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Sonntag, 2. März 2008
Dr'ck
am Sonntag, 2. März 2008, 21:29 im Topic 'Aus der Wut geboren'
Ich schreibe gerade eine Kritik zum grandiosen No Country for Old Men, da aendert der Computer meine Tastatur ohne sichtlichen Grund in eine amerikanische Tastatur, dass heisst die ganyen Tasten sind wo anders und Umlaute sind jetyt auch gegessen. Einfach so. Mein Ae ist jetyt ein ' und wie sie vielleicht schon bemerkten die z und y Tasten sind vertauscht. Auch wenn der Film amerikanisch ist, ich hasse diese eigenwilligen Aktionen mit denen mich mein Computer 'rgert...
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Im Kino: No Country for Old Men
am Sonntag, 2. März 2008, 21:08 im Topic 'Filmkritiken'
"What's the most you ever lost on a coin toss?
Als Erstes muss ich sagen, "No Country for Old Men" hat den Oscar nicht verdient. Oder besser, der Oscar hat "No Country for Old Men" nicht verdient. Filme wie "Titanic" gewinnen Oscars, aber nicht ein Neo-Noir-Film von den Coen Bruedern. Schon wegen der Gewalt dürfte der Film vielen Leuten nicht gefallen und die pessimistische Weltsicht wird auch so einige Leute nicht zufrieden stellen. Es ist mir also ein Rätsel wie ein so großartiges Meisterwerk wie dieses den Oscar für den besten Film einheimsen konnte.
Denn "No Country for Old Men" ist der großartigste Film seit langer Zeit und ich bin mir sicher, an ihn wird man sich noch viele Jahrzente lang erinnern.
"No Country for Old Men" wird als ein Klassiker in die Filmgeschichte eingehen, unter anderem, weil er nicht wie viele andere Oscar-Kandidaten dieses Jahr, die ganze Welt erklären will, es aber schlussendlich und ein bisschen unfreiwillig doch tut. Der Film ist kein Kunstfilm, der sich selber auf einen so hohen Thron hievt, dass er dabei den Zuschauer vergisst, nein, "No Country for Old Men" ist vor allem ein ungeheuer spannender Film. Von der ersten Minute an durchzieht den Film eine selten dichte Atmosphäre und knisternde Spannung.
Bevor der Film richtig beginnt, wird der Zuschauer gütigerweise auf das Kommende vorbereitet, eine ältliche Stimme im Off redet, während wunderschöner Bilder aus dem amerikanischen Nirgendwo. Es ist die Stimme von Sheriff Ed Tom Bell alias Tommy Lee Jones, er erzählt von seinen Vorfahren die gleichwohl ihres Berufes nie eine Waffe trugen und wie er vor Kurzem einen Jungen auf den elektrischen Stuhl brachte, da dieser ein 14-Jähriges Mädchen ermordet hatte. "He killt a fourteen-year-old girl. Papers said it was a crime of passion but he told me there wasn't any passion to it. Told me that he'd been planning to kill somebody for about as long as he could remember. Said that if they turned him out he'd do it again. Said he knew he was going to hell. Be there in about fifteen minutes." Das Morden wird nie aufhören, wie dieser Film einem in den nächsten 2 Stunden klar macht.
Dann tritt Anton Chigurh auf, diese Figur, die einen noch lange verfolgen wird, weil Javier Bardem ihr so eindrucksvoll Leben eingehaucht hat. Wir sehen, wie er abgeführt wird, er von einem blonden Officer in die Polizeistation genommen wird. Doch es ist nicht der Glückstag des Beamten, denn Anton Chigurh ist der kaltblütigste Mörder jenseits des Misissipi und so findet sich der Blonde bald im Todeskampf zappelnd auf dem Boden. Ich bin recht resistent, was Gewalt in Filmen angeht, aber bei dieser frühen Strangulationsszene haben sich auch mir die Nackenhaare aufgestellt. Weniger wegen des spritzenden Blutes, als wegen des Gesichtsausdrucks Bardems, während er sein Opfer tötet.
