inszenatorisch grandiose, atemlose Hetzjagd, die einen derart packt, dass man über ein paar Story-Lücken gerne hinwegsieht.
Lang lebe Jason Bourne!
8/10
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Dienstag, 31. Juli 2007
Die Simpsons - Der Film
am Dienstag, 31. Juli 2007, 14:56 im Topic 'Filmkritiken'
"I was elected to lead, not to read."
Immer um 18 Uhr geht im Deutschen Fernsehen die Sonne auf, wenn die "Simpsons" gesendet werden. Denn sie gehören mitunter zum besten was vor 22 Uhr gesendet wird.
Jetzt kommt die gelbe Familie also ins Kino. Und man sieht ihr in jeder Minute an, dass sie da nicht hingehört.
Nahezu unbemerkt bin ich in den letzten Jahren ein echter "Simpsons"-Fan geworden, denn irgendwann fängt man an jeden Abend um 18 Uhr die Glotze anzuschalten. Und ich liebe die Serie. Im Fernsehen.
Die besten Folgen sind solche, deren Storylines geradezu ins Nichts führen, aber dass mit einem Höllentempo und extrem hoher Gagdichte. Der Kinofilm versagt hier aber völlig, denn die Simpsons zeichnen sich vor allem durch ihren Kurzweil aus. In knapp 25 Minuten werden verschiedene Geschichten erzählt, von denen nur eine schon Stoff für einen Hollywood-Film bieten dürfte. Das war es, für das man die Simpsons liebte.
All diese Gesetze hebt der Film aber auf und so passiert etwas, was ich nun wirklich nicht erwartet hatte: Man langweilt sich! Der Film hat Längen! Bei den Simpsons!!
Der Film bietet zwar eine simpsonstypische Story, genau so gut hätte man diese aber in einer Folge erzählen können. Oder, wenn man schon die "Simpsons" in derartige Längen ziehen muss, dann doch bitte in dem man der Serie noch ein paar Facetten hinzufügt. Aber auch davon in jeder Minute: Fehlanzeige! Die Witze sind alle auf Kosten von Schwächen der Figuren, die man eh schon alle kennt. Ich hätte beispielsweise gerne mehr über Springfield, seine Bewohner und die Simpsons-Welt im allgemeinen erfahren. Es ist zwar immer noch amüsant, wenn Homer ein Hammer ein Auge stecken bleibt, aber deswegen muss man nicht ins Kino gehen. Ähnliches gibt es in jeder Simpsons-Folge im Fernsehen zu sehen.
Die Story, die nett die Klimawandelhysterie kommentiert, ist zwar aktuell und relativ originell, aber für simpsonsche Verhältnisse nichts Herausragendes.
Der Humor ist erstaunlich brav, sogar im Gegensatz zu den Folgen im Fernsehen. Wirklich böse oder gar satirisch wird es nur selten. Den Film dominieren eher familientauglichere Witze, die einen schnell langweilen. Die besten Momente hat der Film in den wenigen Momenten, in denen er sich wirklich etwas traut. Arnold Schwarzennegger als amerikanischer Präsident war ein Brüller, genau so wie meine Lieblingsszene, in der das berüchtigte Computerspiel "Grand Theft Auto" parodiert wird, wenn Homer in Alaska "Grand Theft Walrus" spielt, mit einem Walross-Gangster, der einen schwer an "Happy Feet" erinnernden Pinguin abknallt. Ansonsten gibt es noch ein paar Schmunzler, beispielsweise die Schlittenhunde, aber sonst war ich erschreckt, wie wenig Gags mich zum Lachen gebracht haben, während ich mich beim Fernsehen oft Dauerbeömelle.
Was nun aber das dickste Ding ist: Der Film nimmt sich über lange Strecken wirklich und wahrhaftig ernst. Das Ende ist keinesfalls eine Parodie auf schnulzige Hollywood Happy-Endings, sondern ernsthaft. Diesen Wandel dokumentiert auch der Wechsel vom Fernseh-Simpsons-Komponist Alf Clausen zum Pathos-Bombastiker Hans Zimmer. Das Erfolgsgeheimnis der Simpsons liegt nämlich nun mal im Status Quo, wenn Marge Homer nun aber wirklich verlässt, dann ist das nicht nur Simpsons-untypisch, der Film versucht damit eine echte Hollywood-Dramaturgie aufzubauen.
Und deshalb ist der Film trotz viel Lobes für mich eine der größten Enttäuschungen der letzten Zeit.
3,5/10
Immer um 18 Uhr geht im Deutschen Fernsehen die Sonne auf, wenn die "Simpsons" gesendet werden. Denn sie gehören mitunter zum besten was vor 22 Uhr gesendet wird.
Jetzt kommt die gelbe Familie also ins Kino. Und man sieht ihr in jeder Minute an, dass sie da nicht hingehört.
Nahezu unbemerkt bin ich in den letzten Jahren ein echter "Simpsons"-Fan geworden, denn irgendwann fängt man an jeden Abend um 18 Uhr die Glotze anzuschalten. Und ich liebe die Serie. Im Fernsehen.
Die besten Folgen sind solche, deren Storylines geradezu ins Nichts führen, aber dass mit einem Höllentempo und extrem hoher Gagdichte. Der Kinofilm versagt hier aber völlig, denn die Simpsons zeichnen sich vor allem durch ihren Kurzweil aus. In knapp 25 Minuten werden verschiedene Geschichten erzählt, von denen nur eine schon Stoff für einen Hollywood-Film bieten dürfte. Das war es, für das man die Simpsons liebte.
All diese Gesetze hebt der Film aber auf und so passiert etwas, was ich nun wirklich nicht erwartet hatte: Man langweilt sich! Der Film hat Längen! Bei den Simpsons!!
Der Film bietet zwar eine simpsonstypische Story, genau so gut hätte man diese aber in einer Folge erzählen können. Oder, wenn man schon die "Simpsons" in derartige Längen ziehen muss, dann doch bitte in dem man der Serie noch ein paar Facetten hinzufügt. Aber auch davon in jeder Minute: Fehlanzeige! Die Witze sind alle auf Kosten von Schwächen der Figuren, die man eh schon alle kennt. Ich hätte beispielsweise gerne mehr über Springfield, seine Bewohner und die Simpsons-Welt im allgemeinen erfahren. Es ist zwar immer noch amüsant, wenn Homer ein Hammer ein Auge stecken bleibt, aber deswegen muss man nicht ins Kino gehen. Ähnliches gibt es in jeder Simpsons-Folge im Fernsehen zu sehen.
Die Story, die nett die Klimawandelhysterie kommentiert, ist zwar aktuell und relativ originell, aber für simpsonsche Verhältnisse nichts Herausragendes.
Der Humor ist erstaunlich brav, sogar im Gegensatz zu den Folgen im Fernsehen. Wirklich böse oder gar satirisch wird es nur selten. Den Film dominieren eher familientauglichere Witze, die einen schnell langweilen. Die besten Momente hat der Film in den wenigen Momenten, in denen er sich wirklich etwas traut. Arnold Schwarzennegger als amerikanischer Präsident war ein Brüller, genau so wie meine Lieblingsszene, in der das berüchtigte Computerspiel "Grand Theft Auto" parodiert wird, wenn Homer in Alaska "Grand Theft Walrus" spielt, mit einem Walross-Gangster, der einen schwer an "Happy Feet" erinnernden Pinguin abknallt. Ansonsten gibt es noch ein paar Schmunzler, beispielsweise die Schlittenhunde, aber sonst war ich erschreckt, wie wenig Gags mich zum Lachen gebracht haben, während ich mich beim Fernsehen oft Dauerbeömelle.
Was nun aber das dickste Ding ist: Der Film nimmt sich über lange Strecken wirklich und wahrhaftig ernst. Das Ende ist keinesfalls eine Parodie auf schnulzige Hollywood Happy-Endings, sondern ernsthaft. Diesen Wandel dokumentiert auch der Wechsel vom Fernseh-Simpsons-Komponist Alf Clausen zum Pathos-Bombastiker Hans Zimmer. Das Erfolgsgeheimnis der Simpsons liegt nämlich nun mal im Status Quo, wenn Marge Homer nun aber wirklich verlässt, dann ist das nicht nur Simpsons-untypisch, der Film versucht damit eine echte Hollywood-Dramaturgie aufzubauen.
Und deshalb ist der Film trotz viel Lobes für mich eine der größten Enttäuschungen der letzten Zeit.
