T H A D E U S at the Movies!
Samstag, 3. Mai 2008
"Der Wunsch nach Werten wächst"
Diese wunderschöne Überschrift mit den vielen schönen W-s hat sich vor ein paar Wochen ein gerissener Welt-Redakteur ausgedacht, um einen Artikel über Konfirmanden zu adeln. Sonst verdränge ich Artikel wie diese so gleich, aber diesmal kam ich um diesen zwanghaft optimistischen Rentner-Journalismus nicht mehr herum, denn auf dem recht großen Bild waren einige Personen, die ich ganz gut kenne. Der Artikel verbreitete übrigens die frohe Botschaft, dass ja neuerdings die deutsche Jugend so auf Glauben abfährt und sich immer mehr konfirmieren lassen. Das ist allerdings auch nur ein Tropfen auf dem heissen Stein der Erkenntnis, dass die Jugend eigentlich hoffnungslos konservativ ist momentan. Wie ich zur Konfirmation stehe, habe ich ja schon mal geschrieben, jetzt wurde es allerdings konkret. Ich finde es an sich schon bizarr, dass manche Leute es so erstaunlich finden, mal "Nein, danke" gesagt zu haben und sich wahrscheinlich ausmalen ich sei jetzt offiziell Satanist. Andererseits habe ich auch rausgefunden, dass viele in meiner Verwandtschaft gar nicht so gläubig sind, eher kirchensteuerzahlende Atheisten. In der Kirche hingegen wurden jetzt die sogenannten Konfirmanden-Gottesdienste gefeiert, wo die zukünftigen Steuerzahler in Che-Shirts das nachplapperten, was ihnen eingebläut wurde. Ehrlich, ich kann diese schrecklichen Gottesdienst-Fragen nicht mehr hören, wie "Was bedeutet Gott für dich?" und darauf dann die immergleichen stupiden Antworten. Ich empfehle allen, die diesen Eso-Scheiß anregend finden, Monty Pythons Meisterwerk "Der Sinn des Lebens". Wenn ich dann auch noch von solch abstrusen Veranstaltungen lese, weiß ich schon wo ich hingehöre.
Ich habe mich ehrlich geärgert, dass ich nicht auf der hiesigen Gegendemonstration war.

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Mittwoch, 30. April 2008
Germany´s next Topmodel
Es ist natürlich klar: Germany braucht kein nächstes Topmodel und es braucht mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch keine Sendung, die mal wieder ein amerikanisches Konzept eindeutscht. Trotzdem sitze ich in den letzten Wochen eigenartigerweise immer Donnerstagabends vor dem Fernseher und nehme an den vom ProSieben-Management geplanten Abenteuern leidig sympathischer Amateurmodels teil. Ich lache mich in diesen Stunden eigentlich immer ein bisschen selbst aus, denn ich bin nun gar nicht die Zielgruppe dieser Sendung: männlich, nicht sonderlich modeinteressiert und (vergleichsweise) selten fernsehend. Und doch habe ich eine ungemeine Freude an dieser simplen, aber ungeheuer unterhaltsamen Sendung. "Germany´s next Topmodel" ist im Übrigen im Vergleich zu den anderen momentan populären Sendungen noch große Fernsehkunst, denn "DSDS" beispielsweise ist ja wohl mittlerweile abgrundtief langweilig. Da ist es um einiges interessanter, den "Topmodels" bei der Arbeit zuzuschauen, als den schrecklichen Kandidaten in dieser glatt polierten Superstargeschichte. Das ProSieben-Wunderkind ist da wesentlich sympathischer, da das ganze nicht so schrecklich over the Top wirkt und aufgrund der vielen Ortswechsel auch immer einen amateurhaften Charme hat. Trotz der debilen Thematik ist "Germany´s next Topmodel" erstaunlich unterhaltsam, ohne dass man die Kandidaten zu sehr vorführen würde oder mit den Geigen übertreibt. Wer braucht da noch Bruce Darnell?! Und mit Rolf war ja schnell ein anderer metrosexueller Modemensch gefunden, auch wenn der den Charme einer Bratwurst hat. Heidi Klum mag ich zwar gar nicht, aber die Kandidatinnen sind allesamt schön, aber echt. Was will man mehr? Meine Favoritinnen sind ja Jennifer und Raquel, wobei es eigentlich schon bizarr ist, dass ich überhaupt Favoritinnen habe. Und dieses abgehobene TV-Bashing kann ich eh nicht mehr hören, der Mensch will nun mal unterhalten werden. Mögen die Sendungen noch so stumpfsinnig sein:
Wir leben hoch in unserem Niedergang!