Den Gegenpart zu Chigurh bildet B-Movie Schauspieler Josh Brolin als Llewelyn Moss, der ebenfalls großartig spielt. Während einer seiner Jagdtouren entdeckt er ein Mexikanergrab, ein geplatzter Drogendeal, bei dem sich die Parteien sich schließlich gegenseitig umbrachten. Was jedoch nicht verschwunden, sind massenweise Kokain und ein Koffer mit zwei Millionen Dollar in Bar. Als Arbeitsloser denkt er nicht lange nach und nimmt das Geld mit nach Hause, gleichwohl er ahnt, mit welchen Leuten er sich mit dieser Aktion anlegt.
Llewelyn Moss: If I don't come back, tell mother I love her.
Carla Jean Moss: Your mother's dead, Llewelyn.
Llewelyn Moss: Well then I'll tell her myself.
Der Dritte im Bunde ist dann noch Sheriff Ed Tom Bell, der stets einen Tick zu spät kommt, um Chigurh zu fassen, der eine unfassliche Blutspur hinter sich her zieht. Aus dieser Konstellation entwickelt sich der Film dann zu einem unglaublich spannenden Duell zwischen Moss und Chigurh. Ein klassisches Neo-Noir Thema, eine Jagd wie einem Roman meines Lieblingsautors Jean-Patrick Manchette entlehnt. Der Film zieht seine ungeheure Intensitaet auch daraus, dass
ein Score praktisch nicht vorhanden ist und somit jede Art von Pathos vermieden wird, die grandiose, beobachtende Kamera von Roger Deakins unterstreicht das. Einige Sequenzen sind fast hitchcockhaft spannend, es zerreisst einen förmlich im Sessel.
Der Film ist eine Jagd durch ein gewalttätiges und mitleidloses Amerika und die Dörfer und Motels werden in ihrer ganzen Hässlichkeit gezeigt. Einen gewissen Roadmovie-Charakter kann man dem Film nicht absprechen und wie in jedem Coen-Film sind die Nebenrollen oft sehr überzeichnet und kauzig. Dadurch lassen die Coens stets diese berühmten Dialoge entstehen, die selbst einem Tarantino das Wasser reichen. Doch was in meinen Augen die Coens zu besseren Regiesseuren macht als Tarantinon ist, dass ihre Filme nie oberflächlich sind. Hinter den komischen Szenen steckt immer ein ernster Hintergrund und so ist es zwar ungeheur witzig, wenn Llewelyn Moss halbnackt in einen Klamottenladen stürzt, doch trotzdem spürt man immer noch die Verzweiflung eines Mannes auf der Flucht.
Die wenigen Konfrontationen zwischen Moss und Chigurh fallen zwar ausserordentlich blutig aus, doch "No Country for Old Men" ist kein Actionfilm, sondern ein Film über das Morden. Dafür spricht auch, dass Chigurh so viel Angst verbreitet weil er zwar ein Rätsel ist, aber als Figur ungeheuer echt wirkt. Doch der größte Grund, weshalb einen "No Cuntry for Old Men" nicht so schnell wieder los lässt, ist, dass er auf morbide Weise einem die Allgegenwärtigkeit des Todes oder noch mehr der Gewalt klar macht. Die Coens nehmen einem damit ein bisschen die Sichertsblase in die man sich automatisch im Leben einlullt. Nicht jeder wird das Mögen, doch jeder wird darüber, ob bewusst oder unbewusst, nachdenken müssen.
Als Erstes muss ich sagen, "No Country for Old Men" hat den Oscar nicht verdient. Oder besser, der Oscar hat "No Country for Old Men" nicht verdient. Filme wie "Titanic" gewinnen Oscars, aber nicht ein Neo-Noir-Film von den Coen Bruedern. Schon wegen der Gewalt dürfte der Film vielen Leuten nicht gefallen und die pessimistische Weltsicht wird auch so einige Leute nicht zufrieden stellen. Es ist mir also ein Rätsel wie ein so großartiges Meisterwerk wie dieses den Oscar für den besten Film einheimsen konnte.
Denn "No Country for Old Men" ist der großartigste Film seit langer Zeit und ich bin mir sicher, an ihn wird man sich noch viele Jahrzente lang erinnern.
