T H A D E U S at the Movies!
Im Kino: Abgedreht (Be kind Rewind)
"I'll be Bill Murray and you'll be everyone else."

Eines muss man ja dem neuen Film von Michel Gondry lassen: Er ist einfach ungeheuer sympathisch. Man merkt dem Cast den Spaß an, den sie bei den Dreharbeiten hatten und Jack Black bildet mit dem zurückhaltenden, fast scheuen Mos Def ein wunderbares Team. Der von Mos Def gespielte Mike arbeitet als Aushilfskraft in einer Videothek, die ihrer Bezeichnung noch gerecht wird, denn sie verkauft ausschließlich und entgegen aller Trends VHS-Kasseten. Genau die unhandlichen Boxen, die jetzt massenweise zusammen mit ihren Abspielgeräten in den Häuserkellern verschimmeln. Nur noch vereinzelt statten Kunden dem Laden noch einen Besuch ab, die meisten gehen zum DVDs-verkaufenden Monsterladen ein paar Straßen weiter. Nun soll aber der nostalgische Laden im morschen Reihenhaus schicken, neuen Wohnungen weichen. Um das zu verhindern, spioniert der Besitzer Mr. Fletcher die Konkurrenz aus, um deren Verkaufstechniken zu übernehmen. Währenddessen übernimmt Mike den Laden, doch Jerry alias Jack Black will lieber das örtliche Kraftwerk sabotieren. Und so kommt es, wie es kommen muss: Jerry wird während seiner nächtlichen Aktion magnetisiert (was zu einigen komischen Situationen führt) und löscht während eines Ladenbesuchs alle vorhandenen Bänder. Doch die Kunden warten und darum drehen Mike und Jerry die Filme einfach selber. Das Ergebnis sind die ungeheuer witzigen Amateurremakes von den typischen Blockbustern der Achtziger und Neunziger. Den Anfang bildet eine eigenwillige Version von Ghostbustern, dessen Herstellung zu den witzigsten Szenen des Films gehört, denn es werden vermeintliche Monsterkatzen mit Sprühschaum gejagt und in der Bibliothek fremden Menschen mit Lamettaschlangen aufgelauert. Natürlich spricht sich das Amateur-Remake bald herum und die Videothek kann sich nicht mehr retten vor Leuten, die ihre Filme "schweden" (so bezeichnen die Filmemacher ihre Werke) lassen wollen. Diese ungeschliffenen Filmchen bilden das Epizentrum des Films, die Geschichte drumherum ist nur sekundär, und das merkt man dem Film leider auch an. So witzig die "geschwedeten" Filmklassiker sein mögen, so richtig weiß der Film nicht, was er erzählen will, tut es aber trotzdem, weshalb ihm nach dem Ghostbustersremake öfters die Luft ausgeht und der Zuschauer kein echtes Interesse entwickelt. Und das trotz der wirklich wunderbaren Darstellerleistungen, auch oder besonders der Nebenfiguren, allen voran der von Danny Glover gespielte Mr. Fletcher, der den Youngstern Jack Black und Mos Def eindeutig die Show stielt. Die obligatorische Krise, die alle Träume der ambitionierten Hobbyfilmer zerschlägt ist dann die zurecht angeprangerte Hollywood-Industrie, welche (was in unseren Zeiten hochaktuell ist) die Urheberrechte verletzt sieht und alle Werke zerstören lässt. Doch das Problem ist schnell gelöst, in dem man seinen eigenen Film dreht. Ein wunderbares, fiktionales Biopic eines Jazzmusikers, der angeblich in dem Viertel des Videoladens lebte. Angenehm ist auch, dass der Film hier nie in schöngeistigen Kitsch verfällt, auch wenn das Ende hart an der Grenze zwischen Feel-Good-Movie und penetrantem Optimismus liegt. Trotzdem ist "Abgedreht" in seiner Botschaft einem doch so bodenlos sympathisch, dass man ihn dann doch nicht ganz so schnell vergisst.

65%

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gloiman, Samstag, 12. April 2008, 12:15
Würd ich auch nur 65 geben ... aber man hat irgendwie mal wieder Lust auf eine alte VHS nach diesem Film ...

cobra, Freitag, 2. Mai 2008, 02:27
Ich würde nur 30% geben, außer den geschwedeten Filmen (und hier wird ja nur "Ghostbusters" ausführlich gezeigt) und einigen tollen Gags bez. Jerrys Magnetisierung hat "Abgedreht" einfach kaum was zu bieten. Gerade die Rahmenhandlung um diesen Jazzmusiker ist doch stinklangweilig.