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Freitag, 18. April 2008
Quentin for President!


Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn einem jemand aus dem Herzen spricht und genau die Meinung hat, die man selber vertritt. In gewisser Weise hat Quentin Tarantino mir den Tag gerettet, auch wenn das Video uralt ist und ich eigentlich nicht so der Tarantino-Fanat bin. Dieses Video ist aber einfach zeitlos gut. Am besten gefällt mir immer noch, als die Kritikerin fragt : "Why the need of so much gruesome graphic violence?" und er antwortet "Because its so much fun, why dont you get it?!". Auf den Punkt! Höchst unterhaltsam wie Quentin die Schreckschranzen-Filmkritikerin auflaufen lässt. Und er hat Recht, ja das hat er. Doch warum ist diese Meinung noch nicht Konsens?!

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Blacula

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Sonntag, 13. April 2008
Im Kino: Tödliche Entscheidung (Before the Devil know´s your dead)
"May you have food and raiment, a soft pillow for your head; may you be 40 years in heaven, before the devil knows you're dead."

83 Jahre. Was für ein Alter! Doch mit "Tödliche Entscheidung" hat Sidney Lumet ein würdiges Alterswerk geschaffen, dass genau so zeitgemäss ist wie bedrückend.

Für was er allerdings keine Verantwortung trägt ist die Marketingkampagne mit welcher der Film in Deutschland beworben wird. Erst raubte man dem Film den wunderschönen Originaltitel und verpasste ihm den schmerzhaft nichtssagenden "Tödliche Entscheidung" und dann bastelte man ein völlig unpassendes Plakat, in welcher der Film als klassischer Thriller herüberkam. Und ich bin leider darauf hereingefallen, denn ich erwartete eine so eine Mischung aus "Der Pate" und "The Departed". Diese vollkommen falsche Grundeinstellung ließ mich dann auch lange recht perplex im Kinosessel zweifeln, was das für ein Film sei. Denn Lumet hat keinen Thriller gedreht, sondern eine Tragödie. Die Tragödie des amerikanischen Mittelstandes, die verzweifelt zwischen Materialismus und geistiger Leere. Das Geld ist schlussendlich der Auslöser für einen Strudel aus unfassbar grossem Unglück. Die Unglücklichen, das sind die Brüder Andy und Hank. Der eine Businessman, der andere Familienvater, beiden aber macht das Geld das Leben zur Hölle. Um aus dem Schuldenberg herauszukommen, den seine Drogensucht verursacht, schlägt Andy seinem Bruder schließlich das ungeheure Verbrechen vor: Den Überfall auf das Juweliergeschäft der Eltern. Doch natürlich läuft alles schief, der angeheuerte Profi nimmt eine echte Pistole mit und bei einem Schusswechsel wird er und die Mutter der Brüder getötet. Eine verdammt beschissene Situation, doch daraus bastelt Lumet ein spannendes Ensembledrama. Der Film ist nie überstilisiert, er ist mehr als realistisch, fast ein bisschen billig, gedreht und selbst zwischen der eigentlichen Atmosphäre und dem Geschehen herrscht eine große Diskrepanz. Denn den ganzen Film über scheint die Sonne. Doch das vergisst man schnell, wen man die atemberaubende Leistung von Philip Seymour Hoffman sieht, in ihm manifestiert sich eine bedrückende Leere, eine tiefschürfende Kaputtheit. Ein Charakter, wie er zerstörter nicht sein könnte, obwohl er nur eines ist: Ein Geschäftsmann, wenn auch ein schlechter. Diese Leistung wird nur getoppt von Albert Finney, der den Witwer einfach ungeheuer nah verkörpert und der einem wirklich das Herz bricht, wenn man ihm den Verlust seiner Frau ansieht. Die Kamera schafft es geschickt die Leere der Figuren zu verdeutlichen, sie verzichtet dazu immer auf ablenkende Effekte.
Was dem Film aber doch viel von seiner Wirkung raubt ist zum einen die nervige Filmmusik und die teilweise vollkommen deplatziert wirkenden Zeitsprünge.
Aber immer noch ein Film, nach dem man sich am Boden zerstört fühlt und der lange nachhallt. Trotzdem anschauen!