"No Country for Old Men" wird als ein Klassiker in die Filmgeschichte eingehen, unter anderem, weil er nicht wie viele andere Oscar-Kandidaten dieses Jahr, die ganze Welt erklären will, es aber schlussendlich und ein bisschen unfreiwillig doch tut. Der Film ist kein Kunstfilm, der sich selber auf einen so hohen Thron hievt, dass er dabei den Zuschauer vergisst, nein, "No Country for Old Men" ist vor allem ein ungeheuer spannender Film. Von der ersten Minute an durchzieht den Film eine selten dichte Atmosphäre und knisternde Spannung.
Bevor der Film richtig beginnt, wird der Zuschauer gütigerweise auf das Kommende vorbereitet, eine ältliche Stimme im Off redet, während wunderschöner Bilder aus dem amerikanischen Nirgendwo. Es ist die Stimme von Sheriff Ed Tom Bell alias Tommy Lee Jones, er erzählt von seinen Vorfahren die gleichwohl ihres Berufes nie eine Waffe trugen und wie er vor Kurzem einen Jungen auf den elektrischen Stuhl brachte, da dieser ein 14-Jähriges Mädchen ermordet hatte. "He killt a fourteen-year-old girl. Papers said it was a crime of passion but he told me there wasn't any passion to it. Told me that he'd been planning to kill somebody for about as long as he could remember. Said that if they turned him out he'd do it again. Said he knew he was going to hell. Be there in about fifteen minutes." Das Morden wird nie aufhören, wie dieser Film einem in den nächsten 2 Stunden klar macht.
Dann tritt Anton Chigurh auf, diese Figur, die einen noch lange verfolgen wird, weil Javier Bardem ihr so eindrucksvoll Leben eingehaucht hat. Wir sehen, wie er abgeführt wird, er von einem blonden Officer in die Polizeistation genommen wird. Doch es ist nicht der Glückstag des Beamten, denn Anton Chigurh ist der kaltblütigste Mörder jenseits des Misissipi und so findet sich der Blonde bald im Todeskampf zappelnd auf dem Boden. Ich bin recht resistent, was Gewalt in Filmen angeht, aber bei dieser frühen Strangulationsszene haben sich auch mir die Nackenhaare aufgestellt. Weniger wegen des spritzenden Blutes, als wegen des Gesichtsausdrucks Bardems, während er sein Opfer tötet.
Den Gegenpart zu Chigurh bildet B-Movie Schauspieler Josh Brolin als Llewelyn Moss, der ebenfalls großartig spielt. Während einer seiner Jagdtouren entdeckt er ein Mexikanergrab, ein geplatzter Drogendeal, bei dem sich die Parteien sich schließlich gegenseitig umbrachten. Was jedoch nicht verschwunden, sind massenweise Kokain und ein Koffer mit zwei Millionen Dollar in Bar. Als Arbeitsloser denkt er nicht lange nach und nimmt das Geld mit nach Hause, gleichwohl er ahnt, mit welchen Leuten er sich mit dieser Aktion anlegt.
Llewelyn Moss: If I don't come back, tell mother I love her.
Carla Jean Moss: Your mother's dead, Llewelyn.
Llewelyn Moss: Well then I'll tell her myself.
Der Dritte im Bunde ist dann noch Sheriff Ed Tom Bell, der stets einen Tick zu spät kommt, um Chigurh zu fassen, der eine unfassliche Blutspur hinter sich her zieht. Aus dieser Konstellation entwickelt sich der Film dann zu einem unglaublich spannenden Duell zwischen Moss und Chigurh. Ein klassisches Neo-Noir Thema, eine Jagd wie einem Roman meines Lieblingsautors Jean-Patrick Manchette entlehnt. Der Film zieht seine ungeheure Intensitaet auch daraus, dass
ein Score praktisch nicht vorhanden ist und somit jede Art von Pathos vermieden wird, die grandiose, beobachtende Kamera von Roger Deakins unterstreicht das. Einige Sequenzen sind fast hitchcockhaft spannend, es zerreisst einen förmlich im Sessel.
