T H A D E U S at the Movies!
Sonntag, 2. März 2008
Dr'ck
Ich schreibe gerade eine Kritik zum grandiosen No Country for Old Men, da aendert der Computer meine Tastatur ohne sichtlichen Grund in eine amerikanische Tastatur, dass heisst die ganyen Tasten sind wo anders und Umlaute sind jetyt auch gegessen. Einfach so. Mein Ae ist jetyt ein ' und wie sie vielleicht schon bemerkten die z und y Tasten sind vertauscht. Auch wenn der Film amerikanisch ist, ich hasse diese eigenwilligen Aktionen mit denen mich mein Computer 'rgert...

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Im Kino: No Country for Old Men
"What's the most you ever lost on a coin toss?

Als Erstes muss ich sagen, "No Country for Old Men" hat den Oscar nicht verdient. Oder besser, der Oscar hat "No Country for Old Men" nicht verdient. Filme wie "Titanic" gewinnen Oscars, aber nicht ein Neo-Noir-Film von den Coen Bruedern. Schon wegen der Gewalt dürfte der Film vielen Leuten nicht gefallen und die pessimistische Weltsicht wird auch so einige Leute nicht zufrieden stellen. Es ist mir also ein Rätsel wie ein so großartiges Meisterwerk wie dieses den Oscar für den besten Film einheimsen konnte.

Denn "No Country for Old Men" ist der großartigste Film seit langer Zeit und ich bin mir sicher, an ihn wird man sich noch viele Jahrzente lang erinnern.

"No Country for Old Men" wird als ein Klassiker in die Filmgeschichte eingehen, unter anderem, weil er nicht wie viele andere Oscar-Kandidaten dieses Jahr, die ganze Welt erklären will, es aber schlussendlich und ein bisschen unfreiwillig doch tut. Der Film ist kein Kunstfilm, der sich selber auf einen so hohen Thron hievt, dass er dabei den Zuschauer vergisst, nein, "No Country for Old Men" ist vor allem ein ungeheuer spannender Film. Von der ersten Minute an durchzieht den Film eine selten dichte Atmosphäre und knisternde Spannung.

Bevor der Film richtig beginnt, wird der Zuschauer gütigerweise auf das Kommende vorbereitet, eine ältliche Stimme im Off redet, während wunderschöner Bilder aus dem amerikanischen Nirgendwo. Es ist die Stimme von Sheriff Ed Tom Bell alias Tommy Lee Jones, er erzählt von seinen Vorfahren die gleichwohl ihres Berufes nie eine Waffe trugen und wie er vor Kurzem einen Jungen auf den elektrischen Stuhl brachte, da dieser ein 14-Jähriges Mädchen ermordet hatte. "He killt a fourteen-year-old girl. Papers said it was a crime of passion but he told me there wasn't any passion to it. Told me that he'd been planning to kill somebody for about as long as he could remember. Said that if they turned him out he'd do it again. Said he knew he was going to hell. Be there in about fifteen minutes." Das Morden wird nie aufhören, wie dieser Film einem in den nächsten 2 Stunden klar macht.

Dann tritt Anton Chigurh auf, diese Figur, die einen noch lange verfolgen wird, weil Javier Bardem ihr so eindrucksvoll Leben eingehaucht hat. Wir sehen, wie er abgeführt wird, er von einem blonden Officer in die Polizeistation genommen wird. Doch es ist nicht der Glückstag des Beamten, denn Anton Chigurh ist der kaltblütigste Mörder jenseits des Misissipi und so findet sich der Blonde bald im Todeskampf zappelnd auf dem Boden. Ich bin recht resistent, was Gewalt in Filmen angeht, aber bei dieser frühen Strangulationsszene haben sich auch mir die Nackenhaare aufgestellt. Weniger wegen des spritzenden Blutes, als wegen des Gesichtsausdrucks Bardems, während er sein Opfer tötet.

Den Gegenpart zu Chigurh bildet B-Movie Schauspieler Josh Brolin als Llewelyn Moss, der ebenfalls großartig spielt. Während einer seiner Jagdtouren entdeckt er ein Mexikanergrab, ein geplatzter Drogendeal, bei dem sich die Parteien sich schließlich gegenseitig umbrachten. Was jedoch nicht verschwunden, sind massenweise Kokain und ein Koffer mit zwei Millionen Dollar in Bar. Als Arbeitsloser denkt er nicht lange nach und nimmt das Geld mit nach Hause, gleichwohl er ahnt, mit welchen Leuten er sich mit dieser Aktion anlegt.

Llewelyn Moss: If I don't come back, tell mother I love her.
Carla Jean Moss: Your mother's dead, Llewelyn.
Llewelyn Moss: Well then I'll tell her myself.


Der Dritte im Bunde ist dann noch Sheriff Ed Tom Bell, der stets einen Tick zu spät kommt, um Chigurh zu fassen, der eine unfassliche Blutspur hinter sich her zieht. Aus dieser Konstellation entwickelt sich der Film dann zu einem unglaublich spannenden Duell zwischen Moss und Chigurh. Ein klassisches Neo-Noir Thema, eine Jagd wie einem Roman meines Lieblingsautors Jean-Patrick Manchette entlehnt. Der Film zieht seine ungeheure Intensitaet auch daraus, dass
ein Score praktisch nicht vorhanden ist und somit jede Art von Pathos vermieden wird, die grandiose, beobachtende Kamera von Roger Deakins unterstreicht das. Einige Sequenzen sind fast hitchcockhaft spannend, es zerreisst einen förmlich im Sessel.

Der Film ist eine Jagd durch ein gewalttätiges und mitleidloses Amerika und die Dörfer und Motels werden in ihrer ganzen Hässlichkeit gezeigt. Einen gewissen Roadmovie-Charakter kann man dem Film nicht absprechen und wie in jedem Coen-Film sind die Nebenrollen oft sehr überzeichnet und kauzig. Dadurch lassen die Coens stets diese berühmten Dialoge entstehen, die selbst einem Tarantino das Wasser reichen. Doch was in meinen Augen die Coens zu besseren Regiesseuren macht als Tarantinon ist, dass ihre Filme nie oberflächlich sind. Hinter den komischen Szenen steckt immer ein ernster Hintergrund und so ist es zwar ungeheur witzig, wenn Llewelyn Moss halbnackt in einen Klamottenladen stürzt, doch trotzdem spürt man immer noch die Verzweiflung eines Mannes auf der Flucht.

Die wenigen Konfrontationen zwischen Moss und Chigurh fallen zwar ausserordentlich blutig aus, doch "No Country for Old Men" ist kein Actionfilm, sondern ein Film über das Morden. Dafür spricht auch, dass Chigurh so viel Angst verbreitet weil er zwar ein Rätsel ist, aber als Figur ungeheuer echt wirkt. Doch der größte Grund, weshalb einen "No Cuntry for Old Men" nicht so schnell wieder los lässt, ist, dass er auf morbide Weise einem die Allgegenwärtigkeit des Todes oder noch mehr der Gewalt klar macht. Die Coens nehmen einem damit ein bisschen die Sichertsblase in die man sich automatisch im Leben einlullt. Nicht jeder wird das Mögen, doch jeder wird darüber, ob bewusst oder unbewusst, nachdenken müssen.

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