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Donnerstag, 31. Januar 2008
Im Kino: Cloverfield
am Donnerstag, 31. Januar 2008, 20:59 im Topic 'Filmkritiken'
"It´s still alive!"
Lange, lange ist es her als ich das Letzte mal den Gang ins Lichtspielhaus wagte. Nun war es endlich mal wieder so weit: "Cloverfield" stand auf dem Programm und wie ein Professioneller ging ich in die erste Vorstellung am Eröffnungstag. Ich habe versucht möglichst wenig über den Film zu lesen und das ist mir auch weitgehend gelungen, mal abgesehen von der großartigen Kritik meines Lieblings-Filmkritikers Roger Ebert. Das Einzige was zu mir durchdrang, war, dass der Film äusserst unkonventionell gedreht und storymäßig im Katastrophenfeld anzusiedeln sei. Vielleicht weil ich so wenig Vorwissen hatte, wurde ich von dem Film so erschlagen. Erschlagen, im wahrsten Sinne des Wortes. Mein Stammplatz ist nämlich immer im Parkett, hintenmitte (Die sogenannte "Loge" ist mir suspekt), also relativ weit vorne. Ein klarer Fehler mich dort hinzusetzen, denn den ganzen Film über wird so getan, als würde der Held mit einer Minicam selber filmen. Und das so realistisch, dass ich den ganzen Film über mit einem starken Übelkeitsgefühl zu kämpfen hatte.
Ach ja, die Kameraführung. Sagen wir es so: Die Kamera ist der Film und der Film ist die Kamera. Noch nie hat sich ein Film so stark durch das definiert, was ihn drehte. Oder zu Mindest den Anschein machen soll. Das machen die ersten Minuten einem eindrucksvoll klar. Ansonsten startet der Film extrem schwach. Etwa 20 lange Minuten werden Partygäste gefilmt, die ausschließlich den Nonsens daher labern, den 20-Jährige Yuppies halt so reden. Auffällig hier die verkrampft wirkende Jugendsprache. Wenigstens erfährt man ein wenig über die Hauptpersonen und ihre Beziehungen zueinander, dass Ganze wird aber ziemlich in die Länge gezogen. Doch als man sich gerade entspannt und die Partygespräche beginnen ins schier Endlose zu verlaufen, explodiert die heißerwartete Spannung mit einer -Ach was?- Explosion. Und dann geht alles Schlag auf Schlag: Lichter flackern, Menschen schreien und irgendwann liegt da der Kopf der Freiheitsstatue auf der Straße. Und noch mehr Menschen schreien und noch mehr Explosionen... Das einzige Konzept des Films eben. Also nochmal zum Mitschreiben: Ein Monster läuft in New York herum und zerstört alles was ihm in die Quere kommt. That´s it. Doch das soll jetzt nicht negativ klingen, ein Teil in mir schreit nämlich danach, den Film als unkonventionelles Meisterwerk abzustempeln, wahr bleibt es aber trotzdem. Der Film verläuft dann ganz klassisch nach Katastrophenfilmmuster, man beschränkt sich also auf eine Gruppe von Opfern des Desasters, die aufgrund unerwarteter Todesfälle immer weiter dezimiert wird. Dass der Film trotzdem funktioniert liegt vornehmlich an seiner Unkonventionaliät, mit der ich aber gleichzeitig den ganzen Film über kämpfen musste. Ein Score ist nicht vorhanden, der Film ist in seiner Haltung der humanisierten Kamera konsequent und die nicht sehr komplexen Figuren wachsen einem aufgrund der neuartigen Perspektive auch mehr ans Herz. Den Rest des Films also sieht man das immer kleiner werdende Grüppchen durch New York rennen, unter- und oberirdisch. Die Panik wirkt dabei aufgrund der Kamera grenzenlos nah. Ein Beispiel dafür ist die ungeheure Massenszene, bei der die Gruppe mit Tausenden anderen versucht über eine Brücke vor dem zerstörerischen Biest zu fliehen, das Monster sie aber natürlich einholt und die Brücke zerstört. Das ganze ist subtil und wuchtig zugleich. Einerseits die ungeheueren Laute des Monsters im Hintergrund und die One Man-Kamera, andererseits die atemberaubenden Spezialeffekte und die Massen an schreienden Menschen. Der Film ist wirklich ultrarealistisch, was das extreme Sounddesign unterstreicht.
Ansonsten bewegt sich der Film in der Aufarbeitung irgendwo zwischen Action und Horror, wobei Letzteres überwiegt. Das Militär und das was das Militär ausmacht kommt zwar nicht zu kurz, doch die Szenen, die eine subtil-bedrohliche Stimmung erzeugen, sind häufiger. Schuld daran sind meist die Viecher, die das Monster von sich wirft. Besonders in den Szenen, in denen die Gruppe durch einen Tunnel flüchtet, haben die kleinen Mischungen aus Krebs und Spinne ihre großen Auftritte und sind die Auslöser für einige zünftige Schockeffekte.