Der Film ist eine Jagd durch ein gewalttätiges und mitleidloses Amerika und die Dörfer und Motels werden in ihrer ganzen Hässlichkeit gezeigt. Einen gewissen Roadmovie-Charakter kann man dem Film nicht absprechen und wie in jedem Coen-Film sind die Nebenrollen oft sehr überzeichnet und kauzig. Dadurch lassen die Coens stets diese berühmten Dialoge entstehen, die selbst einem Tarantino das Wasser reichen. Doch was in meinen Augen die Coens zu besseren Regiesseuren macht als Tarantinon ist, dass ihre Filme nie oberflächlich sind. Hinter den komischen Szenen steckt immer ein ernster Hintergrund und so ist es zwar ungeheur witzig, wenn Llewelyn Moss halbnackt in einen Klamottenladen stürzt, doch trotzdem spürt man immer noch die Verzweiflung eines Mannes auf der Flucht.
Die wenigen Konfrontationen zwischen Moss und Chigurh fallen zwar ausserordentlich blutig aus, doch "No Country for Old Men" ist kein Actionfilm, sondern ein Film über das Morden. Dafür spricht auch, dass Chigurh so viel Angst verbreitet weil er zwar ein Rätsel ist, aber als Figur ungeheuer echt wirkt. Doch der größte Grund, weshalb einen "No Cuntry for Old Men" nicht so schnell wieder los lässt, ist, dass er auf morbide Weise einem die Allgegenwärtigkeit des Todes oder noch mehr der Gewalt klar macht. Die Coens nehmen einem damit ein bisschen die Sichertsblase in die man sich automatisch im Leben einlullt. Nicht jeder wird das Mögen, doch jeder wird darüber, ob bewusst oder unbewusst, nachdenken müssen.
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Dienstag, 26. Februar 2008
Lets do it the old way!
am Dienstag, 26. Februar 2008, 22:52 im Topic 'Bildungsschuppen'
Jaja, ich habe ja schon oft über die mittelalterlichen Bestrafungsmethoden meiner Lehranstalt geschrieben, aber meine neueste Strafe ist einfach zu schön um sie der Öffentlichkeit vorzuenthalten: Ein Strafaufsatz (mit Elternunterschrift!) über das Thema Pfeifen, da ich im Unterricht eine Melodie pfiff. Und deshalb:
Thadeus proudly presents:
DAS PFEIFEN.
Ein Strafaufsatz über das Thema Pfeifen
"Das Pfeifen. Ein Pfeifen, das ist ein Ton bei dem Luft schnell aus einem Hohlraum mit kleiner Öffnung strömt und Turbulenzen erzeugt. Doch das Pfeifen ist so viel mehr als es diese kalte Definition wahrhaben will. Viele Tierarten nutzen Pfeifen als Kommunikation und auch bei den Menschen hat das Pfeifen eine lange Geschichte, die sich durch alle Epochen zieht. Menschen ziehen meist das labiale Pfeifen den anderen Pfeifmethoden vor, da diese Art fast jeder beherrscht und vielfältig einsetzbar ist. Das labiale Pfeifen lebt von der Spontaneität, wird also zum Ausdruck von kreativen menschlichen Gefühlen genutzt, wobei hier auch der besondere Vorteil des labialen Pfeifens, das vielfältige Tonspektrum, zu erwähnen ist. Die weniger populäre Methode ist die des Pfeifens auf Fingern, welche vor allem lauter ist als die labiale Art. Dafür aber ist sie schwieriger zu lernen und das Tonspektrum kaum vielfältig. Einfältige Menschen werden vom Volksmund oft als Pfeife bezeichnet, wobei hier die Linguistik wohl der maßgebende Bedeutungsgrund ist."
Thadeus proudly presents:
DAS PFEIFEN.
