T H A D E U S at the Movies!
Sonntag, 13. April 2008
Im Kino: Tödliche Entscheidung (Before the Devil know´s your dead)
"May you have food and raiment, a soft pillow for your head; may you be 40 years in heaven, before the devil knows you're dead."

83 Jahre. Was für ein Alter! Doch mit "Tödliche Entscheidung" hat Sidney Lumet ein würdiges Alterswerk geschaffen, dass genau so zeitgemäss ist wie bedrückend.

Für was er allerdings keine Verantwortung trägt ist die Marketingkampagne mit welcher der Film in Deutschland beworben wird. Erst raubte man dem Film den wunderschönen Originaltitel und verpasste ihm den schmerzhaft nichtssagenden "Tödliche Entscheidung" und dann bastelte man ein völlig unpassendes Plakat, in welcher der Film als klassischer Thriller herüberkam. Und ich bin leider darauf hereingefallen, denn ich erwartete eine so eine Mischung aus "Der Pate" und "The Departed". Diese vollkommen falsche Grundeinstellung ließ mich dann auch lange recht perplex im Kinosessel zweifeln, was das für ein Film sei. Denn Lumet hat keinen Thriller gedreht, sondern eine Tragödie. Die Tragödie des amerikanischen Mittelstandes, die verzweifelt zwischen Materialismus und geistiger Leere. Das Geld ist schlussendlich der Auslöser für einen Strudel aus unfassbar grossem Unglück. Die Unglücklichen, das sind die Brüder Andy und Hank. Der eine Businessman, der andere Familienvater, beiden aber macht das Geld das Leben zur Hölle. Um aus dem Schuldenberg herauszukommen, den seine Drogensucht verursacht, schlägt Andy seinem Bruder schließlich das ungeheure Verbrechen vor: Den Überfall auf das Juweliergeschäft der Eltern. Doch natürlich läuft alles schief, der angeheuerte Profi nimmt eine echte Pistole mit und bei einem Schusswechsel wird er und die Mutter der Brüder getötet. Eine verdammt beschissene Situation, doch daraus bastelt Lumet ein spannendes Ensembledrama. Der Film ist nie überstilisiert, er ist mehr als realistisch, fast ein bisschen billig, gedreht und selbst zwischen der eigentlichen Atmosphäre und dem Geschehen herrscht eine große Diskrepanz. Denn den ganzen Film über scheint die Sonne. Doch das vergisst man schnell, wen man die atemberaubende Leistung von Philip Seymour Hoffman sieht, in ihm manifestiert sich eine bedrückende Leere, eine tiefschürfende Kaputtheit. Ein Charakter, wie er zerstörter nicht sein könnte, obwohl er nur eines ist: Ein Geschäftsmann, wenn auch ein schlechter. Diese Leistung wird nur getoppt von Albert Finney, der den Witwer einfach ungeheuer nah verkörpert und der einem wirklich das Herz bricht, wenn man ihm den Verlust seiner Frau ansieht. Die Kamera schafft es geschickt die Leere der Figuren zu verdeutlichen, sie verzichtet dazu immer auf ablenkende Effekte.
Was dem Film aber doch viel von seiner Wirkung raubt ist zum einen die nervige Filmmusik und die teilweise vollkommen deplatziert wirkenden Zeitsprünge.
Aber immer noch ein Film, nach dem man sich am Boden zerstört fühlt und der lange nachhallt. Trotzdem anschauen!

75%

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