3,5/10
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Montag, 30. Juli 2007
Sterben für Anfänger
am Montag, 30. Juli 2007, 13:46 im Topic 'Filmkritiken'
„Scheiße, wir haben den Falschen eingesargt!“
Mit diesem netten Eingangsgag beginnt der neue Film von Regisseur Frank Oz, dem einzigen Amerikaner unter all den Briten, die sich für diesen Film verantwortlich zeichnen. Typisch britisch sind auch seine Charaktere: Auf den ersten Blick versnobte Biedermeier, deren Fassade aber bei genauerem Hinsehen zu bröckeln beginnt. Bei der Trauerfeier des ehemaligen Familienoberhaupts eskalieren dann die Spannungen und die stille englische Gartenhauswelt wird zur totalen Anarchie.
Der Film macht den Zuschauer sehr schnell mit den Hauptfiguren bekannt, die Einführung besteht lediglich aus der Autofahrt zum Begräbnis. Getragen wird der Film vom Sohn des Verstorbenen, einen relativ normalen Familienmenschen, aus dessen Sicht man das Chaos, dass seine Familiensippe verursacht, miterlebt. Die anderen Typen sind natürlich knapp am Klischee vorbeikratzende Stereotypen unserer Gesellschaft wie es sich für eine echte schwarze britische Komödie gehört. Der dealende Student, der dicke Hypochonder, der unglücklich Verliebte, der schmierige Erfolgsautor, die nervenschwache Hausfrau, der schwule Kleinwüchsige und so weiter und so fort. Die mit Abstand schönste und lustigste Figur ist aber der im Rollstuhl sitzende Methusalem, der sich mit dem Alter eine Respektlosigkeit zu eigen gemacht hat, die zu den originellsten Szenen des Films führt.
Einer der Gäste bekommt nun aber Kopfschmerzen und nimmt eine der Tabletten des dealenden Studenten, da sie in einem Valium-Fläschchen schlummern. Der dadurch verursachte Rausch setzt nun eine höchst amüsante Kettenreaktion in Bewegung, in deren Folge der Tote einige Male aus dem Sarg plumpst, Leute nackt auf Dächer steigen und außerdem der mysteriöse Liliputaner dem Sohn eröffnet, er habe mit dem verstorbenen Vater eine sexuelle Beziehung gehabt und ihn mit Fotos mit dem Toten in entlarvender Stellung erpresst. Der Zwerg kriegt dann auch noch versehentlich 5 der berüchtigten Valium-Pillen verabreicht, weil man ihn ruhig zu stellen versucht und landet irgendwann , weil für tot gehalten, in markanter Position, im Sarg des Verschiedenen.
Die Darsteller sind allesamt Leute, die man namentlich nicht kennt, deren Gesichter aber aus Nebenrollen in „großen“ Filmen bekannt sind und die sich hier mit großer Spielfreude an den überspitzten Typen austoben können. Der Humor reicht von galligen Dialogen für die Feingeister unter den Zuschauern bis zu gröbsten Fäkalhumor, wenn beispielsweise der alte Onkel Alfie aus versehen das Gesicht des Hypochonders mit seinem Kot besprenkelt.
Frank Oz meistert seine Aufgabe großartig, er inszeniert das Chaos und seine Gags perfekt und schlägt in den richtigen Momenten laute Töne und in den richtigen Momenten eher leise Töne an. So behält der Film immer eine gewisse Würde trotz des rauen Humors. Das kann man aber auch als eine Schwäche auslegen, denn so hat der Film selten Kanten und ist für eine herausragende Komödie zu feingeschliffen und inkonsequent in seiner Weiterführung der eskalierenden Situation, denn am Ende fahren schließlich alle Gäste wieder nach Hause ohne dass die Ereignisse ihr Leben irgendwie verändert hätte.
Die originellere und weit schwärzere Komödie haben letztes Jahr die Dänen mit der großartigen schwarzen Komödie „Adams Äpfel“ abgeliefert, deren Frische und Härte sie in der Kinolandschaft herausragen ließ. „Sterben für Anfänger“ hingegen ist ein Film geworden, den man sich auch mit der Oma anschauen kann.
6/10
Gesehen im:
Cinemaxx Dammtor
Mit diesem netten Eingangsgag beginnt der neue Film von Regisseur Frank Oz, dem einzigen Amerikaner unter all den Briten, die sich für diesen Film verantwortlich zeichnen. Typisch britisch sind auch seine Charaktere: Auf den ersten Blick versnobte Biedermeier, deren Fassade aber bei genauerem Hinsehen zu bröckeln beginnt. Bei der Trauerfeier des ehemaligen Familienoberhaupts eskalieren dann die Spannungen und die stille englische Gartenhauswelt wird zur totalen Anarchie.
Der Film macht den Zuschauer sehr schnell mit den Hauptfiguren bekannt, die Einführung besteht lediglich aus der Autofahrt zum Begräbnis. Getragen wird der Film vom Sohn des Verstorbenen, einen relativ normalen Familienmenschen, aus dessen Sicht man das Chaos, dass seine Familiensippe verursacht, miterlebt. Die anderen Typen sind natürlich knapp am Klischee vorbeikratzende Stereotypen unserer Gesellschaft wie es sich für eine echte schwarze britische Komödie gehört. Der dealende Student, der dicke Hypochonder, der unglücklich Verliebte, der schmierige Erfolgsautor, die nervenschwache Hausfrau, der schwule Kleinwüchsige und so weiter und so fort. Die mit Abstand schönste und lustigste Figur ist aber der im Rollstuhl sitzende Methusalem, der sich mit dem Alter eine Respektlosigkeit zu eigen gemacht hat, die zu den originellsten Szenen des Films führt.
Einer der Gäste bekommt nun aber Kopfschmerzen und nimmt eine der Tabletten des dealenden Studenten, da sie in einem Valium-Fläschchen schlummern. Der dadurch verursachte Rausch setzt nun eine höchst amüsante Kettenreaktion in Bewegung, in deren Folge der Tote einige Male aus dem Sarg plumpst, Leute nackt auf Dächer steigen und außerdem der mysteriöse Liliputaner dem Sohn eröffnet, er habe mit dem verstorbenen Vater eine sexuelle Beziehung gehabt und ihn mit Fotos mit dem Toten in entlarvender Stellung erpresst. Der Zwerg kriegt dann auch noch versehentlich 5 der berüchtigten Valium-Pillen verabreicht, weil man ihn ruhig zu stellen versucht und landet irgendwann , weil für tot gehalten, in markanter Position, im Sarg des Verschiedenen.
Die Darsteller sind allesamt Leute, die man namentlich nicht kennt, deren Gesichter aber aus Nebenrollen in „großen“ Filmen bekannt sind und die sich hier mit großer Spielfreude an den überspitzten Typen austoben können. Der Humor reicht von galligen Dialogen für die Feingeister unter den Zuschauern bis zu gröbsten Fäkalhumor, wenn beispielsweise der alte Onkel Alfie aus versehen das Gesicht des Hypochonders mit seinem Kot besprenkelt.
Frank Oz meistert seine Aufgabe großartig, er inszeniert das Chaos und seine Gags perfekt und schlägt in den richtigen Momenten laute Töne und in den richtigen Momenten eher leise Töne an. So behält der Film immer eine gewisse Würde trotz des rauen Humors. Das kann man aber auch als eine Schwäche auslegen, denn so hat der Film selten Kanten und ist für eine herausragende Komödie zu feingeschliffen und inkonsequent in seiner Weiterführung der eskalierenden Situation, denn am Ende fahren schließlich alle Gäste wieder nach Hause ohne dass die Ereignisse ihr Leben irgendwie verändert hätte.
Die originellere und weit schwärzere Komödie haben letztes Jahr die Dänen mit der großartigen schwarzen Komödie „Adams Äpfel“ abgeliefert, deren Frische und Härte sie in der Kinolandschaft herausragen ließ. „Sterben für Anfänger“ hingegen ist ein Film geworden, den man sich auch mit der Oma anschauen kann.
6/10
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Cinemaxx Dammtor
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Dienstag, 24. Juli 2007
Harry Potter und der Orden des Phönix
am Dienstag, 24. Juli 2007, 13:40 im Topic 'Filmkritiken'
Es ist schon lange her, dass ich in einem fast vollen Kino saß. Aber „Harry Potter“ hat es mal wieder geschafft und alle anderen Sommerblockbuster mit einem gehörigen Rumms von der Kinoleinwand gefegt.