Etwas anderes, was über dem Film hängt wie eine dunkle Wolke der Inspiration ist ohne Zweifel 9/11. Wie "Cloverfield" das Unglück zitiert, grenzt an Geschmacklosigkeit. Staubwolken, fliehende Menschenmassen, eingestürzte Hochhäuser. Der elfte September lauert in dem Film an jeder Straßenecke. Spätestens bei den Szenen in den Notkrankenhäusern, wenn die Kamera an Massen von verstümmelten und teilweise schreienden Verletzten vorbeigleitet, dürfte jeder Amerikaner dunkle Erinnerungen bekommen.
Zum Ende hin sieht man das Monster dann immer deutlicher bis es dann zur großen Konfrontation zwischen Kamera und Monster kommt. Zumindest die Aufnahmen, die die Kamera macht, wenn sie vom Hubschrauber angeblich evakuiert wird, sind grandios. Die letzten Minuten sind dann gnadenlos pessimistisch, was mir den Film noch sympathischer machte. Als die Kamera dann allerdings einen Close-Up des Biests schießt, sieht das Monster etwa so angsteinflössend aus wie Urmel aus dem Eis. Schade, denn das war viel zu plakativ.
Was kann man nun als Fazit zu diesem aussergewöhnlichen Film sagen? Es ist mir noch nie so schwer gefallen einen Film objektiv zu bewerten, denn "Cloverfield" entzieht sich so ziemlich allen filmischen Konventionen, die Bestand haben. Auf jeden Fall war der Film eines: Sehr intensiv. Im Guten wie im Schlechten Sinne. Mir ist immer noch etwas schwindlig und das obwohl das Sehen des Films schon 3 Stunden her ist. Die totale Camcorderisierung ist zwar wie gesagt sehr bemerkenswert, ich hoffe aber das "Cloverfield" in seiner Konsequenz ein Einzelfall bleibt, denn die Wackelkamera raubt einem Film auch die echte Kinotauglichkeit, auch wenn Cloverfield aufgrund des unglaublichen Sounds im Kino trotzdem besser funktioniert. Daher die Kompromisswertung von 75% für einen Film, den man so bisher wirklich noch nicht gesehen hat.
Lange, lange ist es her als ich das Letzte mal den Gang ins Lichtspielhaus wagte. Nun war es endlich mal wieder so weit: "Cloverfield" stand auf dem Programm und wie ein Professioneller ging ich in die erste Vorstellung am Eröffnungstag. Ich habe versucht möglichst wenig über den Film zu lesen und das ist mir auch weitgehend gelungen, mal abgesehen von der großartigen Kritik meines Lieblings-Filmkritikers Roger Ebert. Das Einzige was zu mir durchdrang, war, dass der Film äusserst unkonventionell gedreht und storymäßig im Katastrophenfeld anzusiedeln sei. Vielleicht weil ich so wenig Vorwissen hatte, wurde ich von dem Film so erschlagen. Erschlagen, im wahrsten Sinne des Wortes. Mein Stammplatz ist nämlich immer im Parkett, hintenmitte (Die sogenannte "Loge" ist mir suspekt), also relativ weit vorne. Ein klarer Fehler mich dort hinzusetzen, denn den ganzen Film über wird so getan, als würde der Held mit einer Minicam selber filmen. Und das so realistisch, dass ich den ganzen Film über mit einem starken Übelkeitsgefühl zu kämpfen hatte.