Ein Strafaufsatz über das Thema Pfeifen
"Das Pfeifen. Ein Pfeifen, das ist ein Ton bei dem Luft schnell aus einem Hohlraum mit kleiner Öffnung strömt und Turbulenzen erzeugt. Doch das Pfeifen ist so viel mehr als es diese kalte Definition wahrhaben will. Viele Tierarten nutzen Pfeifen als Kommunikation und auch bei den Menschen hat das Pfeifen eine lange Geschichte, die sich durch alle Epochen zieht. Menschen ziehen meist das labiale Pfeifen den anderen Pfeifmethoden vor, da diese Art fast jeder beherrscht und vielfältig einsetzbar ist. Das labiale Pfeifen lebt von der Spontaneität, wird also zum Ausdruck von kreativen menschlichen Gefühlen genutzt, wobei hier auch der besondere Vorteil des labialen Pfeifens, das vielfältige Tonspektrum, zu erwähnen ist. Die weniger populäre Methode ist die des Pfeifens auf Fingern, welche vor allem lauter ist als die labiale Art. Dafür aber ist sie schwieriger zu lernen und das Tonspektrum kaum vielfältig. Einfältige Menschen werden vom Volksmund oft als Pfeife bezeichnet, wobei hier die Linguistik wohl der maßgebende Bedeutungsgrund ist."
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Sonntag, 24. Februar 2008
Im Kino: There will be Blood
am Sonntag, 24. Februar 2008, 18:40 im Topic 'Filmkritiken'
"I want to earn enough money that I can get away from everyone."
Es gibt diese Filme, die von den Feuilletons in den Himmel gelobt werden, die als Klassiker gehandelt werden, die von jedem geschätzten Kritiker auf dieser Erde, so scheint es, als revolutionäres Meisterwerk betitelt werden, aber man selber sitzt nach dem Film im Sessel und denkt darüber nach, ob man gerade eben dieses Meisterwerk, von dem die ganze Welt erzählt, gesehen hat.
Genau so geschah es nach dem Sehen von "There will be Blood", dem Berlinale-Favoriten von dem Regiesseur, der unter manchen Filmophilen fast religiös verehrt wird. Und "There will be Blood" ist lang. Nicht nur von der Laufzeit her, sondern auch von der Geschichte. Episch. Und bei Filmen die generell als Epos abgestempelt werden, bin ich meistens schon skeptisch, doch bei "There will be Blood" haben die Lobeshymnen mich so eingelullt, dass die meiste Skepsis verflog. Doch "There will be Blood" ist ein Epos, im Guten wie im Schlechten. Und außerdem natürlich ein Kunstfilm, und auch das im Guten wie im Schlechten, denn wie so viele Festivalfilme ruht sich der Film auf den eigenen Lorbeeren aus, die man ihm schon vorher auf die Stirn legt. Sequenzen, die in jedem "publikumsorientierten" Film sofort rausfliegen würden, dürfen in dem sich selbst als Kunst titulierende Epos aber auf keinen Fall rausgeschnitten werden, denn hier hat ja alles einen besonderen Sinn. Dabei habe ich nun wirklich nichts gegen langsame Filme, ganz im Gegenteil, viele meiner Lieblingsfilme haben fast überhaupt keine Handlung, und zu viel Handlung langweilt mich auch, doch wenn ein Film wie "There will be Blood" sich so sperrig gibt wie er es tut, dann sollte man das kritisieren und nicht auf der pseudointelektuellen Welle mitreiten. "Die Ermordung Jesse James", mindestens genau so wenig Handlung enthaltend wie "There will be Blood" und ebenfalls dieses Jahr in die Kinos gekommen, hat das für mich besser hingekriegt, da eine Atmosphäre geschaffen wurde und die ist fast immer wichtiger als die Handlung.
Meine erste Reaktion nach dem Film war ,glimpflich ausgedrückt, eine enttäuschte, doch je länger der Film nachwirkt, desto besser wird er in meinen Augen.