Mittlerweile ist er allerdings auch schon älter geworden und der Rattcliff-Daniel (einer der Nachteile wenn man kein Internet zur Hand hat: Man kann die Namen von Hauptdarstellern nicht nachschauen...) mit ihm. Und irgendwie ist er auch zu groß geworden für das olle Potter-Kostüm, so wirkt die Brille beispielsweise extrem aufgesetzt und passt einfach nicht mehr zu einem 17-Jährigen, aber es ist halt Harry Potter. Außerdem schien es mir manchmal als hätten die Macher versucht, die Darsteller jünger wirken zu lassen, als sie sind. Ich hatte bis jetzt leider noch nicht die Gelegenheit Emma Watson „live“ zu sehen, aber in dem Film sieht sie definitiv nicht aus wie 17. Auch bei den anderen Darstellern harmonierten die Klischees, die sich im Laufe der Reihe entwickelten nicht mehr so ganz mit den Darstellergesichtern.
Filmisch hat man sich aber nun der älter werdenden Zielgruppe wohl mittlerweile gänzlich angepasst, der Film versucht gar nicht erst auch Jüngere anzusprechen, also solche unter der 12er-Grenze. Das ist im Grunde eine schöne Entwicklung, die nur allzu nötig war, auch wenn sich das in den zwei letzten Filmen bereits deutlich abgezeichnet hat.
Was außerdem noch auffällt, ist das ausgerechnet das längste Buch mit einem vergleichsweise kurzen Film visualisiert wurde. Für die Verfilmungen war es immer schwierig, genau das herzustellen, was die Bücher ausmacht: Nämlich das Aufbauen einer Parallelwelt, in der auch der Schlüssel zum Erfolg Potters liegt. Ein Buch hat dazu viel mehr Zeit als ein kurzer Spielfilm. Die vorangegangen haben aber immerhin versucht, die Welt herzustellen, wie sie im Buch beschrieben wird. Der „Orden des Phönix“ versucht das aber gar nicht und deshalb halte ich ihn für einen der schwächeren Filme des Quintetts.
Es werden zwar alle wichtigen Aspekte der Grundstory der Vorlage behandelt, trotzdem wirkt der Film unangenehm leer. Der Unterricht wird nur dann erwähnt, wenn es extrem wichtig für die Story ist und sehr vielen Szenen wird genau dann der Todesstoß durch den Schnitt zu einer anderen Handlungsebene versetzt wenn sie gerade etwas Dynamik entwickeln. Dadurch ist der „Orden des Phönix“ zwar nie langweilig, die Personen verkommen aber zu leblosen Hüllen. Vor allem die für das Harry Potter-Universum so wichtigen Nebenfiguren haben sich so entwickelt. Und selbst die Figuren von Weltklasseschauspielern wie Gary Oldman, Maggie Smith und anderen entwickeln nicht den Hauch einer Persönlichkeit, da sie eben nur die ein, zwei Sätze sagen, die die Story voranbringen sollen. Das sieht man auch daran, dass die diktatorische neue Schulleiterin Dolores Umbridge eine der wenigen Personen ist, die einem im Gedächtnis bleiben, da sie genug Freiraum zum Ausbauen ihrer Figur hat und eine Person ist, die jeder Schüler in weniger überspitzter Fassung kennt. Die Romanze zwischen Harry und der Chinesin hingegen lässt einen vollkommen kalt, da man nie sah wie sie sich entwickelte.
Was aber nun wirklich unverständlich von Seiten der Produzenten ist, ist der Umstand, das man einen unerfahrenen Mann vom Fernsehen, wie David Yates einer ist, als Regisseur verpflichtete, nachdem man vorher Legenden wie Alfonso Cuaron auf den Regiestuhl setzte. David Yates schaffte es meiner Meinung nach einfach nicht, einen gewissen Erzählflow zu erzeugen oder den Charakteren etwas Interessantes hinzuzufügen. Außerdem schafft es der Film mit seinen schnellen Handlungswechseln nicht im Geringsten, ein Zeitgefühl für ein gesamtes Schuljahr zu schaffen, die gesamte Handlung des Films kommt einem nicht mal vor wie eine Woche. Cuaron beispielsweise hat im ansonsten eher schwachen Film bewiesen, wie gut man in zweieinhalb Stunden ein Gefühl erzeugen kann, dass ein Jahr vergeht und das ohne zu langweilen. Bei Yates wird aber ohne Rücksicht auf Verluste auf den Showdown hingearbeitet.
Der Showdown findet diesmal unter der Erde statt, was die (großartigen) Setdesigner, Beleuchter und Kameramänner auch voll ausnutzten. Die düstere Atmosphäre des ewigen
Kampfes zwischen Gut und Böse wird auf die Spitze getrieben und die Effekte können hier endlich auch mal glänzen (*Spoiler* Der Riesenbruder von Hagrid hingegen war eine schlecht animierte Lachnummer *Spoiler Ende*). Das alles ist recht beeindruckend, aber nun kommt man wieder auf den Aspekt der Leblosigkeit: Das Finale ist nett anzusehen, aber es packt einen nie, weil man einfach mit den Figuren nicht mitfühlt und (und dafür sollte sich David Yates nun wirklich schämen) man hat keine einzige Sekunde während des Kampfes der Jungpartisanen gegen Voldemort das Gefühl, irgendjemand sei in Gefahr. *Spoiler!* Auch der Tod von Harrys Paten lässt einen eigenartig kalt. *Spoiler Ende*
So ist der Film zwar selten langweilig, hat aber den Tiefgang einer Folge „Lenßen und Partner“.
5/10
Gesehen im:
Cinestar Lübeck
Mittlerweile ist er allerdings auch schon älter geworden und der Rattcliff-Daniel (einer der Nachteile wenn man kein Internet zur Hand hat: Man kann die Namen von Hauptdarstellern nicht nachschauen...) mit ihm. Und irgendwie ist er auch zu groß geworden für das olle Potter-Kostüm, so wirkt die Brille beispielsweise extrem aufgesetzt und passt einfach nicht mehr zu einem 17-Jährigen, aber es ist halt Harry Potter. Außerdem schien es mir manchmal als hätten die Macher versucht, die Darsteller jünger wirken zu lassen, als sie sind. Ich hatte bis jetzt leider noch nicht die Gelegenheit Emma Watson „live“ zu sehen, aber in dem Film sieht sie definitiv nicht aus wie 17. Auch bei den anderen Darstellern harmonierten die Klischees, die sich im Laufe der Reihe entwickelten nicht mehr so ganz mit den Darstellergesichtern.
Filmisch hat man sich aber nun der älter werdenden Zielgruppe wohl mittlerweile gänzlich angepasst, der Film versucht gar nicht erst auch Jüngere anzusprechen, also solche unter der 12er-Grenze. Das ist im Grunde eine schöne Entwicklung, die nur allzu nötig war, auch wenn sich das in den zwei letzten Filmen bereits deutlich abgezeichnet hat.
Was außerdem noch auffällt, ist das ausgerechnet das längste Buch mit einem vergleichsweise kurzen Film visualisiert wurde. Für die Verfilmungen war es immer schwierig, genau das herzustellen, was die Bücher ausmacht: Nämlich das Aufbauen einer Parallelwelt, in der auch der Schlüssel zum Erfolg Potters liegt. Ein Buch hat dazu viel mehr Zeit als ein kurzer Spielfilm. Die vorangegangen haben aber immerhin versucht, die Welt herzustellen, wie sie im Buch beschrieben wird. Der „Orden des Phönix“ versucht das aber gar nicht und deshalb halte ich ihn für einen der schwächeren Filme des Quintetts.
Es werden zwar alle wichtigen Aspekte der Grundstory der Vorlage behandelt, trotzdem wirkt der Film unangenehm leer. Der Unterricht wird nur dann erwähnt, wenn es extrem wichtig für die Story ist und sehr vielen Szenen wird genau dann der Todesstoß durch den Schnitt zu einer anderen Handlungsebene versetzt wenn sie gerade etwas Dynamik entwickeln. Dadurch ist der „Orden des Phönix“ zwar nie langweilig, die Personen verkommen aber zu leblosen Hüllen. Vor allem die für das Harry Potter-Universum so wichtigen Nebenfiguren haben sich so entwickelt. Und selbst die Figuren von Weltklasseschauspielern wie Gary Oldman, Maggie Smith und anderen entwickeln nicht den Hauch einer Persönlichkeit, da sie eben nur die ein, zwei Sätze sagen, die die Story voranbringen sollen. Das sieht man auch daran, dass die diktatorische neue Schulleiterin Dolores Umbridge eine der wenigen Personen ist, die einem im Gedächtnis bleiben, da sie genug Freiraum zum Ausbauen ihrer Figur hat und eine Person ist, die jeder Schüler in weniger überspitzter Fassung kennt. Die Romanze zwischen Harry und der Chinesin hingegen lässt einen vollkommen kalt, da man nie sah wie sie sich entwickelte.
