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Sonntag, 24. Februar 2008
Im Kino: There will be Blood
am Sonntag, 24. Februar 2008, 18:40 im Topic 'Filmkritiken'
"I want to earn enough money that I can get away from everyone."
Es gibt diese Filme, die von den Feuilletons in den Himmel gelobt werden, die als Klassiker gehandelt werden, die von jedem geschätzten Kritiker auf dieser Erde, so scheint es, als revolutionäres Meisterwerk betitelt werden, aber man selber sitzt nach dem Film im Sessel und denkt darüber nach, ob man gerade eben dieses Meisterwerk, von dem die ganze Welt erzählt, gesehen hat.
Genau so geschah es nach dem Sehen von "There will be Blood", dem Berlinale-Favoriten von dem Regiesseur, der unter manchen Filmophilen fast religiös verehrt wird. Und "There will be Blood" ist lang. Nicht nur von der Laufzeit her, sondern auch von der Geschichte. Episch. Und bei Filmen die generell als Epos abgestempelt werden, bin ich meistens schon skeptisch, doch bei "There will be Blood" haben die Lobeshymnen mich so eingelullt, dass die meiste Skepsis verflog. Doch "There will be Blood" ist ein Epos, im Guten wie im Schlechten. Und außerdem natürlich ein Kunstfilm, und auch das im Guten wie im Schlechten, denn wie so viele Festivalfilme ruht sich der Film auf den eigenen Lorbeeren aus, die man ihm schon vorher auf die Stirn legt. Sequenzen, die in jedem "publikumsorientierten" Film sofort rausfliegen würden, dürfen in dem sich selbst als Kunst titulierende Epos aber auf keinen Fall rausgeschnitten werden, denn hier hat ja alles einen besonderen Sinn. Dabei habe ich nun wirklich nichts gegen langsame Filme, ganz im Gegenteil, viele meiner Lieblingsfilme haben fast überhaupt keine Handlung, und zu viel Handlung langweilt mich auch, doch wenn ein Film wie "There will be Blood" sich so sperrig gibt wie er es tut, dann sollte man das kritisieren und nicht auf der pseudointelektuellen Welle mitreiten. "Die Ermordung Jesse James", mindestens genau so wenig Handlung enthaltend wie "There will be Blood" und ebenfalls dieses Jahr in die Kinos gekommen, hat das für mich besser hingekriegt, da eine Atmosphäre geschaffen wurde und die ist fast immer wichtiger als die Handlung.
Meine erste Reaktion nach dem Film war ,glimpflich ausgedrückt, eine enttäuschte, doch je länger der Film nachwirkt, desto besser wird er in meinen Augen.
"There will be Blood" spielt in der Zeit, in der gewissermassen der Ursprung des heutigen Kapitalismus liegt. Die Paraderolle des gierigen Kapitalisten übernimmt hier Daniel Day-Lewis als Daniel Plainview, jemand der sich selber als "Ölmann" bezeichnet und alles dafür tut um seine Gier nach mehr Besitz zu stillen. Jemand der sich gerne emotionslos wissen würde, aber doch seinen Begleiter, ein Kind, liebt auch wenn er später behauptet er hätte es nur mitgenommen, um mehr Öl verkaufen zu können. Recht anschaulich beschreibt Anderson, wie die Gier und der Neid das ist, auf dem die Zivilisation aufbaut. Plainview ist ein Gefangener seines eigenen Erfolgstriebes und geht für ihn bis zur psychischen Selbstverstümmelung. Ein echter Unsympath und doch die einzige Figur an die sich der Zuschauer krallen kann unter all den Unsympathen. Denn auf der anderen Seite der knallharten Kapitalisten steht die Kirche, die noch viel zerstörerischer, verlogener und heuchlerischer ist als die kapitalistischen Geschäftsmänner, die wenigstens dazu stehen, was sie sind. Eins muss man dem Film lassen, mit dem von Paul Dano genial verkörperten Priester Eli Sunday wurde eine der hassenswerten Filmfiguren überhaupt geschaffen. Und so steckt dahinter wie Anderson am Beispiel dieser Todfeinde zeigt wie die Gier und der Hass die Ideale auffressen eine große Wahrheit.
Die Kamera bleibt bei Szenen in denen derartiges Gestalt annimmt nah bei den Schauspielern, gerade zu kammerspielartig, und wechselt doch ungeheuer schnell wieder in eine weite, pompöse und doch minimalistische Bildsprache. Die Dörfer sind fast grotesk karg und trostlos und die Weiten des Westens ebenfalls. Fast romantisch mutet da die opernhaft inszenierte Bohrturmexplosion an.
Eine große Rolle dabei spielt auch die Musik, bei der das Adjektiv "experimentell" noch stark untertreiben würde. Ständig Geigen, die schrecklich schief vor sich hin sägen und bei schnelleren Szenen immer wieder ein schwer zu beschreibendes Klickerklacker. Ich bin ja offen für alles, aber schief ist schief.