Ach ja, die Kameraführung. Sagen wir es so: Die Kamera ist der Film und der Film ist die Kamera. Noch nie hat sich ein Film so stark durch das definiert, was ihn drehte. Oder zu Mindest den Anschein machen soll. Das machen die ersten Minuten einem eindrucksvoll klar. Ansonsten startet der Film extrem schwach. Etwa 20 lange Minuten werden Partygäste gefilmt, die ausschließlich den Nonsens daher labern, den 20-Jährige Yuppies halt so reden. Auffällig hier die verkrampft wirkende Jugendsprache. Wenigstens erfährt man ein wenig über die Hauptpersonen und ihre Beziehungen zueinander, dass Ganze wird aber ziemlich in die Länge gezogen. Doch als man sich gerade entspannt und die Partygespräche beginnen ins schier Endlose zu verlaufen, explodiert die heißerwartete Spannung mit einer -Ach was?- Explosion. Und dann geht alles Schlag auf Schlag: Lichter flackern, Menschen schreien und irgendwann liegt da der Kopf der Freiheitsstatue auf der Straße. Und noch mehr Menschen schreien und noch mehr Explosionen... Das einzige Konzept des Films eben. Also nochmal zum Mitschreiben: Ein Monster läuft in New York herum und zerstört alles was ihm in die Quere kommt. That´s it. Doch das soll jetzt nicht negativ klingen, ein Teil in mir schreit nämlich danach, den Film als unkonventionelles Meisterwerk abzustempeln, wahr bleibt es aber trotzdem. Der Film verläuft dann ganz klassisch nach Katastrophenfilmmuster, man beschränkt sich also auf eine Gruppe von Opfern des Desasters, die aufgrund unerwarteter Todesfälle immer weiter dezimiert wird. Dass der Film trotzdem funktioniert liegt vornehmlich an seiner Unkonventionaliät, mit der ich aber gleichzeitig den ganzen Film über kämpfen musste. Ein Score ist nicht vorhanden, der Film ist in seiner Haltung der humanisierten Kamera konsequent und die nicht sehr komplexen Figuren wachsen einem aufgrund der neuartigen Perspektive auch mehr ans Herz. Den Rest des Films also sieht man das immer kleiner werdende Grüppchen durch New York rennen, unter- und oberirdisch. Die Panik wirkt dabei aufgrund der Kamera grenzenlos nah. Ein Beispiel dafür ist die ungeheure Massenszene, bei der die Gruppe mit Tausenden anderen versucht über eine Brücke vor dem zerstörerischen Biest zu fliehen, das Monster sie aber natürlich einholt und die Brücke zerstört. Das ganze ist subtil und wuchtig zugleich. Einerseits die ungeheueren Laute des Monsters im Hintergrund und die One Man-Kamera, andererseits die atemberaubenden Spezialeffekte und die Massen an schreienden Menschen. Der Film ist wirklich ultrarealistisch, was das extreme Sounddesign unterstreicht.
Ansonsten bewegt sich der Film in der Aufarbeitung irgendwo zwischen Action und Horror, wobei Letzteres überwiegt. Das Militär und das was das Militär ausmacht kommt zwar nicht zu kurz, doch die Szenen, die eine subtil-bedrohliche Stimmung erzeugen, sind häufiger. Schuld daran sind meist die Viecher, die das Monster von sich wirft. Besonders in den Szenen, in denen die Gruppe durch einen Tunnel flüchtet, haben die kleinen Mischungen aus Krebs und Spinne ihre großen Auftritte und sind die Auslöser für einige zünftige Schockeffekte.
Etwas anderes, was über dem Film hängt wie eine dunkle Wolke der Inspiration ist ohne Zweifel 9/11. Wie "Cloverfield" das Unglück zitiert, grenzt an Geschmacklosigkeit. Staubwolken, fliehende Menschenmassen, eingestürzte Hochhäuser. Der elfte September lauert in dem Film an jeder Straßenecke. Spätestens bei den Szenen in den Notkrankenhäusern, wenn die Kamera an Massen von verstümmelten und teilweise schreienden Verletzten vorbeigleitet, dürfte jeder Amerikaner dunkle Erinnerungen bekommen.
Zum Ende hin sieht man das Monster dann immer deutlicher bis es dann zur großen Konfrontation zwischen Kamera und Monster kommt. Zumindest die Aufnahmen, die die Kamera macht, wenn sie vom Hubschrauber angeblich evakuiert wird, sind grandios. Die letzten Minuten sind dann gnadenlos pessimistisch, was mir den Film noch sympathischer machte. Als die Kamera dann allerdings einen Close-Up des Biests schießt, sieht das Monster etwa so angsteinflössend aus wie Urmel aus dem Eis. Schade, denn das war viel zu plakativ.
Was kann man nun als Fazit zu diesem aussergewöhnlichen Film sagen? Es ist mir noch nie so schwer gefallen einen Film objektiv zu bewerten, denn "Cloverfield" entzieht sich so ziemlich allen filmischen Konventionen, die Bestand haben. Auf jeden Fall war der Film eines: Sehr intensiv. Im Guten wie im Schlechten Sinne. Mir ist immer noch etwas schwindlig und das obwohl das Sehen des Films schon 3 Stunden her ist. Die totale Camcorderisierung ist zwar wie gesagt sehr bemerkenswert, ich hoffe aber das "Cloverfield" in seiner Konsequenz ein Einzelfall bleibt, denn die Wackelkamera raubt einem Film auch die echte Kinotauglichkeit, auch wenn Cloverfield aufgrund des unglaublichen Sounds im Kino trotzdem besser funktioniert. Daher die Kompromisswertung von 75% für einen Film, den man so bisher wirklich noch nicht gesehen hat.
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