Was aber nun wirklich unverständlich von Seiten der Produzenten ist, ist der Umstand, das man einen unerfahrenen Mann vom Fernsehen, wie David Yates einer ist, als Regisseur verpflichtete, nachdem man vorher Legenden wie Alfonso Cuaron auf den Regiestuhl setzte. David Yates schaffte es meiner Meinung nach einfach nicht, einen gewissen Erzählflow zu erzeugen oder den Charakteren etwas Interessantes hinzuzufügen. Außerdem schafft es der Film mit seinen schnellen Handlungswechseln nicht im Geringsten, ein Zeitgefühl für ein gesamtes Schuljahr zu schaffen, die gesamte Handlung des Films kommt einem nicht mal vor wie eine Woche. Cuaron beispielsweise hat im ansonsten eher schwachen Film bewiesen, wie gut man in zweieinhalb Stunden ein Gefühl erzeugen kann, dass ein Jahr vergeht und das ohne zu langweilen. Bei Yates wird aber ohne Rücksicht auf Verluste auf den Showdown hingearbeitet.
Der Showdown findet diesmal unter der Erde statt, was die (großartigen) Setdesigner, Beleuchter und Kameramänner auch voll ausnutzten. Die düstere Atmosphäre des ewigen
Kampfes zwischen Gut und Böse wird auf die Spitze getrieben und die Effekte können hier endlich auch mal glänzen (*Spoiler* Der Riesenbruder von Hagrid hingegen war eine schlecht animierte Lachnummer *Spoiler Ende*). Das alles ist recht beeindruckend, aber nun kommt man wieder auf den Aspekt der Leblosigkeit: Das Finale ist nett anzusehen, aber es packt einen nie, weil man einfach mit den Figuren nicht mitfühlt und (und dafür sollte sich David Yates nun wirklich schämen) man hat keine einzige Sekunde während des Kampfes der Jungpartisanen gegen Voldemort das Gefühl, irgendjemand sei in Gefahr. *Spoiler!* Auch der Tod von Harrys Paten lässt einen eigenartig kalt. *Spoiler Ende*
So ist der Film zwar selten langweilig, hat aber den Tiefgang einer Folge „Lenßen und Partner“.
5/10
Gesehen im:
Cinestar Lübeck
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Montag, 2. Juli 2007
Auf DVD: Bubba Ho-Tep
am Montag, 2. Juli 2007, 22:52 im Topic 'Filmkritiken'
"Never fuck with the King!"
Nach dem Sehen von "Bubba Ho-Tep" dachte ich lange darüber nach, dass ein Film, der nur 500.000 Euro gekostet hat, mich zehnmal mehr berührt hat wie beispielsweise der 300-Millionen-Streifen "Fluch der Karibik 3". Die ungeheure Differenz zwischen den Budgets gab mir zu denken. Wenn man also sich mal eine der Direct-to-DVD Premieren kauft oder ausleiht, hat man entweder einen dieser schrecklichen Wir-halten-die-Kamera-auf-das-Leben-wie-es-wirklich-ist Problemfilmchen in der Hand oder eben einen dieser Juwelen, die mit kleinem Budget, aber viel Herz gedreht wurden.
"Bubba Ho-Tep" tarnt sich als verrücktes B-Movie und ist doch ein berührender Film über das Altern. Eine wunderbare Mischung.
Elvis Presley sitzt in einem Altersheim irgendwo in der Pampa, hat ein Krebsgeschwür am Penis und leidet an Impotenz, was ihm schwer zu schaffen macht. Alle halten ihn nur für einen Imitator, der sich bei einem seiner Konzerte das Hüftgelenk gebrochen hat, doch in Wahrheit ist er der echte King, der ,da er den Ruhm nicht mehr ertrug, seine Identität mit einem Imitator vertauschte und seither dessen Leben weiterlebte.
Elvis Presley wird vom B-Movie Superstar Bruce Campbell gespielt, der mit dem indizierten Kult-Splatter "Evil Dead" berühmt wurde und der als alternder King of Rock n´ Roll der aufgrund seines Handicap an den Rölliwagen gebunden ist eine unglaubliche Performance abgibt. Aus dem ganzen Elend seines tragischen Charakters erhebt sich ein wunderbarer, sardonischer Humor, der den ganzen Film trägt.
Nun aber dazu, wer oder was überhaupt ein "Bubba Ho-Tep" ist, denn er wird jede Trash-Seele glücklich machen. Das ganze drumherum mit den ägyptischen Flüchen ist zwar extrem unterhaltsam, aber jetzt nicht wichtig. Auf jedenfall aber ist "Bubba Ho-Tep" ein mit viel Liebe und ohne jedes bisschen CGI entstandenes ägyptisches Zombie, dass nachts den Altenheimbewohnern durch ihren Darmausgang die Seele aussaugt.
Elvis hat im Altenheim nur einen Freund. Einen Schwarzen der behauptet, er sei JFK und vom FBI umgefärbt worden. Diese entdecken eines Nachts das Zombie durch die Flure huschend und machen sich auf, dem Biest das Garaus zu machen, frei nach dem Motto: "Frag nicht, was dein Altenheim für dich tun kann. Frag, was du für dein Altenheim tun kannst!"
Die Story wirkt vielleicht etwas abschreckend, aber ich hab selten dass letzte mal bei einem Film so gelacht und trotzdem mit den Figuren mitgefühlt. Denn das ist es, was ich dem Film am höchsten anrechne: Der Regiesseur schafft es, dass man trotz ihrer Verrücktheit die Story glaubt und der Film nie zu einer bloßen Aneinanderreihung von Gags wird, sondern jede Minute ihre eigene Spannung besitzt. Ja, ich denke man kann sagen, der Zuschauer glaubt sogar die Geschichte.
Auch, wenn ich gerne ein paar echte Elvis-Songs gehört hätte (deren Lizenzen aber zu teuer waren) ist der großartige, flexible und rockige Soundtrack ein großartiger Ersatz.
Der Film ist schlußendlich eine wunderbare Wiederaufarbeitung des tragischen Charakters Elvis Presley wie auch eine trashige Horrorkomödie und endlich mal etwas, was man noch nie zuvor gesehen hat. Und so möchte ich am Ende doch allen abraten von den uninspirierten dritten oder vierten Teilen in den Multiplexen und ihnen diesen originellen Film empfehlen, erst Recht, da die DVD extrem gut ausgestattet ist mit zwei großartigen Audiokommentaren und einem überdurschnittlichen Sounddesign.
9/10
Watch this Movie!
http://www.bubbahotep.com/
"Bubba Ho-Tep" bei Amazon für 12,95 Euro
Nach dem Sehen von "Bubba Ho-Tep" dachte ich lange darüber nach, dass ein Film, der nur 500.000 Euro gekostet hat, mich zehnmal mehr berührt hat wie beispielsweise der 300-Millionen-Streifen "Fluch der Karibik 3". Die ungeheure Differenz zwischen den Budgets gab mir zu denken. Wenn man also sich mal eine der Direct-to-DVD Premieren kauft oder ausleiht, hat man entweder einen dieser schrecklichen Wir-halten-die-Kamera-auf-das-Leben-wie-es-wirklich-ist Problemfilmchen in der Hand oder eben einen dieser Juwelen, die mit kleinem Budget, aber viel Herz gedreht wurden.
"Bubba Ho-Tep" tarnt sich als verrücktes B-Movie und ist doch ein berührender Film über das Altern. Eine wunderbare Mischung.
Elvis Presley sitzt in einem Altersheim irgendwo in der Pampa, hat ein Krebsgeschwür am Penis und leidet an Impotenz, was ihm schwer zu schaffen macht. Alle halten ihn nur für einen Imitator, der sich bei einem seiner Konzerte das Hüftgelenk gebrochen hat, doch in Wahrheit ist er der echte King, der ,da er den Ruhm nicht mehr ertrug, seine Identität mit einem Imitator vertauschte und seither dessen Leben weiterlebte.