Und so bleibt "There will be Blood" zwar ein Film mit hochinteressanten Ansätzen, der aber an seinem eigenen, schrecklich nervenden, Kunstwillen scheitert.
Es gibt diese Filme, die von den Feuilletons in den Himmel gelobt werden, die als Klassiker gehandelt werden, die von jedem geschätzten Kritiker auf dieser Erde, so scheint es, als revolutionäres Meisterwerk betitelt werden, aber man selber sitzt nach dem Film im Sessel und denkt darüber nach, ob man gerade eben dieses Meisterwerk, von dem die ganze Welt erzählt, gesehen hat.
Genau so geschah es nach dem Sehen von "There will be Blood", dem Berlinale-Favoriten von dem Regiesseur, der unter manchen Filmophilen fast religiös verehrt wird. Und "There will be Blood" ist lang. Nicht nur von der Laufzeit her, sondern auch von der Geschichte. Episch. Und bei Filmen die generell als Epos abgestempelt werden, bin ich meistens schon skeptisch, doch bei "There will be Blood" haben die Lobeshymnen mich so eingelullt, dass die meiste Skepsis verflog. Doch "There will be Blood" ist ein Epos, im Guten wie im Schlechten. Und außerdem natürlich ein Kunstfilm, und auch das im Guten wie im Schlechten, denn wie so viele Festivalfilme ruht sich der Film auf den eigenen Lorbeeren aus, die man ihm schon vorher auf die Stirn legt. Sequenzen, die in jedem "publikumsorientierten" Film sofort rausfliegen würden, dürfen in dem sich selbst als Kunst titulierende Epos aber auf keinen Fall rausgeschnitten werden, denn hier hat ja alles einen besonderen Sinn. Dabei habe ich nun wirklich nichts gegen langsame Filme, ganz im Gegenteil, viele meiner Lieblingsfilme haben fast überhaupt keine Handlung, und zu viel Handlung langweilt mich auch, doch wenn ein Film wie "There will be Blood" sich so sperrig gibt wie er es tut, dann sollte man das kritisieren und nicht auf der pseudointelektuellen Welle mitreiten. "Die Ermordung Jesse James", mindestens genau so wenig Handlung enthaltend wie "There will be Blood" und ebenfalls dieses Jahr in die Kinos gekommen, hat das für mich besser hingekriegt, da eine Atmosphäre geschaffen wurde und die ist fast immer wichtiger als die Handlung.
Meine erste Reaktion nach dem Film war ,glimpflich ausgedrückt, eine enttäuschte, doch je länger der Film nachwirkt, desto besser wird er in meinen Augen.
"There will be Blood" spielt in der Zeit, in der gewissermassen der Ursprung des heutigen Kapitalismus liegt. Die Paraderolle des gierigen Kapitalisten übernimmt hier Daniel Day-Lewis als Daniel Plainview, jemand der sich selber als "Ölmann" bezeichnet und alles dafür tut um seine Gier nach mehr Besitz zu stillen. Jemand der sich gerne emotionslos wissen würde, aber doch seinen Begleiter, ein Kind, liebt auch wenn er später behauptet er hätte es nur mitgenommen, um mehr Öl verkaufen zu können. Recht anschaulich beschreibt Anderson, wie die Gier und der Neid das ist, auf dem die Zivilisation aufbaut. Plainview ist ein Gefangener seines eigenen Erfolgstriebes und geht für ihn bis zur psychischen Selbstverstümmelung. Ein echter Unsympath und doch die einzige Figur an die sich der Zuschauer krallen kann unter all den Unsympathen. Denn auf der anderen Seite der knallharten Kapitalisten steht die Kirche, die noch viel zerstörerischer, verlogener und heuchlerischer ist als die kapitalistischen Geschäftsmänner, die wenigstens dazu stehen, was sie sind. Eins muss man dem Film lassen, mit dem von Paul Dano genial verkörperten Priester Eli Sunday wurde eine der hassenswerten Filmfiguren überhaupt geschaffen. Und so steckt dahinter wie Anderson am Beispiel dieser Todfeinde zeigt wie die Gier und der Hass die Ideale auffressen eine große Wahrheit.
Die Kamera bleibt bei Szenen in denen derartiges Gestalt annimmt nah bei den Schauspielern, gerade zu kammerspielartig, und wechselt doch ungeheuer schnell wieder in eine weite, pompöse und doch minimalistische Bildsprache. Die Dörfer sind fast grotesk karg und trostlos und die Weiten des Westens ebenfalls. Fast romantisch mutet da die opernhaft inszenierte Bohrturmexplosion an.
Eine große Rolle dabei spielt auch die Musik, bei der das Adjektiv "experimentell" noch stark untertreiben würde. Ständig Geigen, die schrecklich schief vor sich hin sägen und bei schnelleren Szenen immer wieder ein schwer zu beschreibendes Klickerklacker. Ich bin ja offen für alles, aber schief ist schief.
Und so bleibt "There will be Blood" zwar ein Film mit hochinteressanten Ansätzen, der aber an seinem eigenen, schrecklich nervenden, Kunstwillen scheitert.
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