"There will be Blood" spielt in der Zeit, in der gewissermassen der Ursprung des heutigen Kapitalismus liegt. Die Paraderolle des gierigen Kapitalisten übernimmt hier Daniel Day-Lewis als Daniel Plainview, jemand der sich selber als "Ölmann" bezeichnet und alles dafür tut um seine Gier nach mehr Besitz zu stillen. Jemand der sich gerne emotionslos wissen würde, aber doch seinen Begleiter, ein Kind, liebt auch wenn er später behauptet er hätte es nur mitgenommen, um mehr Öl verkaufen zu können. Recht anschaulich beschreibt Anderson, wie die Gier und der Neid das ist, auf dem die Zivilisation aufbaut. Plainview ist ein Gefangener seines eigenen Erfolgstriebes und geht für ihn bis zur psychischen Selbstverstümmelung. Ein echter Unsympath und doch die einzige Figur an die sich der Zuschauer krallen kann unter all den Unsympathen. Denn auf der anderen Seite der knallharten Kapitalisten steht die Kirche, die noch viel zerstörerischer, verlogener und heuchlerischer ist als die kapitalistischen Geschäftsmänner, die wenigstens dazu stehen, was sie sind. Eins muss man dem Film lassen, mit dem von Paul Dano genial verkörperten Priester Eli Sunday wurde eine der hassenswerten Filmfiguren überhaupt geschaffen. Und so steckt dahinter wie Anderson am Beispiel dieser Todfeinde zeigt wie die Gier und der Hass die Ideale auffressen eine große Wahrheit.
Die Kamera bleibt bei Szenen in denen derartiges Gestalt annimmt nah bei den Schauspielern, gerade zu kammerspielartig, und wechselt doch ungeheuer schnell wieder in eine weite, pompöse und doch minimalistische Bildsprache. Die Dörfer sind fast grotesk karg und trostlos und die Weiten des Westens ebenfalls. Fast romantisch mutet da die opernhaft inszenierte Bohrturmexplosion an.
Eine große Rolle dabei spielt auch die Musik, bei der das Adjektiv "experimentell" noch stark untertreiben würde. Ständig Geigen, die schrecklich schief vor sich hin sägen und bei schnelleren Szenen immer wieder ein schwer zu beschreibendes Klickerklacker. Ich bin ja offen für alles, aber schief ist schief.
Und so bleibt "There will be Blood" zwar ein Film mit hochinteressanten Ansätzen, der aber an seinem eigenen, schrecklich nervenden, Kunstwillen scheitert.
Es gibt diese Filme, die von den Feuilletons in den Himmel gelobt werden, die als Klassiker gehandelt werden, die von jedem geschätzten Kritiker auf dieser Erde, so scheint es, als revolutionäres Meisterwerk betitelt werden, aber man selber sitzt nach dem Film im Sessel und denkt darüber nach, ob man gerade eben dieses Meisterwerk, von dem die ganze Welt erzählt, gesehen hat.
Genau so geschah es nach dem Sehen von "There will be Blood", dem Berlinale-Favoriten von dem Regiesseur, der unter manchen Filmophilen fast religiös verehrt wird. Und "There will be Blood" ist lang. Nicht nur von der Laufzeit her, sondern auch von der Geschichte. Episch. Und bei Filmen die generell als Epos abgestempelt werden, bin ich meistens schon skeptisch, doch bei "There will be Blood" haben die Lobeshymnen mich so eingelullt, dass die meiste Skepsis verflog. Doch "There will be Blood" ist ein Epos, im Guten wie im Schlechten. Und außerdem natürlich ein Kunstfilm, und auch das im Guten wie im Schlechten, denn wie so viele Festivalfilme ruht sich der Film auf den eigenen Lorbeeren aus, die man ihm schon vorher auf die Stirn legt. Sequenzen, die in jedem "publikumsorientierten" Film sofort rausfliegen würden, dürfen in dem sich selbst als Kunst titulierende Epos aber auf keinen Fall rausgeschnitten werden, denn hier hat ja alles einen besonderen Sinn. Dabei habe ich nun wirklich nichts gegen langsame Filme, ganz im Gegenteil, viele meiner Lieblingsfilme haben fast überhaupt keine Handlung, und zu viel Handlung langweilt mich auch, doch wenn ein Film wie "There will be Blood" sich so sperrig gibt wie er es tut, dann sollte man das kritisieren und nicht auf der pseudointelektuellen Welle mitreiten. "Die Ermordung Jesse James", mindestens genau so wenig Handlung enthaltend wie "There will be Blood" und ebenfalls dieses Jahr in die Kinos gekommen, hat das für mich besser hingekriegt, da eine Atmosphäre geschaffen wurde und die ist fast immer wichtiger als die Handlung.
Meine erste Reaktion nach dem Film war ,glimpflich ausgedrückt, eine enttäuschte, doch je länger der Film nachwirkt, desto besser wird er in meinen Augen.