Elvis Presley wird vom B-Movie Superstar Bruce Campbell gespielt, der mit dem indizierten Kult-Splatter "Evil Dead" berühmt wurde und der als alternder King of Rock n´ Roll der aufgrund seines Handicap an den Rölliwagen gebunden ist eine unglaubliche Performance abgibt. Aus dem ganzen Elend seines tragischen Charakters erhebt sich ein wunderbarer, sardonischer Humor, der den ganzen Film trägt.
Nun aber dazu, wer oder was überhaupt ein "Bubba Ho-Tep" ist, denn er wird jede Trash-Seele glücklich machen. Das ganze drumherum mit den ägyptischen Flüchen ist zwar extrem unterhaltsam, aber jetzt nicht wichtig. Auf jedenfall aber ist "Bubba Ho-Tep" ein mit viel Liebe und ohne jedes bisschen CGI entstandenes ägyptisches Zombie, dass nachts den Altenheimbewohnern durch ihren Darmausgang die Seele aussaugt.
Elvis hat im Altenheim nur einen Freund. Einen Schwarzen der behauptet, er sei JFK und vom FBI umgefärbt worden. Diese entdecken eines Nachts das Zombie durch die Flure huschend und machen sich auf, dem Biest das Garaus zu machen, frei nach dem Motto: "Frag nicht, was dein Altenheim für dich tun kann. Frag, was du für dein Altenheim tun kannst!"
Die Story wirkt vielleicht etwas abschreckend, aber ich hab selten dass letzte mal bei einem Film so gelacht und trotzdem mit den Figuren mitgefühlt. Denn das ist es, was ich dem Film am höchsten anrechne: Der Regiesseur schafft es, dass man trotz ihrer Verrücktheit die Story glaubt und der Film nie zu einer bloßen Aneinanderreihung von Gags wird, sondern jede Minute ihre eigene Spannung besitzt. Ja, ich denke man kann sagen, der Zuschauer glaubt sogar die Geschichte.
Auch, wenn ich gerne ein paar echte Elvis-Songs gehört hätte (deren Lizenzen aber zu teuer waren) ist der großartige, flexible und rockige Soundtrack ein großartiger Ersatz.
Der Film ist schlußendlich eine wunderbare Wiederaufarbeitung des tragischen Charakters Elvis Presley wie auch eine trashige Horrorkomödie und endlich mal etwas, was man noch nie zuvor gesehen hat. Und so möchte ich am Ende doch allen abraten von den uninspirierten dritten oder vierten Teilen in den Multiplexen und ihnen diesen originellen Film empfehlen, erst Recht, da die DVD extrem gut ausgestattet ist mit zwei großartigen Audiokommentaren und einem überdurschnittlichen Sounddesign.
9/10
Watch this Movie!
http://www.bubbahotep.com/
"Bubba Ho-Tep" bei Amazon für 12,95 Euro
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Samstag, 30. Juni 2007
Auf DVD: The Wild Bunch
am Samstag, 30. Juni 2007, 20:18 im Topic 'Filmkritiken'
"If they move, kill ´em"
Hach, endlich mal wieder ein Western in der Röhre. Und noch dazu einen, den ich schon sehr lange sehen wollte, ihn mir aber mangels nötiger Finanzen nicht kaufen konnte. Zum Glück entschied sich einer der Hansels von hitflip aber, diesen Klassiker zum Tausch freizustellen, sonst hätte ich noch länger auf eine Sichtung dieses mir bisher unbekannten Meisterwerks amerikanischen Films verzichten müssen.
"The Wild Bunch" handelt von einer Gruppe Outlaws mit Pike Bishop, einem alternden Helden, als Führer, die auf der Flucht vor dem Auge des Gesetzes nach Mexiko ausweichen müssen und dort den dekadenten Revolutionsführer Mapache kennenlernen, der ihnen einen verhängnisvollen Deal vorschlägt. Sie sollen einen Waffentransport per Zug überfallen und die Beute an die Mexikaner übergeben...
Das wäre sehr grob nacherzählt, das Grundgerüst des Films. Der Subtext aber ist der Einbruch der Moderne in die Welt des Westens und wie der Western-Mythos langsam zu bröckeln beginnt. Die Gruppe der Outlaws muss nicht zuletzt nach Mexiko flüchten, weil das einer der wenigen Flecken Erde ist, an denen die Welt, die sie kennen, noch existiert. Auch sie sind alt geworden und wollen es allesamt nicht wahrhaben, dass sich die Welt so schnell verändert. Am besten formulierte das wohl der Mann, der den Untertitel für die amerikanischen Plakate textete:
"Unchanged men in a changing land. Out of step, out of place and desperately out of time."
Wie man dem ausführlichen Bonusmaterial der DVD entnehmen kann, war wohl auch der berüchtigte Regiesseur des Films, Sam Peckinpah, ein ähnlicher Typ und in dem Streifen steckt wohl auch viel von ihm. Denn er selbst war wohl ein verzweifelter, selbstzerstörerischerischer Mann mit vielen Obsessionen und war vor allem eins: Ebenfalls total "out of time".
Die Qualität von Peckinpahs Filmen schwankt extrem, vor allem aber ist er als Actionregiesseur in die Filmgeschichte eingegangen und für seine stilisierte Gewalt mit dem berüchtigten Zeitlupeneinsatz, an dem man seine Filme sofort erkennt, berühmt geworden. Daran ist er aber auch zerbrochen, denn er sagte einmal: "Ich werde oft für die Gewalt in meinen Filmen kritisiert, aber wenn meine Filme nicht brutal sind, will sie niemand sehen." Er drehte nämlich auch eine ganze Reihe an Filmen, die allesamt tragisch, melancholisch und überhaupt nicht brutal waren. Nur wurden diese vom Publikum kaum wahrgenommen und gerieten bald in Vergessenheit.
"The Wild Bunch" ist keiner dieser Filme. Ganz im Gegenteil, die berühmten Shootouts am Anfang und Ende des Films, wirken noch heute unglaublich agressiv und in ihrem Ausmaß fast nihilistisch. Besonders das Finale ist unglaublich bleihaltig und wird zum Ballettanz der Brutalitäten überstilisiert. Wegen des geringen Budgets mussten sich die Nebendarsteller sogar mehrere Male erschießen lassen. Das heißt, das Filmblut wurde aus den Kostümen ausgewaschen, der Darsteller musste es abermals anziehen und sich noch mal erschießen lassen. Diese finale Schießerei bleibt einem noch lange im Gedächtnis.
Aber nicht nur wegen der innovativen Action halte ich "The Wild Bunch" für einen der besten Western ller Zeiten, sondern auch wegen der Charaktere. Denn sie stammen aus der Zeit als die Darsteller noch authentisch sein durften, wenn nicht sogar häßlich. Die Zahnlücken von Ernest Borgnine, die Nase von William Holden... Sie alle sind keine Schönheiten, sie alle sind dreckig und alt. Und das ist es, wieso ich oft alte Filme lieber mag als viele neuen. Keine der wenigen Wiederbelebungsversuche des Westerns hat funktioniert, da man heutzutage keine Schauspieler wie Borgnine oder Holden in einem Film als Hauptrolle verpflichten würde. Heute gibt es nur noch die ganzkörperrasierten Weichlinge wie Clooney, Pitt und Konsorten mit ihren verkronten Zähnen. Ich für meinen Teil mag Schauspieler wie in "Wild Bunch" wesentlich lieber, da sie sich durch Charakter auszeichnen und nicht durch Schönheit. So wirken die Dialoge der "Stars" dieses Films alle sehr authentisch und der Film ist ,denke ich, auch ein bisschen ein Film über das Altern. Ich könnte nie derartige Symphatien aufbauen für eine Gruppe von neun Clooneys wie zu diesen neun alten Herren auf ihrem "last walk".
Dabei bin ich kein großer Fan des amerikanischen Westerns, die Filme von John Ford beispielsweise halte ich für extrem angestaubt und bei John Wayne krieg ich Blitzherpes, aber dieser Film hat es mir angetan, obwohl er doch so durch und durch amerikanisch ist. Ich war eigentlich mehr der Typ, der sich mit den Italo-Western von Sergio Leone anfreunden konnte und ich würde immer noch "The Good, The Bad and the Ugly" vor "The Wild Bunch" stellen, aber "Once Upon a Time in West" halte ich für ganz schrecklichen Bockmist. Der Italowestern hangelt immer an der Grenze zwischen Kunst und Langeweile, jedenfalls bei Leone. "The Good, The Bad an the Ugly" halte ich klar für erstgenanntes, aber "Once Upon a Time in West" ist meiner Meinung nach eines der meistüberschätzten Werke der Filmgeschichte, denn er ist schlicht langweilig. Da mag ich den humorvollen und
bleihaltigen Amerikanismus von Peckinpah fast lieber.