75%

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Donnerstag, 10. April 2008
HDGDL
Das Internet ist groß, das Internet ist mächtig. Und diese Größe hat den Vorteil, dass sich eigentlich jeder das suchen kann, was er für unterhaltsam oder informativ hält. Als Minderjähriger verhält sich das leider etwas anders, denn in den Jahren, in denen einem Alkohol (offiziell) verwehrt bleibt, herrscht ein ungeheuerer virtueller Gruppendruck. Das gilt vor allem für diese Profilportale, in denen man den Typ Mensch kreieren kann, der man gerne sein würde, es aber nur im seltensten Falle ist. Neben den internationalen und in ihrer Informationsmasse schon wieder angenehm undursichtigen Portalen wie MySpace herrscht im virtuellen Territorium des gemeinen Schülers das "SchülerVZ". Kaum jemand unter 18 existiert, den die Welle noch nicht in dieses Existenzportal gespült hat und danach wird er so gleich in den großen Bruder "StudiVZ" gespült. Der ganze Sinn dieser Seite besteht darin, diese ulkigen Freundebücher aus der Grundschule virtuell aufzublasen. Hier darf sich jeder seine Existenz bilden. Klingt und ist ja erstmal unterhaltsam, es hat nämlich einen gewissen Reiz, sich durch die Profile seiner Bekannten zu klicken, und damit zumindest zu erfahren, für was sie sich halten. Leider hat nun wirklich fast jeder sich künstlich reproduziert und so holen einen in regelmässigen Abständen auch Dinge ein, die man nicht zu den Glorreichen in seinem bisherigen Leben zählt, so benachrichtigen einen beispielsweise Leute von irgendwelchen Klassen- oder ähnlichen Reisen, die man überhaupt nicht kennt (und sie auch nicht kennen lernen will), einen aber in ihren Nachrichten behandeln wie einen alten Freund. Die sogenannten "Freundschaften" hier sind sowieso von herzergreifender Irrelevanz, man muss nur mal mit jemanden zwei Worte wechseln und schon ist man sein virtueller Freund. Schlimm ist das. Mir noch viel suspekter ist aber etwas anderes. Auf diesem Portal wird schmerzhaft deutlich, dass Jugendliche anscheinend wirklich nichts mit sich anzufangen wissen und das bisschen Leben was sie besitzen schamlos entblößen, in dem sie, den Eindruck gewinnt man, den ganzen Tag nichts anderes machen, als sich selbst zu fotografieren. Vor allem bei den Mädchen ist das Phänomen, vor das mir graust. Ellenlange Bilderstrecken mit Selbstporträts, die sich kaum voneinander unterscheiden und in denen verzweifelt versucht wird irgendwie die Aufmerksamkeit anderer zu erlangen. Ich bin oft tief erschreckt, wenn ich im realen Leben die Streberin mit dem hoch aufgeschlossenen Kleid sehe, im Internet dann aber festelle, dass sie Dutzende Fotos veröffentlicht hat, in denen sie in billiger Modelmanier einen anstarrt und ihr Dekollete in die Kamera schwenkt. Diese Werke werden dann untereinander noch fleißig kommentiert, fast immer gelobt, wie sexy und verführerisch dieses Bild doch sei.
1984 war gestern, heutzutage findet man Privatsphäre anscheinend lästig.

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