"There will be Blood" spielt in der Zeit, in der gewissermassen der Ursprung des heutigen Kapitalismus liegt. Die Paraderolle des gierigen Kapitalisten übernimmt hier Daniel Day-Lewis als Daniel Plainview, jemand der sich selber als "Ölmann" bezeichnet und alles dafür tut um seine Gier nach mehr Besitz zu stillen. Jemand der sich gerne emotionslos wissen würde, aber doch seinen Begleiter, ein Kind, liebt auch wenn er später behauptet er hätte es nur mitgenommen, um mehr Öl verkaufen zu können. Recht anschaulich beschreibt Anderson, wie die Gier und der Neid das ist, auf dem die Zivilisation aufbaut. Plainview ist ein Gefangener seines eigenen Erfolgstriebes und geht für ihn bis zur psychischen Selbstverstümmelung. Ein echter Unsympath und doch die einzige Figur an die sich der Zuschauer krallen kann unter all den Unsympathen. Denn auf der anderen Seite der knallharten Kapitalisten steht die Kirche, die noch viel zerstörerischer, verlogener und heuchlerischer ist als die kapitalistischen Geschäftsmänner, die wenigstens dazu stehen, was sie sind. Eins muss man dem Film lassen, mit dem von Paul Dano genial verkörperten Priester Eli Sunday wurde eine der hassenswerten Filmfiguren überhaupt geschaffen. Und so steckt dahinter wie Anderson am Beispiel dieser Todfeinde zeigt wie die Gier und der Hass die Ideale auffressen eine große Wahrheit.
Die Kamera bleibt bei Szenen in denen derartiges Gestalt annimmt nah bei den Schauspielern, gerade zu kammerspielartig, und wechselt doch ungeheuer schnell wieder in eine weite, pompöse und doch minimalistische Bildsprache. Die Dörfer sind fast grotesk karg und trostlos und die Weiten des Westens ebenfalls. Fast romantisch mutet da die opernhaft inszenierte Bohrturmexplosion an.
Eine große Rolle dabei spielt auch die Musik, bei der das Adjektiv "experimentell" noch stark untertreiben würde. Ständig Geigen, die schrecklich schief vor sich hin sägen und bei schnelleren Szenen immer wieder ein schwer zu beschreibendes Klickerklacker. Ich bin ja offen für alles, aber schief ist schief.
Und so bleibt "There will be Blood" zwar ein Film mit hochinteressanten Ansätzen, der aber an seinem eigenen, schrecklich nervenden, Kunstwillen scheitert.
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Donnerstag, 21. Februar 2008
Mal ganz ohne Bezug
am Donnerstag, 21. Februar 2008, 22:40
Ein echter Klassiker!
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Mittwoch, 20. Februar 2008
Ole raus
am Mittwoch, 20. Februar 2008, 21:20 im Topic 'Aus der Wut geboren'
Einer der Momente, bei denen ich nicht weiß ob ich über meinen Wohnort weinen oder lachen soll: Ich und zwei Kumpanen versuchten heute Abend ein Ole von Beust-Wahlplakat zur "Eigenverwendung" von dem Baum zu trennen, an das es verdrahtet wurde. Kurz bevor wir den Draht lösen konnten und unseren eigenen Ole mit nach Hause nehmen konnten, bemerkten uns erste Anwohner und der Eklat begann. Nachdem die Bäckerin aus ihrem Laden stürmte und sich lautstark über uns beklagte (und Ole ihre Sympathien zu sprach) kam so gleich noch ein älterer Mitbürger und wollte uns am Oleklauen hindern, mindestens genau so lautstark, gelegentlich ausrufend, dass es hier jetzt wohl auch losgehe mit der Jugendkriminalität. Ein etwas längerer Streit begann, schließlich beugten wir uns und suchten uns woanders nach CDU-Plakaten. Aber bringen wird es auch nichts, auch wenn Michael Naumann ein großartiger Kandidat ist. Es ist stimmt nämlich leider, dass Ole ein Stück Hamburg ist, wenn auch ein Verabscheuenswertes. Naumann ist eben noch zu gut für den Herrn Naumann...
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