9/10
"The Wild Bunch" bei Amazon
Hach, endlich mal wieder ein Western in der Röhre. Und noch dazu einen, den ich schon sehr lange sehen wollte, ihn mir aber mangels nötiger Finanzen nicht kaufen konnte. Zum Glück entschied sich einer der Hansels von hitflip aber, diesen Klassiker zum Tausch freizustellen, sonst hätte ich noch länger auf eine Sichtung dieses mir bisher unbekannten Meisterwerks amerikanischen Films verzichten müssen.
"The Wild Bunch" handelt von einer Gruppe Outlaws mit Pike Bishop, einem alternden Helden, als Führer, die auf der Flucht vor dem Auge des Gesetzes nach Mexiko ausweichen müssen und dort den dekadenten Revolutionsführer Mapache kennenlernen, der ihnen einen verhängnisvollen Deal vorschlägt. Sie sollen einen Waffentransport per Zug überfallen und die Beute an die Mexikaner übergeben...
Das wäre sehr grob nacherzählt, das Grundgerüst des Films. Der Subtext aber ist der Einbruch der Moderne in die Welt des Westens und wie der Western-Mythos langsam zu bröckeln beginnt. Die Gruppe der Outlaws muss nicht zuletzt nach Mexiko flüchten, weil das einer der wenigen Flecken Erde ist, an denen die Welt, die sie kennen, noch existiert. Auch sie sind alt geworden und wollen es allesamt nicht wahrhaben, dass sich die Welt so schnell verändert. Am besten formulierte das wohl der Mann, der den Untertitel für die amerikanischen Plakate textete:
"Unchanged men in a changing land. Out of step, out of place and desperately out of time."
Wie man dem ausführlichen Bonusmaterial der DVD entnehmen kann, war wohl auch der berüchtigte Regiesseur des Films, Sam Peckinpah, ein ähnlicher Typ und in dem Streifen steckt wohl auch viel von ihm. Denn er selbst war wohl ein verzweifelter, selbstzerstörerischerischer Mann mit vielen Obsessionen und war vor allem eins: Ebenfalls total "out of time".
Die Qualität von Peckinpahs Filmen schwankt extrem, vor allem aber ist er als Actionregiesseur in die Filmgeschichte eingegangen und für seine stilisierte Gewalt mit dem berüchtigten Zeitlupeneinsatz, an dem man seine Filme sofort erkennt, berühmt geworden. Daran ist er aber auch zerbrochen, denn er sagte einmal: "Ich werde oft für die Gewalt in meinen Filmen kritisiert, aber wenn meine Filme nicht brutal sind, will sie niemand sehen." Er drehte nämlich auch eine ganze Reihe an Filmen, die allesamt tragisch, melancholisch und überhaupt nicht brutal waren. Nur wurden diese vom Publikum kaum wahrgenommen und gerieten bald in Vergessenheit.
"The Wild Bunch" ist keiner dieser Filme. Ganz im Gegenteil, die berühmten Shootouts am Anfang und Ende des Films, wirken noch heute unglaublich agressiv und in ihrem Ausmaß fast nihilistisch. Besonders das Finale ist unglaublich bleihaltig und wird zum Ballettanz der Brutalitäten überstilisiert. Wegen des geringen Budgets mussten sich die Nebendarsteller sogar mehrere Male erschießen lassen. Das heißt, das Filmblut wurde aus den Kostümen ausgewaschen, der Darsteller musste es abermals anziehen und sich noch mal erschießen lassen. Diese finale Schießerei bleibt einem noch lange im Gedächtnis.
Aber nicht nur wegen der innovativen Action halte ich "The Wild Bunch" für einen der besten Western ller Zeiten, sondern auch wegen der Charaktere. Denn sie stammen aus der Zeit als die Darsteller noch authentisch sein durften, wenn nicht sogar häßlich. Die Zahnlücken von Ernest Borgnine, die Nase von William Holden... Sie alle sind keine Schönheiten, sie alle sind dreckig und alt. Und das ist es, wieso ich oft alte Filme lieber mag als viele neuen. Keine der wenigen Wiederbelebungsversuche des Westerns hat funktioniert, da man heutzutage keine Schauspieler wie Borgnine oder Holden in einem Film als Hauptrolle verpflichten würde. Heute gibt es nur noch die ganzkörperrasierten Weichlinge wie Clooney, Pitt und Konsorten mit ihren verkronten Zähnen. Ich für meinen Teil mag Schauspieler wie in "Wild Bunch" wesentlich lieber, da sie sich durch Charakter auszeichnen und nicht durch Schönheit. So wirken die Dialoge der "Stars" dieses Films alle sehr authentisch und der Film ist ,denke ich, auch ein bisschen ein Film über das Altern. Ich könnte nie derartige Symphatien aufbauen für eine Gruppe von neun Clooneys wie zu diesen neun alten Herren auf ihrem "last walk".
Dabei bin ich kein großer Fan des amerikanischen Westerns, die Filme von John Ford beispielsweise halte ich für extrem angestaubt und bei John Wayne krieg ich Blitzherpes, aber dieser Film hat es mir angetan, obwohl er doch so durch und durch amerikanisch ist. Ich war eigentlich mehr der Typ, der sich mit den Italo-Western von Sergio Leone anfreunden konnte und ich würde immer noch "The Good, The Bad and the Ugly" vor "The Wild Bunch" stellen, aber "Once Upon a Time in West" halte ich für ganz schrecklichen Bockmist. Der Italowestern hangelt immer an der Grenze zwischen Kunst und Langeweile, jedenfalls bei Leone. "The Good, The Bad an the Ugly" halte ich klar für erstgenanntes, aber "Once Upon a Time in West" ist meiner Meinung nach eines der meistüberschätzten Werke der Filmgeschichte, denn er ist schlicht langweilig. Da mag ich den humorvollen und
bleihaltigen Amerikanismus von Peckinpah fast lieber.
9/10
"The Wild Bunch" bei Amazon
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Freitag, 15. Juni 2007
Ich muss
am Freitag, 15. Juni 2007, 15:49 im Topic 'Filmkritiken'
jetzt mal darauf hinweisen, wie mein blog zu dem Titel "Thadeus at the Movies" kam. Nämlich wegen der großartigen amerikanischen Fernsehsendung "Siskel and Ebert at the Movies" in der sich die zwei großartigen Filmkritiker Gene Siskel und Roger Ebert über Filme unterhalten. Die Sendung war und ist Kult in den amerikanischen Fernsehgeräten. Hier sehen wir wie sie "Blue Velvet" diskutieren:
Gene Siskel ist leider gestorben (God bless him!) aber Roger Ebert ist "still alive". Seine Website:
http://rogerebert.suntimes.com/
Gene Siskel ist leider gestorben (God bless him!) aber Roger Ebert ist "still alive". Seine Website:
http://rogerebert.suntimes.com/
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Montag, 4. Juni 2007
Zodiac - Die Spur des Killers
am Montag, 4. Juni 2007, 19:00 im Topic 'Filmkritiken'
"There's more than one way to lose your life to a killer"
Der Prolog von Zodiac ist wahrscheinlich noch das blutigste an dem Film. Ein jugendliches Päärchen auf einem verlassenen Parkplatz. Im Radio läuft leise "Hurdy Gurdy Man", der so leise und fast romantisch anfängt. Kindliche Unschuld und die verklärte Romantik der Pubertät liegt in der Luft. Doch ein Auto fährt auf den Parkplatz. Ein Mann steigt aus. Er schiesst auf das Päärchen mehrere Male, das geblendet ist vom Licht der Autoscheinwerfer. Und in diesem Moment wird die Musik lauter und der erste elektronische Gitarrenriff kreischt. Es ist eine unter vielen Szenen die Regiesseur David Fincher zum legitimen Nachfolger von Martin Scorsese macht, der das gleiche Stilmittel benutzte. Aufkeimende Gewalt zu Rockmusik.
Doch eigentlich ist "Zodiac" kein brutaler Film, auch wenn er bei den entscheidenden Szenen nicht wegsieht. Der Film lebt vor allem von den Darstellern, den Dialogen und der feinsinnigen Regie Finchers.
Vor allem ist "Zodiac" aber ein Film übers Scheitern. Und über die Grenze zwischen Leidenschaft und Obsession.
Im Mittelpunkt des Films steht Robert Graysmith, ein Karikaturist bei der Zeitung "San Franciso Chronicle", die regelmäßig Briefe und kryptische Code vom Killer erhält, der sich "Zodiac" nennt. Er ist nur eine unter vielen Charakteren des Films, die sich auf die Jagd nach dem Killer macht und an ihr verzweifelt. Sie alle verlieren die Kontrolle über ihr Familienleben und über sich selber, so sehr hat sie der Killer vereinnahmt, der weiter Codes und ähnliches verbreitet und damit unglaubliche Hysterie auslöst was die von der Jagd getriebenen noch weiter anstachelt.
Neben Graysmith, der vom "Donnie Darko"-Darsteller Jake Gyllenhall interpretiert wird, sind auch der Starreporter Paul Avery und der Ermittler David Toschi solche Figuren. Der eine wird zu einem melancholischen Säufer, der sich in seiner Verzweiflung selbst zerstört, der andere verbeißt sich immer mehr in der anscheinend sinnlosen Jagd. Da Fincher mit großen Zeitsprüngen arbeitet wird an den Darstellern noch deutlicher wie sie sich von lebensfrohen Zeitgenossen zu paranoiden Wracks entwickeln.
Und so schafft es Fincher nicht nur die Darsteller irre werden zu lassen von der Killerhysterie, sondern auch die Zuschauer, die in bestimmten Szenen auch in eine Art Verfolgungswahn verfallen und hinter harmlosen Zivilisten den Killer vermuten werden.
Auch wenn "Zodiac" kein Ensemblestück ist, so sind die Figuren oft das wichtigste am Film. Und da wird deutlich, dass Fincher nicht nur ein wunderbarer Stilist ist, sondern auch ein Regiesseur, der wirklich alles aus den Darstellern rausholt. Und so entstehen Figuren, die im Kopf des Zuschauers ein echtes Eigenleben beginnen. Mein Liebling wäre da die traurige Figur des David Toschi, die Mark Ruffalo in meiner Gunst um einige Stufen höher steigen ließ. Aber auch die Intensität eines Robert Downey Jr. haut einen um, und sein Sarkasmus holt den Film aus den gelegentlichen Spannungslöchern.
Aber auch wenn der Film manchmal etwas an Luft verliert und deswegen nicht ganz unanstrengend ist, habe ich mich jede Minute unterhalten gefühlt. Das der Film auf wahren Begebenheiten basiert und das wohl sehr ernst nahm nahm, macht in noch intensiver. Vor allem bei der Vorstellung, dass der Zodiac-Killer noch leben könnte, wird mir mulmig. Vielleicht saß er ja in irgendeinem Programmkino in der letzten Reihe und lachte darüber, wie er damals eine ganze Generation Amerikaner in derartige Hysterie versetzen konnte und es mit diesem tollen Film noch heute tut.
Hurdy gurdy, hurdy gurdy, hurdy gurdy gurdy he sang...
8/10
http://www.imdb.com/title/tt0443706/
http://www.kino.de/kinofilm/zodiac-die-spur-des-killers/90596.html
Der Prolog von Zodiac ist wahrscheinlich noch das blutigste an dem Film. Ein jugendliches Päärchen auf einem verlassenen Parkplatz. Im Radio läuft leise "Hurdy Gurdy Man", der so leise und fast romantisch anfängt. Kindliche Unschuld und die verklärte Romantik der Pubertät liegt in der Luft. Doch ein Auto fährt auf den Parkplatz. Ein Mann steigt aus. Er schiesst auf das Päärchen mehrere Male, das geblendet ist vom Licht der Autoscheinwerfer. Und in diesem Moment wird die Musik lauter und der erste elektronische Gitarrenriff kreischt. Es ist eine unter vielen Szenen die Regiesseur David Fincher zum legitimen Nachfolger von Martin Scorsese macht, der das gleiche Stilmittel benutzte. Aufkeimende Gewalt zu Rockmusik.
Doch eigentlich ist "Zodiac" kein brutaler Film, auch wenn er bei den entscheidenden Szenen nicht wegsieht. Der Film lebt vor allem von den Darstellern, den Dialogen und der feinsinnigen Regie Finchers.
Vor allem ist "Zodiac" aber ein Film übers Scheitern. Und über die Grenze zwischen Leidenschaft und Obsession.
Im Mittelpunkt des Films steht Robert Graysmith, ein Karikaturist bei der Zeitung "San Franciso Chronicle", die regelmäßig Briefe und kryptische Code vom Killer erhält, der sich "Zodiac" nennt. Er ist nur eine unter vielen Charakteren des Films, die sich auf die Jagd nach dem Killer macht und an ihr verzweifelt. Sie alle verlieren die Kontrolle über ihr Familienleben und über sich selber, so sehr hat sie der Killer vereinnahmt, der weiter Codes und ähnliches verbreitet und damit unglaubliche Hysterie auslöst was die von der Jagd getriebenen noch weiter anstachelt.
Neben Graysmith, der vom "Donnie Darko"-Darsteller Jake Gyllenhall interpretiert wird, sind auch der Starreporter Paul Avery und der Ermittler David Toschi solche Figuren. Der eine wird zu einem melancholischen Säufer, der sich in seiner Verzweiflung selbst zerstört, der andere verbeißt sich immer mehr in der anscheinend sinnlosen Jagd. Da Fincher mit großen Zeitsprüngen arbeitet wird an den Darstellern noch deutlicher wie sie sich von lebensfrohen Zeitgenossen zu paranoiden Wracks entwickeln.
Und so schafft es Fincher nicht nur die Darsteller irre werden zu lassen von der Killerhysterie, sondern auch die Zuschauer, die in bestimmten Szenen auch in eine Art Verfolgungswahn verfallen und hinter harmlosen Zivilisten den Killer vermuten werden.
Auch wenn "Zodiac" kein Ensemblestück ist, so sind die Figuren oft das wichtigste am Film. Und da wird deutlich, dass Fincher nicht nur ein wunderbarer Stilist ist, sondern auch ein Regiesseur, der wirklich alles aus den Darstellern rausholt. Und so entstehen Figuren, die im Kopf des Zuschauers ein echtes Eigenleben beginnen. Mein Liebling wäre da die traurige Figur des David Toschi, die Mark Ruffalo in meiner Gunst um einige Stufen höher steigen ließ. Aber auch die Intensität eines Robert Downey Jr. haut einen um, und sein Sarkasmus holt den Film aus den gelegentlichen Spannungslöchern.
Aber auch wenn der Film manchmal etwas an Luft verliert und deswegen nicht ganz unanstrengend ist, habe ich mich jede Minute unterhalten gefühlt. Das der Film auf wahren Begebenheiten basiert und das wohl sehr ernst nahm nahm, macht in noch intensiver. Vor allem bei der Vorstellung, dass der Zodiac-Killer noch leben könnte, wird mir mulmig. Vielleicht saß er ja in irgendeinem Programmkino in der letzten Reihe und lachte darüber, wie er damals eine ganze Generation Amerikaner in derartige Hysterie versetzen konnte und es mit diesem tollen Film noch heute tut.
Hurdy gurdy, hurdy gurdy, hurdy gurdy gurdy he sang...
8/10
http://www.imdb.com/title/tt0443706/
http://www.kino.de/kinofilm/zodiac-die-spur-des-killers/90596.html
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Montag, 28. Mai 2007
Pirates of the Carribean 3 - Am Ende der Welt
am Montag, 28. Mai 2007, 22:35 im Topic 'Filmkritiken'
"Did no one come to save me just because they missed me?"
Der dritte Teil ist nicht selten der schlechteste. Besonders wenn der erste Teil in sich geschlossen war und eigentlich keiner Fortsetzung bedarf, wie es bei dem ersten „Pirates of the Carribean“- Film der Fall war. Das beste Beispiel für derartige Katastrophen sind die aufgeplusterten, zwar schrecklich teuren aber doch lieblosen und unsäglich langweiligen Fortsetzungen der „Matrix“-Reihe, die den wirklich innovativen ersten Teil leider mit in Verruf zogen.
„Fluch der Karibik“ umgeht dieses Fettnäpfchen geschickt, da die Teile in sich doch recht verschieden sind und man ihnen ansieht dass das Herzblut der Macher nicht von dem Millionenberg begraben wurde. Jeder Teil entwickelt so sein gewisses Eigenleben und eine individuelle Grundstimmung. Der erste Teil war ein kurzweiliger und spannender und im Gegensatz zu den Fortsetzungen, sehr straighter Piratenfilm. Der zweite Teil war schlichtes Spaßkino, dass seine vielen Schwächen geschickt mit Gags tuschierte und trotz allem bestens unterhielt. Der nun erschienene dritte Teil unterscheidet sich von den ersten beiden Teilen jedoch angenehm in seiner Atmosphäre und war ganz anders als erwartet.
In der ersten, sehr beeindruckenden Sequenz, wird eigentlich schon das Grundmotiv des Films erklärt. Tausende von Leuten die der Piraterie beschuldigt sind, sterben bei einer Massenhinrichtung, bis alle in das Lied eines kleinen Jungen einstimmen, was die britischen Soldaten stark zu irritieren scheint. Da hatten viele, die schnelles Klaumauk-Kino erwarteten, schon einen Frosch im Hals. Deshalb wird der dritte Teil wohl stark polarisieren und die Fans der Piratensaga spalten.
Mir aber hat die neue Ausrichtung sehr gut gefallen. Eine gewisse Tragik und Melancholie durchzieht die gesamten 170 Minuten und der Film ist wesentlich ruhiger als die beiden ersten Filme. Davy Jones, Elizabeth Swan, Will Turner, Barbossa… Der Film gibt allen Figuren genug Platz sich auszubreiten und fügt ihnen neue Facetten hinzu. Sogar Jack Sparrow lässt der Film einige schwermütige Szenen, wenn er nämlich auf seinen Vater trifft, gespielt von Keith Richards, der sein Cameo erstaunlich gut spielte. Manchmal allerdings ist der Film sogar zu geschwätzig und so konnte ich dem Kommentar meines Begleiters bei manchen Szenen sogar zustimmen: „Wo bleibt denn jetzt die Action?!“.
Doch sie kam. Und wie. Während der Film sich anfangs angenehm viel Zeit ließ, und mit den eingestreuten kurzen Kampf oder Slapstick-Szenen ein gewisses Spannungs-Level halten konnte, bombardiert das Finale einen mit Sinneseindrücken. Der von einer Frau (!) geführte Piratenverband gegen die übermächtige Macht der britischen Soldaten. Eine schon vorher immer wieder aufgegriffene Metapher. Während die britischen Offiziere blank rasiert sind und Perücken tragen, haben die Piraten verfaulte Zähne und tragen zerissene Hemden. Und während die einen kurz vor der Schlacht noch Tee aus goldverzierten Keramiktässchen trinken, besaufen sich die anderen mit Rum. Bombastisch in jeder Hinsicht war dann die Schiffschlacht in einem Strudel, die bei mir wirklich ein echtes „Aha“-Erlebnis auslöste und bei der man merkt wo die 150 Millionen geblieben sind. Erstaunlich brutal auch die Kampfszenen, die sich aber perfekt in das düstere Grundgerüst eingliedern. Denn hier sterben die Soldaten und Piraten wirklich und das ist alles andere als weichgespült.
Die Musik von Hans Zimmer ist zwar sehr dick aufgetragen, hat mir aber trotzdem sehr gut gefallen und entlässt einen ziemlich zugedröhnt aus dem Kinosaal.
Wirklich vorwerfen kann man dem Film meiner Meinung nach nur, dass er teilweise zu ausufernd ist, zu viele Erzählstränge beginnt und zu viele Figuren plötzlich wichtig macht, was den Film leider teilweise arg konfus wirken lässt. Aber das ist wohl die Entwicklung, die man in den letzten Monaten an der Kinokasse mitverfolgen konnte: Unter 150 Minuten lässt sich kein Blockbuster mehr erzählen.
6,5/10
Der dritte Teil ist nicht selten der schlechteste. Besonders wenn der erste Teil in sich geschlossen war und eigentlich keiner Fortsetzung bedarf, wie es bei dem ersten „Pirates of the Carribean“- Film der Fall war. Das beste Beispiel für derartige Katastrophen sind die aufgeplusterten, zwar schrecklich teuren aber doch lieblosen und unsäglich langweiligen Fortsetzungen der „Matrix“-Reihe, die den wirklich innovativen ersten Teil leider mit in Verruf zogen.
„Fluch der Karibik“ umgeht dieses Fettnäpfchen geschickt, da die Teile in sich doch recht verschieden sind und man ihnen ansieht dass das Herzblut der Macher nicht von dem Millionenberg begraben wurde. Jeder Teil entwickelt so sein gewisses Eigenleben und eine individuelle Grundstimmung. Der erste Teil war ein kurzweiliger und spannender und im Gegensatz zu den Fortsetzungen, sehr straighter Piratenfilm. Der zweite Teil war schlichtes Spaßkino, dass seine vielen Schwächen geschickt mit Gags tuschierte und trotz allem bestens unterhielt. Der nun erschienene dritte Teil unterscheidet sich von den ersten beiden Teilen jedoch angenehm in seiner Atmosphäre und war ganz anders als erwartet.
In der ersten, sehr beeindruckenden Sequenz, wird eigentlich schon das Grundmotiv des Films erklärt. Tausende von Leuten die der Piraterie beschuldigt sind, sterben bei einer Massenhinrichtung, bis alle in das Lied eines kleinen Jungen einstimmen, was die britischen Soldaten stark zu irritieren scheint. Da hatten viele, die schnelles Klaumauk-Kino erwarteten, schon einen Frosch im Hals. Deshalb wird der dritte Teil wohl stark polarisieren und die Fans der Piratensaga spalten.
Mir aber hat die neue Ausrichtung sehr gut gefallen. Eine gewisse Tragik und Melancholie durchzieht die gesamten 170 Minuten und der Film ist wesentlich ruhiger als die beiden ersten Filme. Davy Jones, Elizabeth Swan, Will Turner, Barbossa… Der Film gibt allen Figuren genug Platz sich auszubreiten und fügt ihnen neue Facetten hinzu. Sogar Jack Sparrow lässt der Film einige schwermütige Szenen, wenn er nämlich auf seinen Vater trifft, gespielt von Keith Richards, der sein Cameo erstaunlich gut spielte. Manchmal allerdings ist der Film sogar zu geschwätzig und so konnte ich dem Kommentar meines Begleiters bei manchen Szenen sogar zustimmen: „Wo bleibt denn jetzt die Action?!“.
Doch sie kam. Und wie. Während der Film sich anfangs angenehm viel Zeit ließ, und mit den eingestreuten kurzen Kampf oder Slapstick-Szenen ein gewisses Spannungs-Level halten konnte, bombardiert das Finale einen mit Sinneseindrücken. Der von einer Frau (!) geführte Piratenverband gegen die übermächtige Macht der britischen Soldaten. Eine schon vorher immer wieder aufgegriffene Metapher. Während die britischen Offiziere blank rasiert sind und Perücken tragen, haben die Piraten verfaulte Zähne und tragen zerissene Hemden. Und während die einen kurz vor der Schlacht noch Tee aus goldverzierten Keramiktässchen trinken, besaufen sich die anderen mit Rum. Bombastisch in jeder Hinsicht war dann die Schiffschlacht in einem Strudel, die bei mir wirklich ein echtes „Aha“-Erlebnis auslöste und bei der man merkt wo die 150 Millionen geblieben sind. Erstaunlich brutal auch die Kampfszenen, die sich aber perfekt in das düstere Grundgerüst eingliedern. Denn hier sterben die Soldaten und Piraten wirklich und das ist alles andere als weichgespült.
Die Musik von Hans Zimmer ist zwar sehr dick aufgetragen, hat mir aber trotzdem sehr gut gefallen und entlässt einen ziemlich zugedröhnt aus dem Kinosaal.
Wirklich vorwerfen kann man dem Film meiner Meinung nach nur, dass er teilweise zu ausufernd ist, zu viele Erzählstränge beginnt und zu viele Figuren plötzlich wichtig macht, was den Film leider teilweise arg konfus wirken lässt. Aber das ist wohl die Entwicklung, die man in den letzten Monaten an der Kinokasse mitverfolgen konnte: Unter 150 Minuten lässt sich kein Blockbuster mehr erzählen.
6,5/10
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